Lebensweise

„Am Grab der meisten Menschen trauert, tief verschleiert, ihr ungelebtes Leben“ (Georg Jellinek)

Dieses Leben und seine Perspektiven sind zum Abgewöhnen. Wir sind ja nicht nur im Großen, sondern ganz alltäglich in den ganz kleinen Dingen gegeneinander aufgestellt in der Ordnung der Herrschaft und der Konkurrenz, die längst in unser Denken, ja unser Fühlen eingedrungen ist. „Jeder ist sich selbst der Nächste“, „Nimm, was du kriegen kannst“. – Es ist zum Ekeln.
 
Klar ist, dass die herrschende Ordnung in Gestalt ihrer Vertreter, Profiteure, Anhänger und Mitläufer zu allen Mitteln der Selbstbehauptung greifen wird. Flexibel, verführerisch oder brutal. Es ist höchst unsicher, dass unsereins ihr blindes Zerstörungswerk stoppen und ihrer vielfältigen Gewalt standhalten kann. Wenn es aber gelingen soll, dann gibt es eine Menge zu lernen und zu verlernen. Wir sind blockiert, Geld und Wert verkleben unsere Gehirne und verstopfen unsere Gefühle.
 
Umdenken tut not, reicht aber nicht, „Umleben“ braucht es. Es braucht die emotionale Kraft freigelassener Fantasie und gemeinschaftlicher Experimente. Ein gutes Leben ist nur zu haben im Kreis von Menschen, die füreinander sorgen. Es gilt, den Alltag in unsere Hände zu bekommen, unser Essen und Trinken, unser Wohnen – das wäre schon ein Anfang. Praktische Versuche sind unterwegs. Die wenigsten Menschen sind auf immer unerreichbar.
 
Es geht um den Schritt vom Überleben zum Leben. Leben darf nicht heißen, „dass man nie tut, was man will und dass man nie gewollt hat, was man getan hat“. (André Gorz) Es geht darum, das versäumte Leben durch das gute Leben zu ersetzen.

 

Einführendes

zum Einstieg ins Thema

Einige Behauptungen zum gesellschaftlichen Niedergang und zu möglichen Auswegen

Ceterum censeo: Die gegenwärtige Krise des Kapitalismus führt zu seinem Ende. Dass es uns dann besser geht, bedeutet das allerdings nicht. Das Kapital verliert jedenfalls mit der abnehmenden produktiven Arbeit seine Substanz. Es wird fiktiv. Kapitalismus ist eine Glaubensgemeinschaft geworden, die am geringsten Zweifel seiner Priester zerbrechen kann.

Irgendwann wird es schiefgehen. Irgendwann – in ein paar Wochen, Monaten oder Jahren – wird es den am eskalierenden neoimperialistischen Great Game beteiligten Staaten nicht mehr gelingen, eine der sich häufenden geopolitischen Konfrontationen rechtzeitig zu entschärfen, um eine direkte militärische Konfrontation zu verhindern.

Vielleicht ist es ja unvermeidlich, dass über die Rettung einer herrschenden Lebensweise am erbittertsten gestritten wird, wenn sie nicht mehr zu retten ist, wenn sie sich allenthalben aufzulösen beginnt.

Neue Artikel zum Thema

„Dichter des Aufruhrs und der Freiheit, der mühelos zugleich der Dichter der Liebe ist.“ Mit diesen Worten beschrieb Albert Camus seinen engen Vertrauten, den Schriftsteller und Résistance-Kämpfer René Char. – Man möchte Camus entgegenrufen: „Danke, gleichfalls!“

Zu den Auswirkungen des Verlusts dialektischen Denkens

Das Wort als solches hört man zwar gelegentlich immer noch: „Dialektik“ oder „dialektisch“. Es wird dann und wann ganz gerne im Munde geführt, nicht selten allerdings auf eine Weise, dass man sich nicht sicher ist, ob die Beteiligten wirklich wissen, was es eigentlich genau bedeuten soll.

In Sachen Populismus war Österreich schon Avantgarde als dieser anderswo noch in den Eierschalen steckte.

Der Artikel ist – wechselt man einige Namen und Begebenheiten aus – heute noch so aktuell wie 2016. Daher sei er hier präsentiert und auch noch auf die Nummer 69 der Streifzüge aus dem Jahr 2017 um Thema „Populismus“ verwiesen. Vor allem auch als Kontrast zu den gängigen Betrachtungen des linksliberalen Mainstreams. Wir bitten um Beachtung und Weiterleitung.