Kategorie: Lebensweise

Dieses Leben und seine Perspektiven sind zum Abgewöhnen. Wir sind ja nicht nur im Großen, sondern ganz alltäglich in den ganz kleinen Dingen gegeneinander aufgestellt in der Ordnung der Herrschaft und der Konkurrenz, die längst in unser Denken, ja unser Fühlen eingedrungen ist. Sich behaupten können bei „Jeder ist sich selbst der Nächste“ und „Nimm, was du kriegen kannst“ ist heute nicht einmal mehr „das schlecht entworf’ne Skizzenbild des Menschen, den es erst zu zeichnen gilt“ (Jura Soyfer). Es ist schlicht zum Ekeln.

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Chronologisch

    Krankenhäuser werden auf Rentabilität getrimmt – mit lebensgefährlichen Folgen

    Seit 1977 reißt in Deutschland die Kette der „Gesundheitsreformen“ nicht ab. Anlass ist jedes Mal die Senkung der so genannten Lohnnebenkosten. Der Löwenanteil des Gesundheitssystems wird nämlich durch Krankenversicherungsbeiträge finanziert, die auf der Grundlage gesetzlich festgelegter Prozentsätze auf die Einkünfte der Beschäftigten erhoben werden.

    Selbst im blickdichten Wien passieren manchmal wahre Wunder an Schau-Spielen. In Wien, wo jeder Streifenpolizist ein Lied zu singen weiß über die „Grundangst des Wieners, Lebenslust zu sehen“. Da muss im Gemeindebau immer wieder mal Streit geschlichtet werden zwischen alteingesessenen Griesgrämigen und feiernden „Ausländern“.

    Beethovens Waldsteinsonate ist hervorragende Musik, sie nimmt mich ab dem ersten Ton auf eine lustvolle Reise, die im rasanten, aber leisen, ja schleichenden Laufen beginnt, das abrupt durch eine mit Inbrunst in die Klaviatur gedonnerte Akkordfolge unterbrochen und von einem irren leisen Rasen fortgesetzt wird. Das weckt schon alleine beim Darüber-Schreiben feine emotionale Zustände in mir.

    Fünf Bemerkungen. Sprunghaft

    Dass Lust der Inbegriff des Guten sei, war eine Position schon in der griechischen Philosophie. Eine von der Pflichtenethik heftig als asozial und unmoralisch gescholtene Auffassung, deren Anthropozentrismus und Individualismus mit ihren durchaus gegensätzlichen Folgerungen freilich nie mehr ausgerottet werden konnten.

    Essen ist der Sex des Alters, heißt es. Weil man sich zwar noch an Sex erinnert und insgeheim davon phantasiert, aber eigentlich schon zu müde dazu ist und er irgendwie nicht mehr so aufregt, braucht es also Ersatz für die Lust, die der Sex nicht mehr liefern kann. Das ist das Essen. Schweinsbraten und Sachertorte mit Schlag sind weniger mühsam, aber ähnlich lustvoll und jetzt noch dazu befriedigender.

    Psychische Probleme und Erkrankungen als Symptom und zugespitzte Folge von im modernen Kapitalismus gesellschaftlich weit verbreiteten Bewusstseins- und Subjektivitätsformen zu denken – dieses Thema fristet eher ein Aschenputtel-Dasein. Unerschrocken ob dieser Lage und ob der Umfangsbeschränkung dieses Artikels zeigt er einige charakteristische Momente des depressiven In-der-Welt-Seins. Und beansprucht eine notwendige, keine erschöpfende Argumentation.

    Mit vier war ich sehr draufgängerisch. Ich war (zugegeben) blond, meist in Cord- oder karierten Hosen, nicht allzu leicht zu beeindrucken, und ich fuhr Ferrari. Entsprechend rot. Was anderes kam nicht in Frage. Mein Beuteschema war klar: groß, dunkel, lässige Gangart. Hat immer geklappt.

    Zuweilen versuche ich öffentlich lustig zu sein, zuweilen verdiene ich sogar Geld damit. Denn wie ließen sich die Zumutungen der Realität anders ertragen als durch ironisch-seitliches dran Vorbeigehen? Wie den Zorn sinnvoller sublimieren als durch Satire?

    „Hände weg, lass die Umarmungen! Eher will ich sterben als dir gehören“, schreit Narziss die Nymphe Echo an, die ihn liebt und wiedergeliebt werden will. Narziss hasst die Umarmungen, die seinen Körper spüren wollen, sodass auch er ihn spüren muss. Er verachtet die Liebe, die unter die Haut geht – und aufwühlt, was nicht ins Bild passt, das er von sich hat und behalten will:

    Eine Schaukel schwingt zwischen Himmel und Hölle, zwischen Tier und Gott. Sie schwingt von der Ewigkeit unseres Bewusstseins zur Endlichkeit unseres Körpers. Sie schwingt von Libido zu Agape, vom Singen zum Furzen – und wieder zurück. Nennen wir sie die Lustschaukel.