Kategorie: Lebensweise

Dieses Leben und seine Perspektiven sind zum Abgewöhnen. Wir sind ja nicht nur im Großen, sondern ganz alltäglich in den ganz kleinen Dingen gegeneinander aufgestellt in der Ordnung der Herrschaft und der Konkurrenz, die längst in unser Denken, ja unser Fühlen eingedrungen ist. Sich behaupten können bei „Jeder ist sich selbst der Nächste“ und „Nimm, was du kriegen kannst“ ist heute nicht einmal mehr „das schlecht entworf’ne Skizzenbild des Menschen, den es erst zu zeichnen gilt“ (Jura Soyfer). Es ist schlicht zum Ekeln.

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Chronologisch

    Wenn die Wirtschaft nicht rund läuft und die Menschen in ihrer Existenz bedroht, dann bekommen wir die absonderlichsten Vorstellungen darüber zu Gehör, wer denn Schuld sein soll an dieser Situation. Mal sind es die „Arbeitsscheuen“ oder die „faulen Griechen“, mal sind es zockende Spekulanten von der US-amerikanischen Ostküste.

    Tocotronic gründeten sich 1993, zwei Jahre später erscheint ihre erste Platte „Digital ist besser“. Zwanzig Jahre später nun, zum Bandjubiläum, das zehnte Studioalbum mit nachgerade programmatischem Titel: „Wie wir leben wollen“. Siebzehn Songs sind darauf versammelt, jeder für sich ein Statement zum Thema, musikalische Erläuterungen eines Quasimanifestes.

    Wieder der Blechkultur-Wahnsinn auf der Straße, wenn ich mit dem Rad in Berlin-Kreuzberg unterwegs bin, zum Beispiel Wrangelstraße. In Mehrreihen-Formation parken die Wagen von Gewerbe-Leuten, AnwohnerInnen oder TouristInnen. Da mußt du Augen überall haben und besser nicht pokern wie manche Autofahrer. Durch den freien Fahrraum beweg ich mich slalom-artig, da geht es zwischen einem einparkenden Wagen auf der rechten Spur und einem in zweiter Reihe geparkten in der linken hindurch. Dennoch rauscht ein großer Mercedes-Kombi auf mich – in Mitte der Straße – zu, möchte nicht abbremsen. Die Message: Der Stärkere hat Vorfahrt (trotzdem hier auch, zu allem Überfluss, Spielstraße mit Tempo 30 gilt) und du, Radlerin, drück dich gefälligst aus der Bahn.

    Auf den Märkten der kapitalistischen Ökonomie kaufen und verkaufen die Individuen selbstständig und bewähren sich dabei als mehr oder minder geschickt – nicht zuletzt in der Vermarktung ihres Eigentums bzw. ihrer Arbeitskraft. Mit dem bürgerlichen Recht macht den Individuen die Forderung schwer zu schaffen, ihre Position in der Welt sich als Resultat ihres freien Willens, ihres Einsatzes sowie ihrer Fähigkeiten und Energien zurechnen lassen zu müssen. Moral und Psychologie kultivieren diese Subjektform. Sie fokussieren und fixieren sich auf das Vermögen bzw. Unvermögen des jeweiligen Individuums, ichstark „sein“ Leben „führen“ zu können.

    Anmerkungen zum Linzer Finanzskandal

    Da schwebt ein Unheil in Form einer Finanzbombe über der Stadt Linz und die Stadt ist wie gelähmt; entweder wird auf irgendeinen Retter gewartet oder man wird diese Katastrophe schon irgendwie überleben. Die Ungeheuerlichkeit wird verharmlosend als ein normales Geschäft hingestellt. Da werden Lebensgrundlagen, eine Infrastruktur einer ganzen mittleren Stadt zur Ware zum Zwecke der Kapitalvermehrung in Form eines verwinkelten Zinswettgeschäftes.

    Im Kapitalismus ist eine Religion zu erblicken, d.h. der Kapitalismus dient essentiell der Befriedigung derselben Sorgen, Qualen, Unruhen, auf die ehemals die so genannten Religionen Antwort gaben. Der Nachweis dieser religiösen Struktur des Kapitalismus, nicht nur, wie Weber meint, als eines religiös bedingten Gebildes, sondern als einer essentiell religiösen Erscheinung, würde heute noch auf den Abweg einer maßlosen Universalpolemik führen. Wir können das Netz, in dem wir stehen, nicht zuziehn. Später wird dies jedoch überblickt werden.

    Warum die gegenwärtige Krise keine »normale« ist und was das für die Linke heißt

    Als die bürgerliche Welt 2008 noch davon brabbelte, dies sei zwar eine schwere Krise, sie sei aber bald vorbei, haben verschiedene Kräfte auf der Linken das bestritten und zu Protokoll gegeben, dies sei in den Auswirkungen nur vergleichbar mit dem, was den großen Krisen von 1873 oder 1929 folgte. Diejenigen, die diese Position vertreten haben – der Autor dieses Artikels gehört dazu – haben sich zu korrigieren.

    Beim Nachdenken über Sex ist mir neulich bewusst geworden, dass dieses Thema für mich abgefrühstückt ist. Erzählt jemand – sei es im Fernsehen, sei es beim Bier – über sein Liebesleben, verflüchtigt sich flugs der Sauerstoff in meinem Gehirn, ich schiele auf die Uhr und ich hoffe, dass bald wieder über Steuerrecht oder Ökostromeinspeisungstarife geredet wird. Der öffentliche Diskurs über die Kopulation hängt in den Seilen und: hinkt wie eine schlechte Metapher.

    Flüchtige Notizen zu Fetisch und Sexualität

    Einst dienten Überlegungen zum Thema in erster Linie dazu, Modell-Perversionen vorzuführen. Der Fetischismus galt als eine „Störung des Trieb- und Affektlebens“, wie etwa Wilhelm Stekel (1868-1940) in seiner voluminösen Studie gleichen Namens unermüdlich nachzuweisen versuchte. Auch Richard Krafft-Eibeling behauptete: „Der Fetischismus. Er beruht auf der Betonung der Vorstellung von einzelnen Körperteilen oder Kleidungsstücken des anderen Geschlechts, oder gar bloß Stoffen, mit welchen sich dasselbe zu kleiden pflegt, mit Wolllustgefühlen.

    Ein müder Blick aufs Handy zeigt für die vergangene Nacht eine durchschnittliche Herzfrequenz von 48 Schlägen in der Minute, aber nur einmal, um 03:11 Uhr, ganz kurz aufgewacht. So weiß ich, dass ich ausgeschlafen bin. Ein Tag, wie geschaffen um 270 Schritte mehr zu gehen, dann könnte ich das Pensum für Juni vielleicht noch erreichen.