Schlagwort: Streifzüge 2022-84
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Chronologisch
Schräge Nachrichten aus der bürgerlichen Matrix des Tauschs
Tauschen wie Täuschen gehen etymologisch zurück auf das mittelhochdeutsche tuschen bzw. tiuschen, was meint: „unwahr reden“, „lügnerisch versichern“. In seiner heutigen Bedeutung ist es erstmals im 15. Jahrhundert bezeugt. Tauschen wie Täuschen meint: Jenes soll für dieses stehen. Dieses soll gleich jenem gelten. Wenn jenes und dieses verschieden und doch gleich sind, dann sind tauschen und täuschen wirklich eins. Um Sachen tauschen zu können, müssen wir uns in den Dingen täuschen. Es gilt etwas für etwas anderes zu halten.
Wert, Geld und Kapital: Unsere Vorstellungen davon mögen im Einzelnen stark differieren, aber gibt es einen gemeinsamen Nenner. Wir bringen sie unwillkürlich in genau diese Abfolge: Wert, Geld, Kapital.
Zu Gottfried Kellers Novelle Die drei gerechten Kammmacher
Sie arbeiten hart, leben genügsam, sind von verdrossener Stimmung, halten sich von allen Geschehnissen des Städtchens fern, insbesondere von dessen Vergnügungen, denn sie sparen jeden Groschen …
Warentausch als gesellschaftlich-allgemeine Form ist wertgerechter, äquivalenter Tausch, also sowohl qualitativ wie quantitativ gekoppelte Transaktion des Gebens und Nehmens – eben Verkauf und Kauf.
Entwürfe zu einer Theorie des Sonderangebots
Nicht mehr die endgültige Taxe ist ausschlaggebend dafür, diese oder jene Ware zu erstehen, es ist die etikettierte Differenz zwischen Ausgangspreis und Endpreis. Je eklatanter die Lücke, desto entschiedener das Verlangen. Minus 30, minus 50, minus 70 Prozent! The special offer erregt unser Interesse und reizt unser Verlangen.
Was die private Form verdeckt: die Vergesellschaftung der Produktion
„Das Einzige, worauf sich die Linke und die Rechte einigen können, ist, dass mehr Jobs etwas Gutes sind. Daher gibt es wenig Anreize, irgendeine Maßnahme zu setzen, die Jobs abschafft.“ (David Rolfe Graeber).
Ein Pamphlet gegen die Tauschlogik
Ohne Geld wird getauscht – das ist der Mythos. Zum Beispiel mit Zigaretten in Gefängnissen. So sehr ist uns eingetrichtert worden, dass es ohne Geld nur primitive Tauschwirtschaft geben kann, dass wir uns anderes gar nicht mehr vorstellen können.
Wir halten Tauschen für eine der natürlichsten Sachen der Welt. Ist es aber nicht. Tauschen koppelt Geben und Nehmen aneinander. Du kriegst nur was, wenn du auch was gibst.
Draußen ist Krieg und wir reden vom Tausch. Aber vielleicht ist deswegen immer wieder Krieg, weil drinnen der Tausch tobt, das Geld giert und der Wert und seine Werte all unsere Gesellschaften bestimmen und zerstören. Dazu mehr in dieser und in der nächsten Nummer.
… Für die Menschen in der Ukraine, ob eher russlandnahe oder doch nach Westen ausgerichtet, hatte und hat der Konkurrenzkampf auch nach langen Jahren der Verhandlung keine Perspektiven.