Schlagwort: Glatz; Lorenz

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Chronologisch

    Mit Politik und Wirtschaft wird nichts besser

    „Wenn Wahlen etwas änderten, wären sie längst verboten“, ob das nun von Rosa Luxemburg, Kurt Tucholsky, Emma Goldman oder sonstwem stammt, so falsch ist der Spruch nicht, und in kritischen Kreisen ist er auch ganz geläufig.

    Χρῆμα (Chrêma) schreibt Aristoteles, wenn er „etwas“ meint, das als für Menschen brauchbar, nützlich gilt, zur Grundlage des Lebens und möglichen Reichtums zählt. Es ist ein vom Verb χράομαι (chráomai) – (ge)brauchen, sich etwas zunutze machen – abgeleitetes Substantiv, „Gebrauchswert“, „Nützling“ gewissermaßen.

    In der Wiener Zeitung vom 2. Juni 2017 sind mir auf der Titelseite drei Schlagzeilen aufgefallen. „Industrie in Europa schafft wieder Jobs“ war der Aufmacher, „Trump kippt Klimaschutzabkommen“ der zweite, gleich daneben. Schon diese beiden haben einen bemerkenswerten Zusammenhang.

    Trump-bashing macht bei zivilisierten Leuten in Amerika und in Europa (soweit sie sich noch trauen) Furore. Trump selbst hingegen bei der anschwellenden Zahl der eher Unzivilisierten aller sozialen Klassen, einschließlich der „politischen Klasse“ auch.

    Einige Behauptungen zum gesellschaftlichen Niedergang und zu möglichen Auswegen

    Ceterum censeo: Die gegenwärtige Krise des Kapitalismus führt zu seinem Ende. Dass es uns dann besser geht, bedeutet das allerdings nicht. Das Kapital verliert jedenfalls mit der abnehmenden produktiven Arbeit seine Substanz. Es wird fiktiv. Kapitalismus ist eine Glaubensgemeinschaft geworden, die am geringsten Zweifel seiner Priester zerbrechen kann.

    Vermutungen zum anstehenden Kultur-Bruch

    Alltag hat für unsereinen, der gerade im Auge des Orkans lebt, noch eher den Geruch des stabilen, normalen, ausgetretenen Pfads der Reibungslosigkeit. Man könnte auch sagen: der relativ sanften Indolenz und Resignation. Die Arbeit und der Freigang, das private und das öffentliche Gewirks gehen, wie sie halt gehen müssen

    Eine knappe Mehrheit der Insulaner hat gegen die satte Mehrheit der politischen und ökonomischen Eliten für den EU-Austritt gestimmt. Alte Leute, sozial schlechter Gestellte, Engländer und Waliserinnen haben eher dafür, Junge, besser Verdienende und Leute in Schottland und Nordirland eher dagegen gestimmt. Die Ratlosigkeit der leitenden Funktionäre unserer Gesellschaftsordnung hat da deutlich durchgeschienen.

    Ein „Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht“ – mit Mephistopheles sind Schuberth und seine Diplomarbeit verwandt. Das ist dem Thema und der Weltgegend, wo sie es behandeln, auch durchaus angemessen. Und dass der Text mittlerweile zwanzig Jahre Text alt ist, tut dem keinen Abbruch.

    2013: 435.000, 2014: 626.000, 2015: 1,xxx.xxx, 1/2016: 58.600 Flüchtlinge, 3.735 Tote. – In Zahlen und Statistik wird in dieser Welt alles wahrgenommen, nur so kann bewertet, berechnet, verworfen oder verwertet werden. Menschen sind in dieser Lebensordnung generell bei allem, was zählt, wandelnde Nummern, Ziffern, Zahlen auf diversen Konten und Berechnungen. Und wer am Ende sich nicht aus-zahlt, wird als (ver)störender Rest aus der Rechnung abgeschoben. Deren Zahl steigt auch hierzulande von Jahr zu Jahr. Und jetzt sind auch noch die Flüchtlinge einzurechnen!

    Caritas-Direktor Landau schreibt „Wien, Juni 2015“ in einem Spendenaufruf:
    „Oft werde ich gefragt, wieso Österreich helfen soll, wenn es anderen Ländern schlecht geht. Ist das unsere Aufgabe? Was gerne übersehen wird: Vieles von dem, was für uns selbstverständlich ist, geht zu Lasten anderer Menschen. T-Shirts um wenige Euros, Handys, die billig produziert werden, Kakaobohnen für Schokolade, Benzin für unsere Autos – oft genug steht das in direktem Zusammenhang mit der Armut in ärmeren Ländern. Ist es nicht ein Mindestmaß an Anstand und Gerechtigkeit, wenn wir nicht nur ausbeuten, sondern auch teilen?“