von Lorenz Glatz
Im Museum of Modern Arts in New York gibt es Yoko Onos Voice Piece for Soprano / Scream. / 1. against the wind / 2. against the wall / 3. against the sky / 1961 autumn. Laut der Erläuterung an der Wand geht es um Befreiung, um die Frage, wer das Sagen hat. Als „Installation“.
Wer will, schreit per Mikrophon, Verstärker und Lautsprecher, allerdings zuerst against herself, denn die Wand steht ihr im Rücken. Und um endlich ein wenig das Sagen zu haben, folgen die Besucher brav den „orders“ der Installation. Wir stehen geduldig und ein wenig geniert und scheu in einem perfekten Halbkreis, schreiten oder huschen zum leer gewordenen Platz am Mikro und erleichtern uns. Um die Wette, denn wer durch Stimmumfang oder Schrille hervorsticht, bekommt mehr Applaus. Der Aufpasser in seiner dezenten Uniform ist bloß kurz vorbeigekommen und entfernt sich, weil überflüssig. Das Schreien ist hier voll in Ordnung. Ein Stückchen Befreiung, installiert.
Auf dem Video der Museumshomepage macht es Yoko Ono vor. Ein Fan rutscht auf den Knien mit seiner Kamera ins Bild. Sie traut sich entschieden mehr als wir gewöhnlichen Besucher. Am Ende jubelt das Publikum – über einen Akt von Befreiung?
Ein Posting eines Nutzers findet sich auch: … And then it was over. Yoko and I had done it! Together we’d created a work of exhilarating, defiant, liberating art that turned heads, startled passersby, and covered me in a fine sheen of flop sweat.
Freund Pichl Peter hat recht gehabt: „Kunst verhält sich zum Museum wie Liebe zum Bordell“. „Liberating Art“ sollte auch als „Kunst befreien“ gelesen werden.