Freigeister und ihre kreative Revolution

Streifzüge 36/2006

2000 abwärts

von Maria Wölflingseder

Sind’s Fantasy- oder Gespenstergeschichten oder einfach Lügenmärchen, die uns in den Wirtschaftsblättern und den Karriere-Seiten der Tageszeitungen aufgetischt werden?

„Die kreative Revolution. Es gibt wenige Dinge auf der Welt, die mich so sehr faszinieren wie die Revolution des Alltäglichen. Wenn aus einem banalen Fahrrad in wundersamer Metamorphose ein Mountainbike wird, mit breiten Reifen, robustem Rahmen und der Aura des Verwegenen, oder aus einem simplen Alpinski ein Carver, der an die Stelle der geraden Kanten die Kurven setzt und damit einer ganzen Industrie neues Tempo verleiht, dann sind kreative Akte umgesetzt.“ Alfons Flatscher, Herausgeber von Report plus, ist auch von Steve Jobs ganz entzückt, dem „Säulenheiligen der Kreativität“, der aus einem Computer ein „Designkultobjekt“, den Apple, kreiert hat“So lässt sich das Ergebnis des heurigen World Economic Forums in Davos lesen: Der Manager ist tot, es lebe der Kreative! Helle Köpfe, die in der Lage sind, Produkte zu entwickeln, die ganze Märkte verändern, stehen ganz oben auf der Liste der Meistgesuchten. Die erfolgreichen Unternehmen der Zukunft sind jene, denen es gelingt, möglichst viele der Freigeister anzuziehen, die Althergebrachtes über den Haufen werfen und der Konsumlandschaft einen kräftigen, eigenen Stempel aufdrücken. “

Gestresst, ausgebrannt, voller Existenzangst – ach wo denn? Freigeister schweben durch die Arbeitswelt! Keine Aufseher, keine Peitschen, keinerlei Zwänge von außen sind heute mehr notwendig. Die VordenkerInnen, besser die VorhalluziniererInnen drängen sich von selbst in den Vordergrund bzw. auf den Markt. Die Propaganda der totalitären Arbeitssekte läuft wie geschmiert. Die Blindheit gegenüber der Ausweglosigkeit unserer Form des Arbeitens und Wirtschaftens ist zu einer Zivilisationskrankheit geworden.

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