von Franz Schandl
Warum regen sich alle nur so auf? KHG ist doch ein Marktwirtschaftsbub wie er im Lehrbuch steht. Seien wir doch dankbar! Soviel Offenheit war selten. Wenn da welche Anstand, Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit in der Politik einfordern und KHG kaltschnäuzig vom „Theater, das man Parlament nennt“ (Die Presse, 12. Juli 2003) spricht, dann ist Letzteres eine Wahrheit und Ersteres ein Gesuder. Wer sich über KHG empört, hat entweder nichts begriffen oder beteiligt sich an der obligaten Inszenierung einer österreichischen Skandalposse. Das Entsetzen ist auf keinen Fall angebracht. Es versetzt einen, aber in Unkenntnis statt in Erkenntnis.
Kinder und Narren sagen die Wahrheit. Und Grasser ist selbstverständlich ein medial verhätscheltes Narrenkind des Kapitals, das eben an diesem Kind einen Narren gefressen hat. An Schüssels Hof verplappert er nun ein Geheimnis nach dem anderen. Man sollte hinhören und es ernst nehmen. KHG mag ein Lügner sein – dazu wird man in den Marketing- und PR-Kursen ja abgerichtet -, aber er ist weniger verlogen als die, die über ihn herfallen.
Umgekehrt: KHG ist einer von ihnen, der es ihnen zu bunt treibt. Gerade was der Öffentlichkeit an markttauglichen Tugenden verordnet wird, erfüllt KHG vortrefflich. Dieser Mann mag überheblich sein, falsch ist er nicht. Warum soll in der Politik, also im „Politgeschäft“ (Cap) nicht gelten, was im Geschäft gilt? Das wäre nicht marktgerecht, so was kann KHG nicht hinnehmen. Warum soll ausgerechnet er nicht kassieren dürfen, was diverse Idioten ihm zahlen? Politik muss sich doch lohnen. Peter Pilz liegt also einmal mehr völlig daneben, wenn er meint, an Grasser sei nur mehr der Haarschnitt korrekt. Nein, an KHG ist alles korrekt. Das Korrekte ist so.
Erfolgreich ist ein Politiker, der Erfolg hat. So sinngemäß der jetzige Grasser-Fresser Josef Cap. Und den hat der KHG, da mag man auch am Verstand aller VWL-Knaben, Schwiegermütter und sonstiger AnhängerInnen schier verzweifeln. Das nicht ein ganzes Wahlvolk laut auflacht, sondern lautstark applaudiert, wenn einer wie KHG erscheint, sagt so manches über dessen Beschaffenheit, ja Besessenheit aus. Dass selbst „gestandene Unternehmer“ auf den Kärntner Clown abfahren, verdeutlicht das Niveau hiesiger Bourgeoisln. Das Programm, das abläuft, nennt sich die Stronachisierung der Republik. Irrer als das Interesse der Macher ist aber, dass die Aufgemachten noch Beifall klatschen, wenn sie in den Strohsack gesteckt werden.
Karl Heinz hat keine Blößen, Karl Heinz ist eine Blöße. Aber seine Größe besteht in eben dieser Blöße, die verdeutlicht, wie eine beliebige Personifikation des arroganten Nichts sich als bürgerliche Karriere in Wirtschaft und Politik durchsetzt. KHG ist aber nicht „tollpatschig“ (Norbert Stanzel, Kurier 12. Juli 2003), er ist ein toller Hecht. Seine Homepage ist nicht peinlicher als ihr Publikum. Wenn er das Sommertheater überstanden haben wird, wird er stärker strahlen als zuvor. Dass der Kanzler den Kreisky macht und seinen Androsch entlässt, ist nicht anzunehmen. Da noch eher, dass die FPÖ auf Rache sinnt, aber auch ihr wird es wichtiger sein, vorläufig in der Regierung zu verbleiben. Zumindest ist noch nicht der Zeitpunkt gekommen, wo es den Haider-Mannen wirklich gelingen könnte, es Schüssel und Grasser heimzuzahlen.
Lasst KHG also weiter machen! Auch wenn er nicht weiß, was er redet, er sagt viel Richtiges. Dieser Mann darf nicht gehen. KHG in eine OHG abzuschieben, darf nicht zugelassen werden. Nein, dieser Mann muss Kanzler werden! ! Unbedingt. Der ist gar um vieles ehrlicher als der jetzige, der nicht einmal mehr Sau sagt, wenn ihm danach ist.
(Ungekürzte Fassung eines Artikels aus der Volksstimme 29 vom 17. Juli 2003)