von Franz Schandl
Am 17. April 2007 ist Julius Mende freiwillig aus dem Leben geschieden.
Julius war mir ein lieber, wenn auch nie unkomplizierter Freund. Dezente Zurückhaltung und Mangel an Direktheit waren seine Sache nicht. Ich wusste immer, wie ich bei ihm dran war. Keine Absage, die er nicht so meinte, aber auch keine Zusage, die er nicht eingehalten hätte. Julius hatte Konturen. Ich erinnere mich gerne, sei es an die zahlreichen Redaktionssitzungen der Zeitschrift Weg und Ziel oder an äußerst angenehme und anregende Besuche bei ihm in der Wiener Wohnung oder in seinem Domizil am Schotterteich im Waldviertel.
Die Öffnung des theoretischen Organs der KPÖ, Weg und Ziel, Anfang der Neunziger Jahre hing ganz entscheidend an seiner Person. Bis zur Einstellung im Jahr 2000 war er dort dazu da, sehr unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bringen. Er hat sich oft geärgert, aber wahrscheinlich konnte nur er diese Diskrepanzen auf seinem breiten Rücken überbrücken. In der Abschiedsnummer habe ich mich bei ihm bedankt, „dem Verbindungsmann der und zur KPÖ, der seine Rollen, wenn auch des öfteren in patriarchaler Manier und manchmal mit unberechenbaren Auftritten, so doch ganz ausgezeichnet meisterte. Es ist eine Frage, ob es je einen besseren Doppelagenten geben könnte als ihn, dem es zweifellos über lange Zeit gelungen ist, beide Seiten (Partei und Autoren) einigermaßen zufriedenzustellen.“ – Er hat sich selbst in dieser Einschätzung des Doppelagenten durchaus wiedergefunden und sie zu Recht als ein ausdrückliches Kompliment für diese außergewöhnliche Leistung genommen.
In den Anfangstagen des Kritischen Kreises und der Streifzüge mischte Julius Mende einige Zeit mit. Anders hätten wir die ersten Jahre als Zeitschrift kaum überstanden, ohne im Schuldturm zu landen. Wir waren nicht so ganz seine Sache, aber er hat unser Anliegen unterstützenswert gefunden. Dafür gilt ihm unser herzlicher Dank.
Wir hätten Julius noch viele Jahre in mehr Ruhe und Genuss gewünscht, doch seine Krankheit hat ihm das Leben verleidet. Wir fühlen mit seiner Frau Bärbel und allen, die Julius mochten.
P. S. : Vor einigen Wochen ist bei Promedia ein Buch von Julius Mende erschienen, wo er sich einmal mehr mit einem Thema auseinandersetzte, dass ihn zeitlebens intensiv beschäftigte: „Die sexuelle Welle. Zwischen Sinnlichkeit und Vermarktung. Bilder und Texte.“