von Martin Scheuringer
Fahrrad fahren ist rundum gut. Wenn der Radler seinen Körper durch die erfrischende Luft bewegt, passiert viel Erbauliches: Seine Muskeln werden bei Gelenke schonender Anstrengung mit frischem Sauerstoff zu kräftigenden Lebenszeichen animiert und erinnern sich ihres Daseinszwecks, sein Kreislauf wird in Schwung versetzt, verströmt in pulsierender Manier erquickende Behaglichkeit von der Zehe bis zum Scheitel und erfreut sich am belebenden Gelingen seiner Einrichtung, und zum Höhepunkt wird der Sitz des kritischen Bewusstseins mit dem die Ganglien erfrischenden Lebenselixier in höchst ausreichender Menge umflutet, sodass der reflektierende Radfahrer sogar die Brücken zwischen Theorie und Praxis schneller zu schlagen vermag.
Einiges ist nicht nur Max Weber nach einem anstrengenden Spaziergang in sauerstoffschwangerer Luft clare et distincte vor das Gesichtsfeld getreten, sodass er es mit klärenden Begriffen in einen novum ordinem phaenomenorum eingliedern konnte. Können Sie sich die schnell begreifende sokratische Maieutik in einer modernen stark luftverschmutzten Stadt durchgeführt von sich träge herumschleppenden, schwergewichtigen Intellektuellen vorstellen?
Wie viele große Ideen wurden nach körperlicher Anstrengung in die Welt geworfen? Das wäre eine wissenschaftsgeschichtliche Fragestellung, die die Rolle des Sports in der leider oft körperverachtenden scientific community in einem anderen Licht erhellen könnte.
Die Sentenz mens sana in corpore sano kommt nicht von ungefähr!
Nicht nur uns selbst tun wir Gutes, wenn wir Strecken mit dem Rad zurücklegen, auch die Natur bedankt sich mit schönen Blumen am Straßenrand, die zu neuen olfaktorischen Genüssen anregen. Wie sauber wäre die Luft in den Städten der Welt, würde eine Mehrheit ihre täglichen Wege zu Fuß oder mit dem Drahtesel zurücklegen! Stellen Sie sich die Straßen vor, benutzt nur von Fußgängern, Radlern, Öffis und Lieferanten. Eine Idylle wäre das fast schon! Wer hilft mir beim Verwirklichen?