Linke Ökologie?

von Julian Bierwirth

Mit der Ökologie stehen viele Linke auf Kriegsfuß. Sie gilt ihnen als rein technische Frage, im Unterschied zum gesellschaftlichen Anliegen der Emanzipation. Davon abgesehen, so können wir hören, laufe das alles auf Verzichtsethik hinaus – und damit „lässt sich doch kein Hund hinterm Ofen vorlocken“ , wie eine Aktivistin im Vorfeld des Klimacamps 2008 einer Mobilisierungszeitung zu Protokoll gab. Gleiche Lebenschancen für alle bedeute eben auch, „dass der chinesischen Wanderarbeiterin zugestanden werden muss, den auf chinesischen Werkbänken produzierten VW-Golf zu fahren!“
Ganz so, als wäre der auf chinesischen Werkbänken produzierte VW-Golf bereits ein Ausblick auf die befreite Gesellschaft. Dem allerdings ist mitnichten so. Das Auto stinkt und vereinzelt. Es gehört einer Epoche an, in der Mobilität das Konsumvergnügen von Warenmonaden bedeutet. Hier hat sich eine Gesellschaft, die auf Vereinzelung und rastloser Bewegung beruht, in der Technik niedergeschlagen. Die Abwicklung dieser Art von Technik ist Teil der sozialen Herausforderung.
Aber nicht nur das: Richtig ist nämlich auch, dass es ein alter Trick der Literatur war, soziale Utopien auf kargen Planeten anzusiedeln. Ursula K. LeGuins „Planet der Habenichtse“ etwa spielt auf einem rohstoffarmen Mond. Das Zusammenleben der Menschen dort wird bestimmt von den Anforderungen, die ihre raue Umgebung an sie stellt. Menschliche Selbstbestimmung ist da nur sehr begrenzt denkbar.
Was solche Romane als Fiktion entwickeln, praktiziert der Kapitalismus jedoch gerade als reales Phänomen. Wenn durch den Klimawandel die Wüstenbildung zunimmt und durch den Wachstumszwang des Kapitals Rohstoffe vergeudet werden, dann verschlechtert dies die Voraussetzungen für ein emanzipiertes Leben jenseits von Ware, Wert und Kapital. Ganz davon abgesehen, dass er bereits jetzt die Lebensbedingungen vieler Tausend Menschen ruiniert.

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