Vortrag von Peter Samol
Samstag 06. Juni, 16:00 Uhr
Antifee-Festival Göttingen
(Das Festivalgelände befindet sich auf dem Zentralcampus der Universität Göttingen. Dort auf der Wiese zwischen Blauem Turm und Kreuzbergring)
Vortrag von Peter Samol
Allenthalben wird behauptet, der Ursprung der Krise läge im Finanzsektor. In Wirklichkeit liegt ihr ein basaler Widerspruch der kapitalistischen Wirtschaftsordnung zu Grunde. In dieser hat nämlich nur Anspruch auf einen Anteil am gesellschaftlichen Gesamtprodukt, wer zu seiner Herstellung beigetragen, sprich gearbeitet hat. Dabei werden die Arbeitsmöglichkeiten faktisch immer weniger. Die Folge ist eine wachsende Lücke zwischen Warenangebot und Nachfrage. Gleichzeitig sammelt sich immer mehr Kapital an, das keine Anlagemöglichkeiten mehr vorfindet. Der Finanzsektor tat dabei das, was seine Aufgabe ist, nämlich überschüssiges Geld weiterzureichen. So konnten viele Menschen ihren Konsum auf Pump finanzieren und ganze Industrien am Leben gehalten, die sonst Pleite gegangen wären. Die Folge war ein Krisenaufschub, der mit einer wachsenden Finanzblase einher ging. Jetzt ist die Blase geplatzt und das lange aufgestaute Krisenpotenzial tritt zu Tage.
Samstag 06. Juni, 19:00 Uhr
Antifee-Festival Göttingen
(Das Festivalgelände befindet sich auf dem Zentralcampus der Universität Göttingen. Dort auf der Wiese zwischen Blauem Turm und Kreuzbergring)
Podiumsdiskussion „Pop in der Krise. Regression und kulturelle Gleichschaltung in der Phase des nachbürgerlichen Kapitalismus“
(mit Peter Samol)
Nicht nur die kapitalistische Wirtschaft befindet sich im Niedergang, auch in der Popkultur zeichnen sich seit einigen Jahren Krisenprozesse ab. Profite von Medienunternehmen und Autobauern geraten unter Druck, während die ideologische Verarbeitung der Krise auf vollen Touren läuft. Der Niedergang der Wirtschaft wird popkulturell begleitet von einem munteren Potpourri aus Kraft-durch-Freude-Optimismus, einer Renaissance höchst fragwürdiger „Werte“ und dem zur Show aufegepopten Zwang zur ständigen Selbstmobilisierung. Dabei macht sich auf allen Kanälen eine Belanglosigkeit und Blödigkeit breit, die ihres gleichen vielleicht noch im schlagerseeligen Muff der 50er und 60er Jahre findet.
Gleichzeitig ist die Kritik auf den Hund gekommen. Nicht der Kapitalismus und seine Funktionsmechanismen werden für die Krise verantwortlich gemacht, sondern die unersättliche Gier einiger Weniger, denen nun durch autoritäre Staatsmaßnahmen Einhalt geboten werden soll. Und statt einer fundierten Analyse dessen, was in der Popkultur passiert und sich in den Produkten niederschlägt, kriegt man in den landläufigen Popjournalen die Gebrauchs- und Kaufanweisungen der Musikindustrie noch einmal angedreht. Pop, so scheint es, ist nicht mehr der Sound der Rebellion, sondern klingt in vielen Bereichen mittlerweile eher als Sound der Regression.
Wie sieht der Zusammenhang zwischen kapitalistischer Krise und Regression in der Popkultur aus? Wie ist es um die subversive Kraft des Konzepts Pop bestellt? Wie müsste eine adäquate Kritik popkultureller Produkte aussehen?
Es diskutieren Sarah Diehl, Roger Behrens, Peter Samol und Vertreter*innen des Antifeeplenums.