Ein Augenzeugenbericht von den Eskalationen bei der 1. Mai-Demo
von Edith Friedl
Ich ging Richtung Mai-Kundgebung der KPÖ. Plötzlich sehe ich, dass ein Riesenaufgebot an Polizei eine Gruppe von etwa 50 Jugendlichen und Kindern bedrohlich einkesselt. Auf meine Frage an einen Polizisten, was denn das soll, erhielt ich die lapidare Antwort, die Exekutive hätte die Order „von oben“, die Leute abzudrängen, denn die seien vermummt.
KEINE/R dieser Youngsters war vermummt! (Ich fotografierte sie alle!) Also stellte ich mich mitten unter die sog. „Vermummten“, um, wenn nötig, als Zeugin da zu sein.
Nach gut zwei Stunden Einkesselung wurde die Situation immer angespannter. Die Jugendlichen schrien, wurden zusehends ungeduldiger, wollten raus, und plötzlich brach die Hölle los: Polizisten schnappten sich einzelne aus der Gruppe, warfen sie zu Boden, droschen mit Schlagstöcken auf sie ein.
Natürlich verteidigte ich diese Leute wie eine wilde Tigerin, schrie mir die Lunge aus dem Leib, fotografierte, drängte mich zwischen Polizei und „Delinquenten“, sodass sie mich ebenfalls perlustrierten und mir androhten, mich zu verhaften und abzuführen. Das machten sie dann zwar doch nicht, allerdings schnappten sie sich den Vize-Rektor der Linzer Kunst-Universität, Herrn Rainer Zendron, der sich ebenfalls ob der Polizeiübergriffe empörte und einem Mädchen helfen wollte, das Polizisten wegzerrten. Ihn warfen sie zu Boden, rissen ihm die Arme auf den Rücken, legten ihm Handschellen an und fuhren mit ihm davon.
Wir hielten bis zum Schluss aus: die Schriftstellerin Eugenie Kain, ein bekannter Linzer Rechtsanwalt, ein Mitarbeiter des oberösterreichischen SPÖ-Chefs Erich Haider und ich – alle zornig und fassungslos!
Das Chaos löste sich erst auf, als die Polizei den Befehl erhielt, etwa einen Kilometer weiter zu den „Kinderfreunden“ der SPÖ zu fahren, denn die würden sich mit „Neonazis“ prügeln (Strache war in Linz und sprach gemeinsam mit Mölzer im Bierzelt…).
Kurz NACH Ende des ganzen Wahnsinns erschien der Linzer Polizeipräsident persönlich am Tatort, ließ sich von seinen Polizisten „objektiv“ berichten und gab anschließend dem ORF ein kurzes Interview, das bei den Anwesenden nur mehr wütendes Kopfschütteln auslöste.
Conclusio: Diese jungen Leute machten nichts. Die Exekutive provozierte mit ihrem Verhalten massiv und ließ die Situation bewusst eskalieren. Das Ganze war so etwas wie das Entree in eine österreichische Bananenrepublik…
Zur Illustration siehe auch:
http://www.youtube.com/watch?v=F-PgqKd4gp4