von Petra Ziegler
Gerade einmal drei Prozent sollen es sein. Ganze drei Prozent der Ökosysteme der Erde können noch als intakt bezeichnet werden. Die Zahl der bedrohten Tier- und Pflanzenarten beläuft sich auf mehrere Zehntausend. Da wurde wirklich ganze Arbeit geleistet. Die Vorgeschichte ist lang und eine vernichtende Neigung kann unserer Spezies leider nicht abgesprochen werden. Mensch scheint – nicht erst seit seiner Sesshaftwerdung – an sich ein Problemtier zu sein. „Der Homo sapiens hatte die Hälfte aller Großsäuger der Erde ausgerottet, noch ehe er das Rad, die Schrift und Waffen aus Metall erfunden hatte“, um etwa Yuval Noah Harari in seiner kurzen Geschichte der Menschheit zu zitieren. Nahrungskonkurrenz war nicht geduldet, Fressfeinde klarerweise nicht. Die neolithische Revolution brachte ausgeprägte Herrschaftsverhältnisse und Patriarchat sowie etappenweise Welteroberung. In den letzten rund 250 Jahren hat sich die Lage freilich zugespitzt. Das seit dem 18. Jahrhundert systematische Verfeuern fossiler Energieträger eröffnete das Kapitalozän und mit ihm die immer exzessivere Plünderung der natürlichen Ressourcen, die verschärfte Ausbeutung des Menschen durch den Menschen inklusive.
Nichts und niemand auf diesem Planeten blieb davon unberührt. Noch am tiefsten Punkt der Erde in fast 11.000 Metern unter der Meeresoberfläche, im pazifischen Marianengraben, finden sich die Spuren menschlicher Zivilisation in Form einer Bierflasche. Kein Flecken, der noch unvermüllt wäre. Mit der Entwicklung der Produktivkräfte steigen Tempo und Reichweite. Spätestens seit Ende der 1970er Jahre überschreitet der jährliche Ressourcenverbrauch, allen voran der westlichen Industriestaaten, alles was der Planet im selben Zeitraum erneuern kann. Im Wettbewerb der Standorte, der die Wenigen nur weiter reicher macht, wird unser aller Zukunft geopfert. Wir versauern die Ozeane, verpesten die Atmosphäre, verwandeln fruchtbare Böden in (Beton-)Wüsten und verheizen in immer atemberaubenderer Geschwindigkeit unser aller Lebensgrundlagen. Wobei das „wir“ recht unscharf zum Ausdruck bringt, wer da in welchem Umfang Dreck schleudert. Laut Oxfam sind die reichsten zehn Prozent für mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen verantwortlich, dagegen die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung für gerade einmal sieben Prozent. Ein paar Yachten und Privat-Jets für den täglichen Gebrauch, das läppert sich. „Big Oil“ und anderes „Big Money“ sorgen dafür, dass das so bleibt und selbst Ansätze eines Umdenkens vielfach als Papiertiger enden oder in Form von „Green capitalism“, Emissionshandel und dergleichen marktkonformen Lösungen erst recht wieder zu Geld gemacht werden können bzw. müssen. Weil irgendwas ja wachsen muss in unserem schlauen Modell von Wirtschaft, sonst geht uns die Arbeit aus und dann ist bekanntlich alles Essig.
Aber jetzt – endlich wieder „Drill, Baby, Drill!“. Donald Trump plant Steuererleichterungen für Öl, Gas- und Kohleproduzenten, kündigt einmal mehr das Pariser Abkommen (nicht, dass davon allzuviel zu erwarten wäre) und verspricht seinen petromaskulinen Kumpanen die Öffnung der US-Nationalparks für den Bergbau. Halleluja! Soweit erwartbar. Andererseits hat der neue, alte US-Präsident seinen allergrößten Fan und Unterstützer in der Elektroautosparte. Dessen Investment in die Trump-Kandidatur machte sich bezahlt und Elon Musk laut Forbes binnen nur eines Tages um schlappe 20,9 Milliarden Dollar reicher. Das bereitet Hoffnung. Immerhin könnte es dem reichsten Mann der Welt in seiner Euphorie gut einfallen, sich – and some of his friends – in Richtung Mars zu schießen. Eine wirkliche Lösung bringt das noch nicht, aber es wäre ein Anfang.