von Franz Schandl
Da wir gegen Wert und Werte sind, sind wir selbstverständlich auch nicht für die Wertegemeinschaft. Wir halten sie vielmehr für das Grundübel auf diesem Planeten. Insbesondere die westliche Welt, die sich neuerdings in besonders kriegslüsterner Weise hervortut. Ohne auch nur in Ansätzen zu realisieren, dass sie nicht mehr hinkriegt als einen Super-Putin. Nun sollen die schnellen Eingreiftruppen und die Militäretats kräftig ausgebaut werden. Denn sonst kommt der Russe …
Ein Grundirrtum westlicher Allmacht besteht übrigens darin, zu meinen, ihr Standpunkt sei der einzig wahre, erlaubte und tolerierbare. In Europa glauben gar viele, „die meisten Länder stünden im Krieg aufseiten der Ukraine. Doch die Wahrheit sieht ganz anders aus: Die antiwestliche Allianz wird immer mächtiger, politisch und wirtschaftlich – und sie erstreckt sich über die ganze Welt“, schreibt sogar Springers Die Welt. Das ist auch nicht besonders anheimelnd, nur sind wir dazu angehalten, es nicht einmal mitzubekommen. Die transatlantisch Mächtigen irrlichtern von Brüssel bis Elmau. Sie sind arrogant, ignorant und obendrein recht hilflos. Mehr als Sanktionen, die vor allem den eigenen Bevölkerungen schaden, haben sie bisher nicht zuwege gebracht. Die aber wirken: „Russia is winning the economic war“, so der britische Guardian.
Teile der Linken erleben soeben ihr 1914, flüchten Richtung freedom and democracy und lösen sich auf in einem neuen Bellizismus, der da die „Lumpenpazifisten“ auf allen Fronten bekämpfen will. Tatsächlich scheint es heute wieder so, „dass wenige Trottel einen Weltkrieg hervorrufen können, wie sich 1914 und 1939 gezeigt hat“ (Erwin Chargarff).