Ein paar Anmerkungen zu Michael Heinrichs Wert- und Arbeitsbegriff
Streifzüge 3/2000
von Norbert Trenkle
Die Auseinandersetzung Heinrich-Trenkle in den Streifzügen hat nun schon vier Runden durchlaufen und gerät langsam in die Gefahr, zu einem langweiligen Fortsetzungsroman zu werden. Deshalb möchte ich meine bereits angekündigte Kritik am ersten Teil von Heinrichs neuaufgelegtem Buch so kurz wie möglich halten und mich auf einige Bemerkungen zu der dort entwickelten Fassung des Wert- und Arbeitsbegriffs beschränken, mit der die Wissenschaft vom Wert steht und fällt. Auch werde ich auf eine explizite Antwort auf Heinrichs Antikritik in Streifzüge 2/2000 verzichten, zumal ich dabei ohnehin gezwungen wäre, meine hauptsächlichen Einwände gegen seine Krisentheorie (Streifzüge 1/2000) zu wiederholen, auf die er entweder gar nicht oder in nicht gerade überzeugender Weise eingegangen ist; andererseits ist jedoch klar, daß die Antwort auf die Frage, worin die Substanz des Werts besteht, für die Krisentheorie von entscheidender Bedeutung ist.
1.
Heinrich hält sich zugute, herausgefunden zu haben, daß Marx in wesentlichen Teilen seiner Argumentation dem „theoretischen Feld“ der klassischen politischen Ökonomie verhaftet geblieben sei und dieses erst im Laufe seiner Arbeit am Kapital konsequent verlassen bzw. mit ihm gebrochen habe. Für sich genommen ist dieser Gedanke durchaus richtig, denn selbstverständlich steckte Marx, wie jeder andere Theoretiker auch, in seiner Zeit, selbst wenn er zugleich in vieler Hinsicht weit über sie hinaus dachte. Reformulierung radikaler Kapitalismuskritik muß deshalb heute auch heißen, die innere Widersprüchlichkeit der Marxschen Theorie sichtbar zu machen, also, kurz gesagt, die Momente einer bürgerlichen Modernisierungstheorie von denen einer transzendierenden Kritik der modernen Warenproduktion zu unterscheiden, die heute erst ihre volle Aktualität erhält. Heinrich kann dazu allerdings kaum etwas beitragen. Seiner Grundthese, der Marxsche Arbeitsbegriff trage zumindest teilweise noch die Spuren einer naturalistischen Auffassung, wie sie für die politische Ökonomie typisch ist (vgl. vor allem Heinrich 1999, S. 206 – 220), wäre zwar prinzipiell zuzustimmen; aber ein genaueres Hinsehen zeigt, daß Heinrich weit davon entfernt ist, den Kern des Problems aufzudecken.
Er kritisiert nicht etwa, daß Marx häufig, und übrigens gerade im Kapital, die Kategorie der „Arbeit als solche“ nicht weiter problematisiert, sondern zur „ewige(n) Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben, zu vermitteln“ (MEW 23, S. 57) erklärt. 1 Als „Naturalisierung“ erscheint Heinrich vielmehr etwas ganz anderes: „Wird abstrakte Arbeit als eine rein gesellschaftliche Bestimmung der Waren produzierenden Arbeit begriffen, so kann die Rede von abstrakter Arbeit als Wertsubstanz nur bedeuten, daß der spezifisch gesellschaftliche Charakter der Arbeit im Wertcharakter der Arbeitsprodukte gegenständlich reflektiert wird: das gesellschaftliche Verhältnis wird als gegenständliche Eigenschaft der Sachen zurückgespiegelt. Die beiden ersten Unterabschnitte des ersten Kapitels des Kapital erlauben aber auch eine naturalistische Auffassung von abstrakter Arbeit (der Begriff des gesellschaftlichen Charakters der Arbeit taucht dort überhaupt nicht auf). Damit wird es möglich, Wertsubstanz nicht als gegenständliche Reflexion eines spezifischen gesellschaftlichen Verhältnisses zu begreifen, sondern als Substrat, das in der einzelnen Ware vorhanden ist. Wertgegenständlichkeit wäre dann eine Eigenschaft der einzelnen Ware, die ihr durch Verausgabung abstrakter Arbeit (als , pysiologischer‘ Eigenschaft jeder Arbeit) übertragen worden wäre und zwar noch vor und unabhängig vom Tausch. In dieser Weise wird das , gemeinsame Dritte‘, von dem Marx zu Beginn des Warenkapitels spricht, häufig verstanden: als eine Eigenschaft, die jede Ware für sich, schon vor dem Tausch besitzt und die dann die Gleichsetzung im Tausch erst ermöglicht“ (Heinrich 1999, S. 214 f. ).
Diese Aussage vermengt Richtiges und Falsches. Richtig ist selbstverständlich, daß der Wert kein irgendwie geartetes natürliches Substrat ist, das in den Waren „sitzt“, sondern die „gegenständliche Reflexion eines spezifischen gesellschaftlichen Verhältnisses“. Doch diese gesellschaftliche Beziehung wird keinesfalls erst im Tausch hergestellt. Indem Heinrich dies postuliert geht er nicht über Marx hinaus, sondern fällt im Gegenteil hinter ihn zurück und landet selbst auf dem Boden der bürgerlichen Volkswirtschaftlehre. Backhaus und Reichelt ist voll und ganz zuzustimmen, wenn sie schreiben: „Im Einklang mit der Gesamtökonomie des , ersten Feldes‘, also aller Paradigmen der atomistischen Theorie (gemeint sind die klassische politische Ökonomie und die subjektive Wertlehre bzw. Neoklassik; N. T. ), gibt es für Heinrich eine absolute Zweiteilung der Ökonomie in naturale Realsphäre, in der keine Waren, sondern Produkte hergestellt werden, und der Sphäre des Austausches. (Obwohl er sich gegen eine solche Vorstellung ausdrücklich zur Wehr setzt. )“ (Backhaus/Reichelt 1995, S. 68). 2
Wer die Sphäre der Produktion zu einer vorgesellschaftlichen Separat-Welt naturalen Charakters erklärt, 3 dem muß in der Tat die Feststellung, daß im Kapitalismus die Produkte als Waren hergestellt werden und selbstverständlich schon vor dem Tausch Wertgegenständlichkeit besitzen, als „Naturalismus“ reinsten Wassers erscheinen. Doch damit projiziert Heinrich nur seine eigene Sichtweise auf Marx; dessen scheinbarer „Naturalismus“ ist hingegen nichts anderes, als die adäquate Analyse der „zweiten Natur“ der Warengesellschaft, die Heinrich nur in der Zirkulationssphäre verortet. Zu dieser zirkulationstheoretischen Interpretation gehört konsequenterweise auch, daß er die widersprüchliche Einheit von abstrakter Privatheit und abstrakter Gesellschaftlichkeit dichotomisch auseinanderreißt; so etwa an folgender Stelle, an der er wie so oft ein aus dem Zusammenhang gerissenes Marxzitat als scheinbaren Beleg heranzieht: „Nun ist die Warenproduktion nicht einfach eine unter vielen Formen der Produktion. Vielmehr besteht ein entscheidender struktureller Unterschied zwischen der Warenproduktion und den verschiedenen Formen gemeinschaftlicher Produktion. Während bei der Warenproduktion die Arbeit privat verausgabt wird und ihren gesellschaftlichen Charakter, ihre Anerkennung als Bestandteil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit erst nachträglich, im Austausch erhält, ist bei einer gemeinschaftlichen Produktion , der gesellschaftliche Charakter der Production vorausgesetzt‘ (MEGA II. 1.1/103; Gr 89, Herv. von mir)“ (Heinrich 1999, S. 204).
Der „gesellschaftliche Charakter“ der warenproduzierenden Arbeit und ihre „Anerkennung als Bestandteil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit“ sind jedoch zwei verschiedene Dinge, die Heinrich hier fälschlicherweise identisch setzt. Selbstverständlich ist auch bei der Verausgabung warenproduzierender Arbeit ihr gesellschaftlicher Charakter immer schon vorausgesetzt. Nur eben anders, als in den diversen Formen gemeinschaftlicher Produktion. Gesellschaftlich ist sie in der für die Warengesellschaft konstitutiven widersprüchlichen Form der „ungesellschaftlichen Gesellschaftlichkeit“: Die Warenproduzenten produzieren als abstrakt Private, nur ihren Partikularinteressen folgend, aber sie produzieren nicht unmittelbar für sich, sondern für den abstrakten gesellschaftlichen Zusammenhang, der zwar ihr eigener ist, ihnen aber als fremde und unbeherrschbare Macht gegenübertritt. Ihre Privatheit ist also keine irgendwie vor- oder ungesellschaftliche, sondern selbst gesellschaftlich konstituiert, ebenso wie die Sphäre der abstrakten Allgemeinheit. „Die Pointe liegt … darin, daß das Privatinteresse selbst schon ein gesellschaftlich bestimmtes Interesse ist und nur innerhalb der von der Gesellschaft gesetzten Bedingungen und mit den von ihr gegebnen Mitteln erreicht werden kann; also an die Reproduktion dieser Bedingungen und Mittel gebunden ist. Es ist das Interesse der Privaten; aber dessen Inhalt, wie Form und Mittel der Verwirklichung, durch von allen unabhängige gesellschaftliche Bedingungen gegeben. Die wechselseitige und allseitige Abhängigkeit der gegeneinander gleichgültigen Individuen bildet ihren gesellschaftlichen Zusammenhang. Dieser gesellschaftliche Zusammenhang ist ausgedrückt im Tauschwert, worin für jedes Individuum seine eigne Tätigkeit oder sein Produkt erst eine Tätigkeit und ein Produkt und ein Produkt für es wird; es muß ein allgemeines Produkt produzieren – den Tauschwert“ (MEW 42, S. 90).
2.
Die kapitalistischen Privatproduzenten produzieren also niemals unschuldige „Produkte“, sondern immer schon Waren und das heißt: Repräsentanten von Wert. 4 Ob diese Waren später tatsächlich abgesetzt werden können und damit auch der Wert realisiert wird, den sie repräsentieren, die verausgabte abstrakte Arbeit also als „Bestandteil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit“ anerkannt wird, ist eine nachgelagerte Frage. Was Heinrich hier verwechselt bzw. identisch setzt sind zwei unterschiedliche Abstraktionsebenen im Fortgang der begrifflichen Analyse des warenproduzierenden Systems: Die basale Ebene der gesellschaftlichen Form und die abgeleitete Ebene der Vermittlung von Produktions- und Zirkulationssphäre innerhalb dieser Form. Daß die Realisation des Werts mißlingen kann, liegt in der Sache selbst; diese Möglichkeit ist logisch durch das Auseinanderfallen des ökonomischen Zusammenhangs in die beiden getrennten und doch zusammengehörigen Sphären gesetzt. 5 Der Kreislaufprozeß des Kapitals kann dann nicht erfolgreich abgeschlossen werden und der in der Ware dargestellte Wert wird entwertet. Vereinzelt geschieht dies andauernd, wo es massenhaft vorkommt, haben wir es mit einer mehr oder weniger heftigen Krise zu tun.
Doch das berührt die Ebene der Formbestimmung in keiner Weise, sondern setzt diese vielmehr bereits voraus. Heinrichs Argumentation legt die absurde Vorstellung nahe, es würde mit jedem einzelnen Tauschakt die Warenförmigkeit eines Dings überhaupt erst konstituiert. Das ist aber genauso verkehrt, wie zu behaupten, dies geschehe in jedem einzelnen Produktionsakt. Vielmehr ist die gesellschaftliche Beziehungsform beiden immer schon als stummes Apriori vorausgesetzt. 6 Die grundsätzliche Frage nach der Bestimmung des Werts muß deshalb auch auf dieser fundamentalen Ebene der Form geklärt werden ohne sie mit Problemen zu vermengen, die sich erst auf abgeleiteten Abstraktionsebenen stellen.
Nun sind auf der Formebene des gesellschaftlichen Verhältnisses Arbeit und Ware insofern logisch gleichursprünglich, als sie sich wechselseitig voraussetzen. Daß abstrakte Arbeit verausgabt wird, setzt die Warenform, also die Form der Austauschbarkeit der Arbeitsprodukte voraus. Und umgekehrt: daß die gesellschaftlichen Beziehungen die Form von Warenbeziehungen annehmen bedeutet immer schon, daß die Arbeit den gesellschaftlichen Zusammenhang herstellt, wie Moishe Postone sehr zu Recht immer wieder betont: „Zwar konstituiert und determiniert laut Marx die Arbeit tatsächlich die Gesellschaft – aber nur im Kapitalismus. Sie wirkt aufgrund ihres spezifischen historischen Charakters bestimmend und nicht einfach als eine Tätigkeit, die den Stoffwechselprozeß von Mensch und Natur vermittelt“ (Postone 1993, S. 62; eigene Übersetzung). So gesehen stellt also die Ware eine bestimmte gesellschaftliche Form dar, deren Inhalt oder Substanz die Arbeit ist, geradeso wie, davon abgeleitet, die abstrakte Arbeit die Substanz des Werts darstellt.
Wenn Marx den ersten Abschnitt des Kapital nicht unmittelbar mit der Arbeit beginnt, sondern zunächst mit dem Doppelcharakter der Ware, um dann erst zum Doppelcharakter der Arbeit überzugehen, dann liegt das einfach daran, daß der Wert in der Beziehung zweier Waren erscheint, keinesfalls aber, daß er dort erst entsteht. In diesem Sinne schreibt er in der ersten Auflage des Kapital: „Als Werthe sind die Waren Ausdrücke derselben Einheit, der abstrakten menschlichen Arbeit. In der Form des Tauschwerts erscheinen sie einander als Werthe und beziehn sich auf einander als Werthe. Sie beziehn sich damit zugleich auf die abstrakte menschliche Arbeit als ihre gemeinsame gesellschaftliche Substanz. Ihr gesellschaftliches Verhältnis besteht ausschließlich darin einander als nur quantitativ verschiedene, aber qualitativ gleiche und daher auch durch einander ersetzbare und miteinander vertauschbare Ausdrücke dieser ihrer gesellschaftlichen Substanz zu gelten. [… ] Die Form worin sie sich als Werthe, als menschliche Arbeitsgallerte gelten, ist daher ihre gesellschaftliche Form. Gesellschaftliche Form der Waare und Werthform oder Form der Austauschbarkeit sind also eins und dasselbe“ (MEGA II. 5, S. 38).
Die gesellschaftliche Form der Warenproduktion vorausgesetzt besitzt also tatsächlich jedes einzelne als Ware hergestellte Produkt immer schon Wertgegenständlichkeit die sie durch die Verausgabung abstrakter Arbeit erhält; damit wird die abstrakte Arbeit keinesfalls als eine „, physiologische‘ Eigenschaft jeder Arbeit“ (Heinrich 1999, S. 215) aufgefaßt, wie Heinrich polemisch anmerkt, sondern als konstitutives Moment der „zweiten Natur“. Daß man der einzelnen Ware ihre Wertgegenständlichkeit nicht ansieht, daß bisher „noch kein Chemiker Tauschwert in Perle oder Diamant entdeckt hat“, wie Marx ironisch feststellt (MEW 23, S. 98) versteht sich deshalb auch von selbst. Es verweist auf den Unterschied zwischen natürlicher Substanz und gesellschaftlicher Substanz einerseits und den zwischen Wesen und Erscheinung andererseits (der Wert erscheint als Tauschwert im Tauschakt). Dieser Unterschied ist Heinrich offenbar nicht bewußt, sonst könnte er die Marxsche Wertkritik nicht ganz im Jargon der Postmoderne als „substantialistisch“ (gleichgesetzt mit „naturalistisch“) abqualifizieren.
3.
Die Frage nach der Wertgegenständlichkeit wirft notwendig auch die nach der Bestimmung der Wertgröße auf. Heinrich sucht die Antwort auch hier konsequenterweise in der Zirkulationssphäre und wird so, trotz aller Kritik an der subjektiven Wertlehre, letztlich eben doch mit dieser kompatibel. Schauen wir uns das Problem also noch einmal etwas genauer an. Als Wertding befindet sich die Ware in einer Form, die ihre allgemeine Vergleichbarkeit erlaubt, denn der Wert ist seinem Wesen nach qualitätslos, Darstellung abstrakter Quantität. Diese abstrakte Quantität kann aber gar nichts anderes sein, als die abstrakte Arbeitszeit, denn das ist die einzige gemeinsame Dimension, auf die sich die qualitativ und stofflich-sinnlich vollkommen unterschiedlichen Arbeiten reduzieren lassen: sie gelten als „Arbeit überhaupt“ verausgabt im Maßstab der abstrakten Zeit.
Daß die Wertgröße nicht von der Arbeitszeit bestimmt wird, die individuell für die Produktion einer einzelnen Ware benötigt wird, ist eine Binsenwahrheit. Entscheidend ist „die im Durchschnitt notwendige oder gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit“, also die „Arbeitszeit erheischt, um irgendeinen Gebrauchswert mit den vorhandenen gesellschaftlich-normalen Produktionsbedingungen und dem gesellschaftlichen Durchschnittsgrad von Geschick und Intensität der Arbeit darzustellen“ (MEW 23,
S. 53). Dieser gesellschaftliche Durchschnitt verschiebt sich bekanntlich im historischen Prozeß der Produktivkraftentwicklung: Die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit für die Herstellung der Warendinge verkürzt sich beständig, was bedeutet, daß das in jeder einzelnen Ware dargestellte Wertquantum ebenso beständig sinkt. Verläuft dieser Prozeß von Branche zu Branche zwar unterschiedlich und ungleichzeitig, so setzt er sich als solcher dennoch allgemein durch und zwar vermittelt über die Konkurrenz, die die einzelnen Produzenten zwingt, sich den Durchschnittsbedingungen immer wieder anzupassen. Tun sie das nicht, stellt ihre individuell verausgabte Arbeitszeit immer weniger Wert dar und sie werden letztlich vom Markt gedrängt. „Nach der Einführung des Dampfwebstuhls in England z. B. genügte vielleicht halb so viel Arbeit als vorher, um ein gegebenes Quantum Garn in Gewebe zu verwandeln. Der englische Handweber brauchte zu dieser Verwandlung in der Tat nach wie vor diesselbe Arbeitszeit, aber das Produkt seiner individuellen Arbeitsstunde stellte jetzt nur noch eine halbe gesellschaftliche Arbeitsstunde dar und fiel daher auf die Hälfte seines frühern Werts“ (MEW 23, S. 53).
Heinrich verwirft diese grundlegende Marxsche Einsicht mit einer ziemlich erstaunlichen Begründung: „Wenn , gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit‘ rein technologisch bestimmt wird, so handelt es sich um eine Bestimmung konkreter Arbeit. Wird also die , wertbildende Substanz‘, abstrakte Arbeit, durch gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit gemessen, so wird abstrakte Arbeit letztlich an konkreter Arbeit gemessen. Eine solche Auffassung ist zwar mit der Vorstellung von abstrakter Arbeit als physiologischer Eigenschaft von Arbeit verträglich, sofern dabei abstrakte Arbeit mit einfacher unqualifizierter Arbeit identifiziert wird. Wird abstrakte Arbeit aber als ein bestimmtes gesellschaftliches Verhältnis der Privatarbeiten zueinander aufgefaßt, so ist es unmöglich die Dauer der Verausgabung der Arbeitskraft umstandslos zum Maß der Menge abstrakter Arbeit zu erklären. Abstrakte Arbeit als gesellschaftliches Verhältnis kann überhaupt nicht , verausgabt‘ werden. Indem Marx ohne weiteres abstrakte Arbeit durch die Dauer konkreter Arbeit mißt, gerät er auf den Boden der klassischen politischen Ökonomie“ (Heinrich 1999, S. 218).
Was Heinrich hier heillos durcheinanderwirft sind schlicht und einfach die beiden Seiten der warenproduzierenden Arbeit: die konkrete und die abstrakte Seite. Konkret ist die Arbeit insofern, als jede Ware eine spezifische Gebrauchswertgestalt besitzen muß, um überhaupt als Ware zu gelten; und dafür müssen nun einmal ganz spezifische Tätigkeiten verrichtet werden. Die Herstellung eines Wollpullovers erfordert nun einmal andere Arbeitsgänge und eine andere Technologie als die Herstellung eines Mikrochips. „Konkret“ sind diese unterschiedlichen Tätigkeiten und Funktionsabläufe aber nur im paradoxen Sinne, die konkrete Seite einer Abstraktion zu sein, denn sie setzen immer schon ihre andere Seite, die abstrakte Arbeit, voraus und beide zusammen wiederum die abstrakte gesellschaftliche Form der Arbeit überhaupt (vgl. dazu auch meinen Aufsatz in Streifzüge 3/1998). Um diese konkrete Seite der Arbeit geht es bei der Bestimmung der Wertgröße jedoch ganz offensichtlich nicht, sondern um die Frage nach der notwendigen Arbeitszeit. Die Arbeitszeit kann aber nicht der konkreten Seite der Arbeit zugerechnet werden, sondern ist die vorausgesetzte, abstrakte gesellschaftliche Dimension in der sich jeder einzelne Arbeitsvorgang im System der modernen Warenproduktion vollzieht, wie unterschiedlich die stofflich-sinnlichen Verrichtungen auch sein mögen. Deshalb und nur deshalb lassen sich alle qualitativ unterschiedlichen Arbeiten darauf reduzieren bloß noch quantitativ verschiedene Ausdrücke desselben zu sein, wenn von ihren besonderen, „konkreten“ Merkmalen abgesehen wird. 7
Die Reduktion auf den Wert ist insofern identisch mit der Reduktion auf die abstrakte (Arbeits-)Zeit, die keinesfalls der ersten Natur zugerechnet werden darf und alles andere ist als eine „physiologische Eigenschaft von Arbeit“, wie Heinrich behauptet. Vielmehr handelt es sich um eine der zentralen Form-Kategorien der bürgerlichen Gesellschaft, die historisch zusammen mit der Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise entsteht (vgl. ausführlich Postone 1993). Nicht zufällig rechnet Kant die Zeit zum Apriori der menschlichen Erkenntnis überhaupt, womit er zwar den bürgerlichen Gesellschaftszusammenhang ontologisiert aber dennoch auf das mit ihm gesetzte Verhältnis von Form und Inhalt verweist (vgl. Müller 1977).
Richtig ist freilich, daß die klassische politische Ökonomie die Arbeitszeit als ein „natürliches Maß“ ansah, wie ja überhaupt das bürgerliche Denken alle Kategorien der Warengesellschaft zu Kategorien der ersten Natur verklärt. Die Schärfe der Marxschen Theorie besteht darin, dies dechiffriert zu haben, indem sie nicht etwa die bürgerlichen Kategorien abstrakt negiert, sondern sie als ideologische Reflexe eine falschen Wirklichkeit ernst nimmt und damit in Kategorien der Kritik verwandelt: Was als erste Natur erscheint ist in Wirklichkeit die zweite Natur der Warengesellschaft und nur deshalb überhaupt kritikabel. Heinrich versteht genau das offenbar nicht und verwirft deshalb zusammen mit dem nicht begriffenen Naturalismus der Klassik auch den Marxschen Wertbegriff nur um sich in die Sphäre der Zirkulation zu flüchten, zieht also genau jene Konsequenz, die auch die neoklassische subjektive Wertlehre aus ihrer immanent-verkürzten Kritik an der Klassik gezogen hat. Wenn er Marx vorwirft, dieser gerate hier auf „den Boden der klassischen politischen Ökonomie“ (s. o. ), dann übersieht er, daß Marx den Wert und die abstrakte Arbeitszeit eben gerade nicht zu anthropologischen Grundtatsachen verklärt, sondern als warengesellschaftliche Realabstraktionen kritisiert.
4.
Theoretisch einigermaßen konsequent wäre nun der Schluß gewesen, die Arbeitszeit sei vollkommen irrelevant für die Bestimmung der Wertgröße. Freilich hätte Heinrich dann seine Wissenschaft vom Wert wohl kaum mehr als kritische Reinterpretation der Marxschen Theorie verkaufen können. Innertheoretisch bleibt es allerdings unerklärlich, weshalb die Arbeitszeit als Maßstab des Werts plötzlich und unverhofft in der Sphäre der Zirkulation wieder auftaucht, wenn auch wohl nicht zufällig gleich zweimal relativiert als „eine sozusagen , abstrakte Arbeitszeit'“ (ebd. ), die „derjenige Anteil der vom individuellen Produzenten privat verausgabten konkreten Arbeitszeit“ sein soll, „der im Tausch als Bestandteil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit anerkannt wird“ (ebd. ). Hier wird es nun geradezu metaphysisch – allerdings nicht im Sinne eines kritischen Durchleuchtens der warengesellschaftlichen Real-Metaphysik. Heinrich kann nicht angeben, wie die beiden dichotomisch auseinanderfallenden Ebenen von Produktion und Zirkulation miteinander vermittelt sind. Zwischen ihnen tut sich „ein tiefer Abgrund (auf), der logisch nicht zu überbrücken ist“ (Backhaus/Reichelt 1995, S. 68). Es bleibt vollkommen nebelhaft, wie sich die sogenannte „konkrete Arbeitszeit“ in die sie „sozusagen , abstrakte Arbeitszeit'“ verwandelt. Diese kommt anscheinend aus dem bürgerlichen Himmel des Marktes auf die Waren herab wie der Heilige Geist auf die Seelen der gläubigen Christen.
Oberflächlich scheinplausibel wird Heinrichs Argumentation nur dadurch, daß er auch hier, wie schon gewohnt, das primäre Problem der Wertbildung mit dem abgeleiteten Problem der Wertrealisation identisch setzt. Bei Marx ist das Verhältnis der beiden Ebenen ziemlich unmißverständlich geklärt: Die durchschnittlich notwendige Arbeitszeit (im oben erläuterten Sinne) bestimmt die Wertgröße einer Ware. Doch so wie der Wert keine empirische Kategorie ist, ist es auch die Wertgröße einer Ware nicht. Diese läßt sich deshalb nicht messen, weder mit der Uhr noch mit irgendeinem anderen Instrument, und erscheint nur durch viele verschiedenen Vermittlungschritte hindurch im Preis. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie besteht zu einem Gutteil darin, diese Vermittlungen nachzuvollziehen, um schließlich auch die Bewegungen an der empirischen Oberfläche, der ökonomischen Erscheinungsebene, erklären zu können. Eine der Fragen, die sich dabei stellt, ist die, nach der Wirkung der Marktbewegung, also des Wechselspiels von Angebot und Nachfrage. Um sie zu beantworten führt Marx im dritten Band des Kapital die analytische Kategorie des „Marktwerts“ ein, die wohlgemerkt nicht empirisch zu verstehen ist, etwa als identisch mit dem Marktpreis einer Ware.
Der Marktwert wird bei einem Nachfrageüberschuß von den Waren bestimmt, deren Produktionsbedingungen unter dem Produktivitätsdurchschnitt liegen und umgekehrt bei einem Angebotsüberschuß von den Waren, deren Produktionsbedingungen darüber liegen. Die vom jeweils herrschenden Produktivitätsstandard bestimmte durchschnittlich notwendige Arbeitszeit ist also als Maßstab des Werts vorausgesetzt, der Marktwert ist nur die Vermittlungsinstanz zwischen Produktion und Zirkulation. Findet beispielsweise ein Teil der produzierten Waren keinen Absatz, so wirkt da so als ob insgesamt zuviel Arbeit verausgabt wurde: „ein Teil der gesellschaftlichen Arbeit (ist) vergeudet, und die Warenmasse repräsentiert dann auf dem Markt ein viel kleineres Quantum gesellschaftlicher Arbeit, als wirklich in ihr enthalten ist“ (MEW 25, S. 197). Mit anderen Worten, es findet dann eine Entwertung von bereits verausgabter, in unverkäuflichen Waren dargestellter abstrakter Arbeitssubstanz statt.
Heinrich macht aus diesem abgeleiteten Vermittlungsverhältnis zweier Abstraktionsebenen ein gleichberechtigtes Verhältnis zweier „Faktoren“. Die „, gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit'“ sei „damit nicht nur technologisch bestimmt, sondern auch durch die gesellschaftliche Nachfrage, die aber erst im Austauschprozeß durch die Beziehung der Waren auf das Geld, wirksam wird“ (Heinrich 1999, S. 241; Hervorheb. N. T. ). Damit hat er erneut die Brücke zu einer reinen Zirkulationstheorie des Werts geschlagen. Zwar behauptet er ein „Determinationsverhältnis“ zwischen Wert und Preis, doch zu Recht bemerken Backhaus und Reichelt dazu: „Heinrich gibt uns keinen Hinweis, wie dieses , Determinationsverhältnis‘ zu denken ist. Angesichts der oben erwähnten Doppelbestimmung der Arbeitszeit als technologische und zugleich das gesamtgesellschaftliche Bedürfnis einbeziehend kann offenbar nur dieses Wort wiederholt werden. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn uns Heinrich angedeutet hätte, wie er beispielsweise das Problem der Überproduktion diskutiert. Denn diese könnte es ja gar nicht mehr geben, wenn die Oszillationsbewegung der Preise immer unmittelbar beides impliziert“ (Backhaus/Reichelt 1995, S. 69).
Würde der Wert nämlich erst auf dem Markt „entstehen“, könnte es eine Entwertung von in Waren dargestellten aber nicht realisierbaren Wertquanten gar nicht geben, weil ja ganz tautologisch als Wert nur gilt, was auf dem Markt anerkannt wird und nur diejenigen „Produkte“ auch Waren sind, die sich wirklich verkaufen. Krisen können vom Standpunkt einer solchen Zirkulationstheorie des Werts strengenommen nicht mehr aus den immanenten Widersprüchen der Warenproduktion heraus, sondern nur durch „externe Faktoren“ erklärt werden, ganz wie in der bürgerlichen Volkswirtschaftlehre; eine Konsequenz, die Heinrich freilich nicht ziehen mag, obwohl sie der Logik seines theoretischen Ansatzes entspräche. Diese Inkonsequenz ist typisch für die gesamte Wissenschaft vom Wert. Heinrich versucht das Unmögliche, nämlich an der Marxschen Werttheorie (die eigentlich eine Wertkritik ist) festzuhalten und sie gleichzeitig zu entsorgen, also kompatibel mit dem theoretischen Universum der bürgerlichen Volkswirtschaftslehre zu machen. Mag sein, daß er damit einem verbreiteten Bedürfnis insbesondere im akademischen Betrieb entgegenkommt; zur Neuformulierung einer fundamentalen Kapitalismuskritik trägt es kaum etwas bei.
Literatur:
Hans-Georg Backhaus/Helmut Reichelt: Wie ist der Wertbegriff in der Ökonomie zu konzipieren, in Beiträge zur Marx-Engels-Forschung: N. F. , Engels‘ Druckfassung versus Marx‘ Manuskripte zum III. Buch des „Kapital“, Hamburg 1995
Michael Heinrich: Die Wissenschaft vom Wert (2. Auflage), Münster 1999
Karl Marx: Das Kapital, Band I, MEW 23 (vierte Auflage von 1890)
ders. : Das Kapital, Band I, MEGA, 2. Abt. , Bd. 5 (erste Auflage von 1867)
ders. : Das Kapital, Band III, MEW 25
ders. : Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW 42
Rudolf Wolfgang Müller: Geld und Geist, Frankfurt/New York 1977
Moishe Postone: Time, labor and social domination, Cambridge 1993 (der im Text zitierte ins Deutsche übersetzte Ausschnitt erschien in Jungle World 12.7.2000).
Anmerkungen:
1 Kritischere Bemerkungen zur Kategorie der Arbeit finden sich gerade in den früheren Schriften, so etwa in den Ökonomisch-Philosophischen Manuskripten oder in der berühmten Einleitung zu den Grundrissen der Kritik der politischen Ökonomie (MEW 42, S. 38f. ). Heinrich zitiert zum Teil entsprechende Passagen, aber anscheinend fällt ihm der Widerspruch zu seiner These gar nicht auf, erst der späte „Marx des Kapitals“ habe sich vom Naturalismus der Klassik befreit; was übrigens wohl damit zusammenhängt, daß er Marx Naturalismus unterstellt, wo gar keiner vorkommt, sondern von der „zweiten Natur“ die Rede ist, Heinrich andererseits aber der Kategorie der „Arbeit“ gegenüber unkritisch ist.
2 Diese Kritik weist Heinrich zwar in der Neuauflage seines Buches verbal zurück, doch setzt er ihr argumentativ rein gar nichts entgegen, sondern wiederholt einfach nur die kritisierte Auffassung. Das Auseinanderfallen in eine „, naturale Realsphäre‘, in der es keine Waren, sondern nur Produkte gebe“ und eine „Welt des Austauschs“ drücke, „so allgemein gefaßt“, „nur die spezifische Gesellschaftlichkeit der Arbeit in der bürgerlichen Gesellschaft aus“ (Heinrich 1999, S. 216). Den Unterschied zwischen seiner Auffassung und derjenigen der klassischen und neoklassischen Ökonomie sieht Heinrich darin, daß diese von einer „Dichotomie zwischen , realen‘ und , monetären‘ Größen“ ausgehe und deshalb „Probleme mit der Wertgegenständlichkeit“ habe (ebd. , S. 217). Es fragt sich allerdings, ob die Volkswirtschaftlehre in dieser Hinsicht nicht logisch konsequenter als Heinrich ist. Wenn man behauptet, die Wertgegenständlichkeit existiere „nur in der gesellschaftlichen Beziehung des Tauschs“ (ebd. ) und: „Isoliert für sich betrachtet, außerhalb des Austauschs ist der Warenkörper nicht Ware, sondern bloßes Produkt“ (ebd. , S. 216), dann kann man im Grunde auf die aufwendige marxologische Terminologie verzichten und gleich zur subjektiven Wertlehre überlaufen.
3 In Übereinstimmung damit führt Heinrich übrigens auch eine höchst eigentümliche Bestimmung des Doppelcharakters der Arbeit ein: „abstrakte Arbeit“ existiert demnach nur in der Zirkulation, wogegen „konkrete Arbeit“ als Synonym für die „unmittelbare Arbeit“ des Privatproduzenten am einzelnen Produkt verstanden wird (vgl. S. 219). Damit trifft er sich auch hier wieder mit dem traditionellen Marxismus und seiner Apologie der „konkreten Arbeit“.
4 Etwas anderes ist es, wenn ein kapitalistisches Individuum im privaten Rahmen, abseits der Marktvermittlung, Produkte für den eigenen Bedarf herstellt (etwa Gemüseanbau im eigenen Garten). Dabei handelt es sich selbstverständlich nicht um Waren. Aber darum geht es hier nicht.
5 „Die Produktions- und Distributionsverhältnisse hängen miteinander zusammen, sind aber nicht identisch. Marx weist darauf hin, daß die Distributionsverhältnisse sich als Kategorien der unmittelbaren Alltagserfahrung darstellen, daß sie manifeste Formen der Produktionsverhältnisse sind, die diese Verhältnisse sowohl ausdrücken als auch verschleiern; und zwar auf eine Weise verschleiern, die dazu führen kann, daß erstere für letzteren gehalten werden. Wenn der Marxsche Begriff der Produktionsverhältnisse, wie im traditionellen Marxismus, nur in Bezug auf die Distributionsweise interpretiert wird, werden die manifesten Formen für das Ganze gehalten. Diese Art systematischer Fehldeutung, die in den bestimmten Erscheinungsformen der kapitalistischen Vergesellschaftung angelegt ist, hat Marx in seinen Ausführungen zum , Fetisch‘ auf den Begriff zu bringen versucht“ (Postone 1993, S. 70; eigene Übersetzung).
6 Wie verständnislos Heinrich der Ebene der gesellschaftlichen Form gegenübersteht, wird auch aus folgender Antwort auf die gegen ihn vorgebrachten Einwände nicht näher benannter Kritiker deutlich: „Das Argument, daß gerade bei kapitalistischer Produktion nicht ins Blaue hinein, sondern stets im Hinblick auf den Markt produziert werde, man daher auch schon vor dem Tausch von Ware und Wert sprechen könne, verfehlt allerdings den Sachverhalt, um den es hier geht: die bloße Absicht des Produzenten, sein Produkt als Ware auf den Markt zu bringen, verleiht diesem noch keine Wertgegenständlichkeit. Ob seine individuell verausgabte Privatarbeit tatsächlich als Bestandteil der gesellschaftlichen Gesamtarbeit anerkannt wird, stellt sich erst im nachhinein heraus“ (Heinrich 1999, S. 216). Heinrich versucht hier das Formproblem empiristisch aufzulösen und kennt deshalb nur zwei Alternativen: Entweder der Wert ensteht aufgrund subjektiven Willens der vereinzelten Privatproduzenten (was er als Lösung ablehnt) oder aus dem Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage auf dem Markt. Beides geht aber an der Sache vorbei, denn sowohl der Wille und die Absichten der Privatproduzenten als auch die Marktbewegung sind immer schon wertförmig konstituiert. Insofern verweisen sie zwar auf die Form, stellen sie aber nicht her.
7 Heinrich versucht sich, vielleicht weil er ahnt, daß er begrifflich ins Schleudern gekommen ist, durch folgende Aussage aus der Affäre zu ziehen: „Dies ändert allerdings nichts daran, daß der Wert der Ware auch eine quantitative Bestimmung hat …“ (Heinrich 1999, S. 218; Hervorheb. N. T. ). Es wäre interessant, zu erfahren, welches denn die „qualitative Bestimmung“ sein soll, die der Wert dann ja „auch“ haben müßte.