von Manfred Sohn
Birgit Vanderbeke: Das lässt sich ändern. Piper Verlag 2012, 160 S., ca. 9 Euro |
Die theoretische Arbeit an Alternativen zu Geld, Markt und Kapitalismus ist nutzlos, wenn sie nicht zu einer Praxis ohne Geld, Markt und Kapitalismus führt.
Vanderbekes 150-Seiten-Roman ist ein Lustmacher auf ein anderes Leben. Sie erzählt die Geschichte eines ungewöhnlichen Paares: einer Akademikerin, die an die Kraft der Worte glaubt, und eines deutlich jüngeren Tischlers, der an gar nichts mehr glaubt, schon gar nicht an Worte – außer daran, dass mensch anfangen muss, etwas zu ändern, wenn er oder sie findet, dass mensch so nicht weiterleben kann.
Die Ärzte und Ton, Steine, Scherben ziehen sich mit ihren Liedtexten durch das ganze Buch und mit dem darin in Musik geronnenen Trotz kämpfen sich die beiden voran: Gegen den spießigen Muff ihrer Eltern, die Nasenrümpferei der linken Schickeria, die langsam nach rechts ins Lager der Etablierten driftet, die Bürokratie dieses Landes, die ewigen Geldsorgen, die Mühsal für jeden, der in dieser Umgebung zwei Kindern den Weg ins Leben ebnen will. Sie finden Verbündete, wecken Hoffnung bei vorher Hoffnungslosen und bauen schließlich weitab der Städte auf dem Lande an ihrem Traum von einem anderen Leben – dank eines, der aus dem wohlbezahlten Leben als Programmierer aussteigt, bestens vernetzt mit anderen, die sich aufmachen in eine Welt ohne Geld, Markt und Kapitalismus.
Sie sind draußen, bewusst und selbstbewusst – als Alternative zum „allgemeinen obszönen Dada der Gewalt“. So wächst in „Ilmenstett“, dem Ort des Romans, die Alternative zum „Drinnen“. Wer Lust hat, an diesem wunderbar geschriebenen Abenteuer teilzuhaben: Lesen, nachmachen – nach dem Motto: Ich bin nicht faul, ich bin nicht dumm, etwas Mühe und Ärger wirft mich nicht um.
M.S.