von Severin Heilmann
Unsere Streifzüge sind diesmal ausgedehnter Art, heften wir uns doch an die Fersen einer ausgesprochenen Vagantin. In ihrer Nähe bleibt nicht viel mehr eindeutig. Ich selbst, verehrte/r Leser/In, sah mich in theoretischer wie praktischer Vorbereitung zur gegenständlichen Nummer nicht selten mit ihrem zwitterigen Wesen konfrontiert. So sind etwa Lust haben auf und Lust empfinden durch, wenn’s drauf ankommt, zwei mitunter recht verschiedene Regungen. Damit sich niemand einen begrifflichen Fehltritt mit praktischen Folgen zuziehe, ist nützliches Rüstzeug in Form eines Glossars eingepackt. Denn auf der abwechslungsreichen Erkundungstour ist uns kein Weg, keine Betrachtung zu steil: Van Beethoven bis zum Schweinsbratl erstreckt sich die Route. Auch die gegenwärtigen Depressionsgebiete sparen wir nicht aus und nehmen selbst von dort noch einen bittersüßen Abstieg.
Dass dieser Streifzug fällig war, mögen sich aufmerksamer Lesende schon gedacht haben, verrät ihnen doch der Untertitel (bitte zurückblättern), dass wir mit der Lust unter einer Decke stecken. Was wir da aber genau treiben, ist dem Erzeugnis nicht immer unmittelbar anzusehen. Sie werden sich gar schon zu der Verdächtigung hinreißen haben lassen, dass da was ironisch zu verstehen sei; vielleicht als Anspielung auf die Textwüste, die sich dahinter vor ihnen auftut. Was aber doch ebenfalls für den eigentlichen Sachverhalt spräche, dass wir nämlich durchaus ein lustiger Haufen sind, nicht nur in der Redaktion, da vielleicht noch am allerwenigsten. Doch wie so fast alles ist auch unser Bestreben nicht frei von Widerspruch: Gesellschaftskritik leisten, ohne selbst unlustig zu werden, wo doch gerade das Unlustige Gegenstand der Betrachtung ist, fällt nicht gerade leicht. Drum bleibt, wenn’s gelingt, jene unlustige Kritik als Treibsatz möglichst dicht angeschlossen an unsere Trägerrakete einer lustvollen Perspektive.
Der Einstieg ist ja nun bewältigt, folgen wir der Neigung und genießen Ein- und Ausblick. Viel Vergnügen!