von Ricky Trang
Es ist 7:30, die durch das Fenster fallenden Sonnenstrahlen versprechen einen strahlend schönen und heißen Sommertag. Er beginnt für mich mit einem kurzen und kargen Frühstück – mehr verträgt und will mein Magen um die Zeit noch nicht. Noch schnell Zähneputzen, in die Arbeitskleidung schlüpfen und schon kann es losgehen.
Zuerst eine rasche Inspektion der Baustelle, das angestrebte Plansoll für heute steht ohnedies schon fest. Frisch ist es noch um diese Zeit, doch Zementsäcke sind schwer und die Jacke kann ich mir sparen. Mit wenigen routinierten Handgriffen wird das benötigte Material herangeschafft und schon bald läuft die Mischmaschine. Es dauert nicht lange, bis die Muskulatur sich wieder an die vertrauten Bewegungsabläufe erinnert, sie kräfteschonend und effizient ausführt.
Während sich der Putz beständig mit dem Mauerwerk verbindet, fühle ich mich fast als bloßer Beobachter, der seine Tätigkeit nur kurzfristig unterbricht, um die Radioantenne neu einzustellen. Lustig, dass ich früher nie Radio gehört habe. Nun ist es hier mein ständiger Begleiter. Und es ist bei weitem nicht so schlimm, wie ich immer dachte. Der Trailer für „Blöder leben – eine Phänomenologie der Verdummung“ ist sogar ein absolutes Highlight.
Wäre nicht der Radio mit dem Wechsel der ModeratorInnen, könnte ich nur an den leeren Putzsäcken und den sich verändernden Wänden festmachen, wie die Zeit vergeht. Und daran, dass es immer wärmer wird und meinem verdreckten und verschwitzten Körper langsam die Energie ausgeht. So ist ein zeitiges Mittagessen höchst willkommen. Doch es ist nur eine kurze Unterbrechung.
Schon bald läuft wieder die Mischmaschine und während das Werk vorangeht, beginnen die Gedanken zu wandern. Längst Vergangenes nimmt wieder Gestalt an, Träume und Begierden verlangen gelebt zu werden. Kaum zu glauben, wie emotional es sein kann, feuchten, grauen Putz gegen alte Ziegelmauern zu klatschen. Und wie schnell dabei die Zeit vergeht. Schnell, aber nicht spurlos. Bei den 19 Uhr Nachrichten funktioniert die Kommunikation zwischen Gehirn und ausführenden Organen zwar immer noch, die Ausführung selbst ist jedoch schon höchst mangelhaft. Das war’s dann wohl für heute.
Noch schnell das Werkzeug versorgen, ein letzter Blick auf das, was heute alles geschafft wurde, und dann zum Essen hinsetzen. Der Moment, in dem sich die große Müdigkeit breit macht und die Gabel genau so schwer wie die Kelle samt Mörtel erscheint. Irgendwie schaffe ich noch den Weg in die Dusche. Auf dem Sofa wird es dann nicht mehr lange dauern, bis mir das Buch aus der Hand fällt.
Und morgen geht es weiter. Was für ein geiles Wochenende!
Nur schade, dass ich montags wieder arbeiten gehen muss.