von Markus Pühringer
Weil die meisten ZeitgenossInnen von klein auf gelernt haben, in ökonomischen Kategorien zu denken, fällt es gar nicht mehr auf, dass am Ursprung der ökonomischen Wissenschaften Annahmen stehen. Aber die Tatsache, dass es kaum noch auffällt, ändert nichts an der Tatsache, dass es sich um Fiktionen handelt.
In unserer kapitalistisch geprägten Gesellschaft glauben die meisten Menschen, dass es für sie gut ist, wenn sie über viel – in Geldeinheiten gemessenen – Reichtum verfügen. Es gehöre zur Natur des Menschen, dass er immer mehr wolle. Das sei einfach so. Die Tatsache, dass Menschen in vorkapitalistischen Zeiten und nicht-kapitalistischen Gesellschaften nicht nach diesem Glaubenssatz gehandelt haben, wird dabei geflissentlich verdrängt. Nach wie vor gilt: viel arbeiten, viel konsumieren, wenig über das eigene Leben nachdenken.
Indes, der Glaube an die Segnungen von Geld und Wert scheint Risse bekommen zu haben: Ist es wirklich so, dass wir in einem Meer von Überfluss so unsagbar glücklich geworden sind? Oder nehmen nicht sogar psychische Erkrankungen und Lebensfrust zu? Könnte es sein, dass ein erfülltes Leben außerhalb der Logik der Wertvermehrung liegt, also außerhalb von Arbeit, Kauf und Konsum? Zweifellos, der kapitalistische Glaube ist brüchig geworden. Je mehr Menschen sich von ihm abwenden, desto brüchiger wird das System.