von Alexander Maly
Zu jeder Sorge – um sich selbst, oder auch um Angehörige, Freunde, Nachbarn etc. – gehört auch die Sorge ums Geld. Je mehr jemandes Fähigkeiten nachlassen, mit Geld umzugehen, desto gefährlicher wird es für sie oder ihn. Logistische Unterstützung „von außen“ wird wichtiger. Zu beobachten ist, dass die Finanzwelt diese Unterstützung immer schwieriger macht. Dass sie dabei aber so gar nicht in die Pflicht genommen wird, erstaunt immer mehr.
Das „kleine Finanzmanagement“ ist aufwändig: So soll zum Beispiel die Heimhilfe für jemand Bettlägerigen jeden Tag einkaufen gehen. Wie aber kommt sie zum Geld? Manche Angehörige organisieren eine Schachtel, geben Geld hinein, platzieren diese in der Wohnung des Betroffenen, verrechnen mit diesen umständlich den Betrag und müssen immer wieder überprüfen, ob die Heimhilfe halbwegs korrekt die Belege und das Retourgeld in die Schachtel wirft.
Große Betreuungsorganisationen, wie Caritas, aber auch Erwachsenenschutzvereine, behelfen sich mit Sparbüchern, die von den Angehörigen „befüllt“ werden, so dass die Organisationen ihren Mitarbeiterinnen das Geld ersetzen können.
Allzu häufig wird auf der Ebene des kleines Geldmanagements gar nichts organisiert, was dazu führt, dass manche Heimhilfe mit der Bankomatkarte samt PIN auf „Vertrauensbasis“ Geld organisiert oder Überweisungen veranlasst. Eine Vorgangsweise, die nach Ansicht der FMA (Finanzmarktaufsicht) illegal ist und – wenn etwas schief geht – zu einer fristlosen Entlassung der Heimhilfe führen würde.
Hier wird also auf die unterste Ebene Verantwortung geschoben, während die eigentlichen Geldverwalter, die Banken, ihre Erreichbarkeit weiter drastisch reduzieren: Filialen werden geschlossen oder „entpersonalisiert“, Überweisungen funktionieren nur noch über e-Banking oder in der Filiale nur noch mit Bankomatkarte und PIN. Selbst der umständliche „workaround“ der Betreuungsorganisationen mittels Sparbuch hat ein Ende: die Banken haben dieses Frühjahr beschlossen, „physische Sparbücher“ ersatzlos zu streichen – wie damit umzugehen sein wird, wissen selbst die Betreuungsorganisationen noch nicht.
Mit Blick aufs Unwesentliche wurde dafür vom Bankenverband bekannt gegeben, dass nun auch Menschen im Pensionsalter Kredite bekommen können. Den Pensionistenorganisationen von SPÖ und ÖVP hat’s anscheinend genügt, sie stellten keine weiteren Forderungen.
Versuche, praktikable Lösungen für das kleine Geldmanagement im wachsenden Pflegesektor zu entwickeln, gibt es seit etwa vier Jahren. So hat der winzige Verein-FAZ (Verein zur Förderung assistierter Zahlungsdienstleistungen) ein Programm und eine App entwickelt. Das Programm ist für die Betreuungsorganisationen, die App für deren Mitarbeiterinnen vor Ort. Damit könnten auch mehrere Betreuungspersonen kleine Geldgeschäfte für mehr als einen Klienten erledigen, ohne dass ein Kuddelmuddel entsteht und ohne dass jemand „händisch“ Abrechnungen erstellen muss. Natürlich kann das nur funktionieren, wenn die vorhandenen technischen Möglichkeiten des elektronischen Zahlungsverkehrs genützt werden können.
Aber hier tut sich ein größeres Problem auf: Der elektronische Zahlungsverkehr ist extrem monopolisiert: es gibt nur zwei Zugänge: entweder über eine Bank, oder über einen Pre-paid-Kartenanbieter (z.B. MasterCard, Visa). Pre-paid-Kartenanbieter fallen wegen der exorbitanten Gebühren aus – immerhin sind zwischen 3 und 10(!) Prozent des „Umsatzes“ zu kalkulieren. Bleiben also bloß die Banken – allerdings: Die dafür notwendige Anbindung an eine Bank ist – trotz vieler Vorgespräche – bis jetzt nicht gelungen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Problematik fast alle Länder mit einem „entwickelten“ Bankensystem betrifft und nirgendwo eine brauchbare Lösung für assistierte Zahlungssysteme existiert. Also werden die betroffenen Menschen weiter damit leben müssen, dass sie entmündigt werden, sobald sie nicht mehr in der Lage sind, eine Bank aufzusuchen, oder e-Banking zu betreiben.