von Franz Schandl
Die Frage, ob wir mehr oder weniger EU brauchen, ist so diesseitig wie wir nie sein können. Sie zeugt geradezu von schlichter Einfallslosigkeit. Es ist ein Kennzeichen unserer Gesellschaft, stets falsche Entscheidungsfragen zu stellen, um die Herrschaft der falschen Verhältnisse eindrucksvoll zu bestätigen. Das Relevante wird permanent zum Opfer der Erscheinungen, vor allem der kulturindustriell gefertigten und medial vermittelten. Da regiert die verordnete Einfalt und wer Zweifel anmeldet, ist schnell als Illiberaler, Populist, ja als Extremist, überführt. Wir sind dazu befreit, wovon wir befreit wurden.
Europa ist ein Fetisch. Wir benötigen jedoch anderes und verweigern uns diesem Diskurs, der keiner ist. Die vorliegende Nummer ist so auch einer gewissen Inkonsequenz geschuldet. Wenn alle davon reden, können auch wir nicht immer nur schweigen. So sprechen wir und hoffen, doch auch etwas zu sagen zu haben. Die Beiträge spiegeln das auf unterschiedliche Weise wider.
Auf europäischer Ebene muss man sich auf einiges gefasst machen. „Mir ist wichtig, dass es endlich mehr Hausverstand in EU gibt“, sagt der Alt-, Jung- und Neukanzler der Republik dem Boulevardblatt Österreich am 12.5.2019. Wenn er nicht so süß wäre. Der amalgamierte Hausverstand tobt sich jetzt schon aus. Noch nie wurden so viele SUV verkauft wie zur Zeit. Und geflogen wurde auch noch nie so viel. Und die Transportwege der Waren werden dank Europäisierung und Globalisierung immer länger. Was ist der ökologische Einwand schon gegen die ökonomische Logik? Juhu Freihandel! Da wird der gesunde Menschenverstand regelrecht zum gemeinen. Aber Schwarz-Grün wird es gutmachen. Wetten. Österreich darf wieder mal den Prototypen ausliefern.
Wir bleiben dran ohne anzukleben.