Die Hochhausspringerin

von Peter Samol

Julia von Lucadou: Die Hochhausspringerin. Hanser-Verlag 2018, 288 Seiten, ca. 19 Euro

Dieser Roman spielt in einer Stadt in der nahen Zukunft. In ihr werden die Häuser zum Zentrum hin immer höher, die Wohnungen darin luxuriöser. Am Rand herrscht das nackte Elend. Dort leben die Minderleister. Wer von dort in die Stadt gelangen will, muss bei einer Casting-Show gewinnen. In der Stadt steht man allerdings unter ständiger Erfolgskontrolle. Jeder muss einen „Activity Tracker“ tragen, der alles registriert. Aus Einkommen, Fitness, Sozialverhalten etc. berechnet er einen „Credit Score“. Steigt er, bekommt man eine bessere Wohnung. Fällt er, droht als letzte Konsequenz die Ausweisung aus der Stadt. Es ist eine sterile und kalte Welt, in der alle emsig daran arbeiten, ihre eigene Persönlichkeit zu verkaufen. Riva, eine gefeierte Berühmtheit, will das nicht mehr mitmachen. Kurz nachdem sie ein Presseinterview mit den Worten „Fuck winning“ beendet hat, sitzt sie nur noch untätig zu Hause. Eine Psychotherapeutin wird eingeschaltet, die im Fall ihres Versagens selbst aus der Stadt ausgewiesen wird. Sie lässt daher nichts unversucht, aber Riva lässt sich nicht umstimmen.

Der böse Traum des Neoliberalismus geht hier mit einem Sozialpunktesytem für gutes Verhalten zusammen, wie es in China geplant ist. Erfolg ist alles, was zählt. Die Sprache des Buchs ist voller Vokabeln aus der Business-Sprache, was die allgemeine Geschäftigkeit noch unterstreicht. Es ist die lange schon überfällige Dystopie auf eine Welt, die alle Menschen auf ihre Leistungsfähigkeit reduziert.

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