von Franz Schandl
Die Ideologie des Habens gleicht einem Kanon. Alle singen ihn. Nach den Jahrhunderten von Herrschaft, insbesondere kapitalistischer Hegemonie, ist das Haben geradezu eingefleischter Ausdruck des Seins, des Selbstseins und des Selbstbewusstseins. Das Heft zum Haben, das nun vorliegt, setzt jedenfalls ein Kontra zur Forderung aller Lager, also gegen den klassenübergreifenden Konsens, der da lautet, auch und noch: Wir wollen mehr haben!
Wir haben schon genug, soviel uns auch abgeht. Einerseits mag es ja als ein besonderer Luxus erscheinen, über das Haben schlechthin zu diskutieren, wo doch so viele Menschen fast nichts haben. Andererseits macht gerade dieses Haben, das wir da haben, das Leben kaputt. Mehr Autos, mehr Handys, mehr Fernreisen, mehr Müll. Das Haben betreibt schon des Längeren einen unseligen Komparativ der Vernichtung. Und es wird dabei immer destruktiver. Gerade weil die Welt an diesem Dreck erstickt, muss es gesagt werden.
Der Charakter der Gesellschaft bildet den Charakter der Gesellschafter. Ist dieser Grundsatz einmal in Frage gestellt, sprechen wir von einer fundamentalen Krise der Gesellschaft. Nur in Krisenzeiten wird das Prinzip porös, ja prekär. Aufgabe der Streifzüge ist es, solches Bewusstsein zu antizipieren und zu magazinieren. Magazinierte Transformationslust nennt sich dieses Unding. Als Aufstachler vom Dienst mühen wir uns schon Jahrzehnte.
Wir sind übrigens eine der wenigen Ausnahmen von der Regel. Wie das? Kann man nicht von uns auch genug haben? Nein! – Indes, solange der Kapitalismus fortwest, ist diesem unserem Nein-Sein doch noch das notwendige Haben zuzufügen. Doch, doch! Das erwarten wir inständig vom Publikum unserer Zeitschrift und unserer neuen Homepage. Ansonsten wünschen wir eine anregende Lektüre und einen guten Rutsch noch dazu.