Geld ohne Wert. REZENS

von Julian Bierwirth

Robert Kurz: Geld ohne Wert. Grundrisse einer Transformation der Kritik der politischen Ökonomie.
Horlemann-Verlag 2012, 420 Seiten, ca. 16,90 Euro

Mit „Geld ohne Wert“ ist das letzte Werk des im Juli 2012 verstorbenen Robert Kurz posthum erschienen. Kurz versucht in dem über 400 Seiten starken Essay ein alternatives Verständnis der „Kritik der politischen Ökonomie“ vorzulegen. Er entfaltet zunächst die Probleme, in die sich orthodoxe marxistische Positionen ebenso hineinbegeben wie die „Neue Marxlektüre“ und weist mit dieser Beschreibung auf wesentliche methodische Schwierigkeiten dieser Ansätze hin. In seinem Versuch, diese zu überwinden, geht er einerseits über die bisherige wertkritische Theoriebildung hinaus – und bleibt andererseits doch hinter ihr zurück.

So kann das von ihm vorgelegte Verständnis des Zusammenhanges von gesellschaftlichen Strukturen und individuellen Handlungen, das er bereits in früheren Aufsätzen angedeutet hatte, nicht vollständig überzeugen und wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Das muss nicht grundsätzlich schlecht sein, bringt den Essay jedoch ob des polemischen Stils des Autors oftmals in unsicheres Gewässer. Ob die von Kurz vorgelegte Weiterentwicklung wertkritischer Theoriebildung tatsächlich einen Fortschritt im Erkenntnisprozess darstellt, bleibt so zumindest unklar. Gleichzeitig fällt auf, dass die für die Erklärung der Dynamik des zeitgenössischen Kapitalismus zentrale Kategorie des „fiktiven Kapitals“ in „Geld ohne Wert“ nicht einmal auftaucht.

Auch wenn die Schrift den Anspruch, den großen Wurf einer wertkritischen Methodologie darzustellen, wohl nicht erfüllen kann – lesenswert ist sie allemal.

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