von Lorenz Glatz
Cecosesola: Auf dem Weg. Die Buchmacherei 2012, 168 Seiten, ca. 10 Euro
Cecosesola ist ein Genossenschaftsverband in der Region der Millionenstadt Barquesimeto in Venezuela. 1967 gegründet umfasst er heute über 50 Kooperativen mit 20.000 Mitgliedern, die vor allem in der Produktion von Nahrung, im Transportwesen und der Gesundheitsversorgung tätig sind und ein Viertel der Stadt in eigenen Wochenmärkten mit Lebensmitteln versorgen.
Die Organisation ist mit der Zeit schlicht jenseitig geworden: Keinerlei Hierarchie, man klärt alles in Versammlungen ohne Leitung und Tagesordnung. Am Ende wissen die Teilnehmer, wie sie im Einverständnis aller die Aufgaben angehen – „kollektives Gehirn“ heißt das.
Die drei längsten Beiträge sind einfach „Ergebnis einer kollektiven Diskussion, mit der hunderte ArbeiterInnen ihren Arbeitsalltag analysieren und verändern“. Man ist kein Modell; wie konkrete Menschen zu solidarischen Beziehungen finden, ist weder plan- noch kopierbar.
Es geht weniger um den Kampf mit der kapitalistisch-staatlichen Umwelt – dem sucht man wo geht auszuweichen. Es geht um Entwicklung und Ausdehnung autonomer Räume, die man sich schafft: physisch-materielle und geistig-psychische. Menschen haben die herrschende Gesellschaft in sich. Selbst-Änderung und die der äußeren Strukturen sind untrennbar. Mit Staat und Politik muss man rechnen, nicht sich mit ihnen einlassen. Auch wenn es jetzt gerade leichter ist. Man ist auf einem langen Weg. Den Ort, wo sich der mit Occupy und Revolten kreuzt, sucht John Holloway im Nachwort jedoch m.E. an der falschen Stelle.
Nicht bei Amazon. Umso lesenswerter. Und inspirierend.