von Franz Schandl
Nur Ideologen und Idioten können glauben, dass es in Libyen um den Schutz der Zivilbevölkerung geht. Die war noch nie so bedroht wie jetzt. Und zwar alle, die Gaddafi-Treuen als auch die Oppositionellen als auch jene, die nur davonkommen wollen. Der Friedensmission geheißene Kampfeinsatz hat die potenziellen Gefährdungen multipliziert. It’s no fiction. Soeben, am 7. Juni wurde in Tripolis ein Rundfunkgebäude plattgemacht. Dort liefen Propagandasendungen des Systems. Wer hätte das gedacht. Würden nach diesen Kriterien die Raketen abgeschossen, wie viele Sendeanstalten stünden noch?
Das Bombardement, einmal begonnen, wird systematisch ausgeweitet. Die NATO, einmal ausgezogen, kann sich gar nicht mehr zurückziehen. Das gliche einer Niederlage. Schließlich geht es um einen regime change. Daher muss sie die Gangart verschärfen. Notfalls hinterlässt man ein zerstörtes Land. Jetzt sind schon Drohnen im Anflug und Kampfhubschrauber, morgen ist auch eine Invasion mit Bodentruppen nicht mehr ausgeschlossen. Man ist entschlossen, vor allem auch, weil es keinen Widerstand in den Metropolen selbst gibt. Gaddafi hat sich zweifellos diskreditiert, zuletzt durch sein Zusammenspiel mit der menschenversenkenden Migrationspolitik der Europäischen Union. Deren Drecksarbeit erledigte er gegen much money, so als sei er ein guter und kein böser Schurke.
An Gaddafi stört weniger das, was stören sollte, als das, was nicht stören sollte. Was nicht störte, das war sein Bündnis mit der Frontexbande und ihren feinen Auftraggebern, und bis vor kurzem störten auch keine Menschenrechtsverletzungen. Was stört, ist, dass er die Energiekonzerne nicht frei schalten und walten lässt und der Westen an Libyen kein Bahrein oder Kuwait hat. Nun soll Libyen wieder Hinterhof werden, frei, also frei verfügbar. Die nördliche Phalanx will einmal mehr zeigen, wer Herr auf diesem Planeten ist und bleiben will. Am meisten forciert wird diese Politik übrigens von ehemaligen Linken, Kriegstreibern wie Levy oder Glucksmann oder den sattsam bekannten Antideutschen.