von Franz Schandl
Wer diesen Zuständen ausgesetzt ist, kann nur verrückt werden. Aber schlimmer noch als dies zu konstatieren, ist es, dies überhaupt nicht zu begreifen. Der Kapitalismus gilt ja als eherner und letzter Hort der Rationalität. Die Aufklärung hat er so groß geschrieben, dass diese selbst gar nicht mehr Gegenstand derselben sein darf. Gegen die Ökonomie etwa ist die Philosophie, ja selbst die Theologie eine harte Wissenschaft, wenn wir es schon in dieser rationalen Sprache der Irrationalität ausdrücken, einer Sprache, die permanent mit ihren Begriffsvorgaben Realitäten schafft. Tatsächlich leben wir heute in einer Welt der größtmöglichen Verzauberung oder weniger bezaubernd ausgedrückt: Befangenheit und Fesselung sind noch nie so absolut gewesen wie jetzt, auch wenn wir als souveräne Wesen gelten und uns das auch einbilden.
Fiktion ist freilich ein breites Thema. Man kann sich da alles Mögliche vorstellen. Wo verlaufen die Konturen? Und auch wohin? Das Gebiet abzustecken ist nicht so leicht und so wurden gegebenenfalls auch Stecken eingeschlagen, wo wir uns dann vielleicht etwas wunderten. Der Fiktionen sind viele. Lässt man sich mit ihnen ein, bekommt man stets welche ab. Manches mag etwas disparat oder schräg klingen, aber unsere Linie ist es, keine Linie vorzugeben, sondern bloß eine Richtung. So finden sich recht unterschiedliche, aber doch sehr akzentuierte Artikel in dieser Nummer.
Das nächste Mal geht es wieder an ein ganz klassisches Thema: An die Kritik der Arbeit. Deren Abschaffung steht nämlich noch immer aus. Wir wünschen eine abwechslungsreiche Lektüre und einen erholsamen Sommer.
P.S.: Alle in Deutschland Ansässigen mögen bitte beachten: Wir haben unsere Bankverbindung in Nürnberg aufgelöst. Alle Zahlungen gehen in Zukunft auf unser Wiener Konto (mit BIC und IBAN).
P.P.S.: Fein wäre es auch, wenn sich unsere Abozahlen wieder erhöhten. Ewig auf 300 zu sitzen, kann ja nicht das größte Glück auf Erden sein. Unsere Fiktionen bewegen sich hier in ganz anderen Sphären.