von Lorenz Glatz
Eins unserer erwachsenen Kinder ist recht schlecht drauf. Sie hat eine schön klingende griechisch-lateinische Diagnose und einen recht hässlichen Alltag. Wir oft auch. Zu den kleineren Malheurs gehört, dass ihr zuweilen Dinge abhanden kommen. Manchmal recht knapp hintereinander. Im Vorjahr z.B. zweimal ein Handy. Der Providervertrag läuft auf meinen Namen – Arbeitslosen- und Sozialhilfeempfänger bekommen keinen – wer weiß, ob sie zahlen können? („Gratiskonto“ bei der easybank natürlich auch nicht – bei dem bissl Geld hat die Bank ja nichts davon.) Ich habe also zweimal die Simcard sperren lassen und die missverständliche Auskunft bekommen, dass damit die Sache erledigt sei. War sie nicht, ich hätte außerdem noch postalisch kündigen müssen.
Ein Missgeschick kommt selten allein, sagt ein blödes Sprichwort. Viel blöder ist, es trifft auf uns zu. Wir sind damit eingedeckt, und dafür, das Bankkonto zu überwachen, solange noch was drauf liegt, reicht unsere Aufmerksamkeit nicht. So hat also der Billigprovider bob 16mal sein Pauschale von 8,80 abgebucht für zwei tote Leitungen.
Ich habe es schließlich bemerkt, gefragt und den Brief geschrieben, den Vorgang kurz geschildert und damit geschlossen: „Es wäre sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie uns durch eine Gutschrift entgegenkommen würden.“ (Dem bob bleiben eh noch drei weiterlaufende Verträge von uns erhalten.)
Der Konjunktiv war richtig. Gekommen ist der Standardbrief „Schade, dass Sie sich von uns trennen wollen“ und „es tut uns leid“ – um den Vertrag zur Rufnummer xyz. Nicht einmal, dass es zwei Verträge waren, ist ihnen aufgefallen. Meist besteht der Spott zum Schaden ja in kalter Ignoranz.
Ich habe so zynisch wie mir möglich zurückgeschrieben und gehofft, dass ich dem anonymen Tastaturbenutzer des unterschriebenen „bob Service Team“ den Tag ein wenig doch versaue. Die Antwort war die wortgleiche Schablone mit der zweiten Nummer. Was anderes, sagt mir ein Insider, lässt das Programm, das die Leute dort als Roboter zu bedienen haben, gar nicht zu.