Streifzüge 50/2010
von Franz Schandl
Was wäre die Sprache ohne die vielen fremden Wörter, die ihren Wortschatz bereichern? Zweifellos wäre sie um vieles ärmer. Die Fremdwörter eröffnen neue Horizonte, versteht man sie richtig zu entwickeln und zu gebrauchen. Natürlich können sie, treten sie als elitärer Dünkel auf, das Schriftgut auch hermetisch verriegeln und ungenießbar machen.
Aber per se machen sie das nicht. Um gewisse Nuancen und Sachverhalte auszudrücken, sind die Fremdwörter unumgänglich. Ein Rapport ist mehr als ein Bericht, imitieren heißt mehr als nachahmen, und wenn etwas passiert ist, ist das nicht dasselbe, wie wenn etwas geschehen ist. Oder denken wir an fair und foul, welche Übersetzungen soll es da geben? Oder bei vermasseln? Oder bei Niveau? Welches deutsche Wort erreicht dieses Niveau? Wir sagen auch Cousine und Friseur, nicht Base und Barbier. Meine Großeltern hätten nie Gehsteig zum Trottoir gesagt. Und die Waschschüssel hieß immer Lavoir. Französisch konnten sie allerdings nicht, wahrscheinlich war ihnen nicht einmal bewusst, dass diese Wörter einst aus der Fremde gekommen sind.
Der Kampf gegen Fremdwörter, gegen die Verunreinigung der Sprache, war immer ein reaktionäres Gefecht. Es gibt keine reine Sprache, alles ist durchsetzt und durchmischt und nichts bleibt, wie es ist. Natürlich kann man über Sinn und Zusammenhang einzelner Wörter streiten, aber wenn etwa von Amerikanisierung die Rede ist, dann ist Vorsicht geboten. Man mag etwa gegen das Wort „cool“ so manche Einwände haben, interessant wäre aber doch zu zeigen, weswegen es sich durchgesetzt hat und was es in seiner häufigen Verwendung ausdrückt. Und warum man nicht einfach stattdessen „kühl“ sagen kann.
Sprache ist lebendig, und die Auseinandersetzung um Begriffe stets akut. Wörter kommen und gehen, manche sind so verkommen, dass sie zum Vergehen gebracht werden müssen. Das sexistische Begriffspaar „dämlich“ und „herrlich“ etwa und „verschandeln“ aus nahe liegenden Gründen sowieso…