von Franz Schandl
Was das? Nicht wenige werden sich über den neuen Untertitel unserer Zeitschrift gewundert haben. Indes, er ist so gemeint wie er konstruiert ist. Ganz ernst, nicht lustig, aber lustvoll.
Transformation? Als der Kritischer Kreis, der Herausgeber der Streifzüge, sich registrieren lassen musste, war diese Bezeichnung der Bundespolizeidirektion zu wenig aussagekräftig. Daraus könne man nicht auf den Vereinszweck schließen, teilte man uns sinngemäß mit. So war ein Zusatz fällig und der musste schnell gefunden werden. Aus dem Handgelenk, und mehr sich belustigend als absichtsvoll entstand die Bezeichnung „Verein für gesellschaftliche Transformationskunde“, die wir seitdem im Untertitel führen.
Und siehe da, die Behörde war völlig zufrieden gestellt, denn sie wusste über etwas Bescheid, wovon wir selbst noch nicht einmal wussten. Die Polizei, allwissend, wohin die Reise geht, war ihrer Zeit mächtig voraus, denn fortan näherten und eigneten wir uns dem und den Begriff immer stärker an, gründeten sogar eine Art Förderverein namens Transformationsclub. Der Terminus war treffend, ja, er wurde immer treffender. Wir sind also Künder und Kunden der Transformation.
Magaziniert? Bei aller Kritik des Kampfes ist nicht zu vergessen, dass dieser damit nicht aus der Welt ist. Die Abweisung des Bekenntnisses geht nicht mit einer Entwaffnung einher, sie singt dieser Notwendigkeit von Kampf und Harnisch aber kein Lied. Hymnen, auch Arbeiterlieder (etwa diese absolut schreckliche „Internationale“) haben wir nicht zu bieten. Die Spuren der Militanz sind nicht gelöscht, und die soll auch so benannt bleiben. Kampf und Milde, Entschlossenheit und Rücksicht schließen sich nicht aus. Es ist vielmehr eine Frage der Situation und des ihr entsprechenden Ensembles. So üben wir uns in Balance, die manchmal gelingt, manchmal misslingt. Alle Mittel heiligen den Zweck, die den Zweck heiligen.
Stabsmäßiges Funktionieren hat mit Kommunismus zwar nichts zu tun, aber es wird in Zeiten der Transformation nicht ganz darauf verzichtet werden können. Jenes ist kein antipolitisches, sondern ein politisches Instrumentarium, wenn auch, so’s gelingt, gegen die ursprüngliche Intention gerichtet. Wir wollen dezent andeuten, dass wir gewappnet sind, dass wir einiges im Köcher haben. Daher sind wir gut zu bestücken.
Zum Aufmagazinieren gehört auch die nötige infrastrukturelle Ausstattung, die in einer bürgerlichen Gesellschaft nicht um das herumkommt, was es abzuschaffen gilt: Money! Nicht schon wieder, werden jetzt einige seufzen. Doch. Erraten. Leider. Geld brauchen wir, und es fließt nicht ganz so wie es sollte. Wichtig wäre die Synchronisierung zwischen Zuspruch und Zufluss, ansonsten wird das Getriebe beschädigt und das können wir uns nicht leisten. Die Abos stagnieren nicht nur, in den letzten Krisenmonaten haben wir mehr verloren als gewonnen. Das darf nicht akzeptiert werden, vor allem vom Publikum nicht. Insofern ist die Lage zwar nicht dramatisch, aber der Aufruf sehr wohl. Lesen ist gut, unterstützen ist besser. Wir können nur dienen, wenn wir bedient werden.
Lust soll es zweifellos bereiten, unser magaziniertes Magazin. Aufladung und Spannung und Befriedigung will es bieten, ohne Frage. Lust zum Denken, Lust zum Handeln, Lust zur Lust. Unlustig sein ist nicht unser Kennzeichen, obwohl gemeinhin eines der Linken, vor allem deren radikale Sorten sind geradezu von einem Bierernst umnebelt, der aufgrund seiner stickigen Atmosphäre jedes Klima vergiftet. Kein Wunder, dass niemand niemanden riechen kann. Wir möchten andere aromatische Noten setzen und wollen alles andere, als uns verduften. Verströmen möchten wir uns, das schon.