Streifzüge 38/2006
2000 Zeichen abwärts
von Christoph Wendler
Der größte Rüstungskonzern Europas (BAE Systems) ließ vor kurzem mit dem Postulat aufhorchen, er plane auf lange Sicht alle gefährlichen Komponenten, „die der Umwelt schaden und ein Risiko für den Menschen sind“, aus seiner Produktpalette zu entfernen. Eine an Zynismus schier unübertreffbare Aussage! Dass im Kapitalismus der Krieg eine „bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ ist, gilt im Grunde zwar spätestens seit dem Militärtheoretiker Carl von Clausewitz als Allgemeinplatz, der Öko-Faible hingegen – der grüne Daumen am Abzug – ist ein ganz neuer AspektWas mit dieser Pseudo-Ethik wirklich beabsichtigt wird außer neuartige Promotion oder Absatzsteigerungen, sei dahingestellt; die Gesundheit der Menschen ist es mit Sicherheit nicht…
In einer Gesellschaft, in der Konkurrenz und ihre Ausgeburten Gewalt und Krieg als unverrückbare anthropologische Konstanten gelten, ist es nur konsequent, im Namen der Humanität die Effizienz des Tötens zu steigern und die unerwünschten externen Kosten, die so genannten Kollateralschäden, möglichst zu minimieren, anstatt dem Wahnsinn endlich und endgültig Einhalt zu gebieten. Das todbringende Business as usual erhofft sich im Hinblick auf zukünftige Konflikt-Potenziale, welche in Zeiten des Krisenkapitalismus en masse vorhanden sind, eine erhöhte Todesrate und damit steigende Profite. Doch nicht nur die Rüstungskonzerne selbst, sondern auch andere nicht-/staatliche AkteurInnen dürften an der Entwicklung umweltverträglicher Kampfsysteme interessiert sein, denn je ökologischer der Krieg, desto unproblematischer und rentabler der anschließende Wiederaufbau. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass bspw. die britische Regierung diese Idee bereits wohlwollend aufgenommen hat. Eine Kooperation könnte dann im Sinne einer Public Private Partnership erfolgen; mit Folgen: Die Weltordnungskriege der Zukunft dürften mit Umwelt-Zeichen wie „Blauer Engel“ die Menschheit ins Jenseits befördern!