von Franz Schandl
Am letzten Wochenende ist der Schriftsteller und Übersetzer, der Essayist und Kritiker Lothar Baier freiwillig aus dem Leben geschieden. Obwohl ich ihn persönlich nie kennen gelernt habe, verbindet mich doch einiges mit ihm. Vor allem in den Jahren 2000-2002 gab es zwischen ihm und mir einen regen Brief- und Mailwechsel. Lothar Baier hat unter anderem dafür gesorgt, dass in der WOZ (deren Redakteur gewesen ist, zuständig für die inzwischen eingestellte „Gesellschaft“-Seite) einige Aufsätze von mir publiziert werden konnten, er hat einige Texte kommentiert und mir seine Sicht der Dinge nahegelegt.
Lothar Baier war der erste Träger des Jean Amery Preises 1982. Einst einer der renomiertesten Autoren der Linken, konnte man in den letzten Jahren seine Texte im deutschsprachigen Raum allerdings nur mehr im Freitag (Berlin), in der WOZ (Zürich) und im Wespennest (Wien) lesen. Lothar Baier ist Autor vieler Bücher, unter anderem:
O Zeichen und Wunder. Kritiken und Essays. Edition Tiamat 1988;
O Volk ohne Zeit. Essay über das eilige Vaterland, Wagenbach 1990;
O Keine Zeit! 18 Versuche über die Beschleunigung, Kunstmann 2000;
siehe: www. kunstmann. de
Zum letztgenannten Buch verweise ich auf meine Rezension, die in der Süddeutschen Zeitung am 4. Dezember 2001 veröffentlicht wurde, und die ihn dazumals sehr freute. Lothar Baier ist nicht nur ein lesbarer Autor, er sollte auch gelesen werden.
Franz Schandl, 16. Juli 2004