von Michael Katzmayr für ÖH-Budeszeitung „Progress“
Der Publizist und Aktivist Saral Sarkar hat ein Buch zum Thema Nachhaltigkeit vorgelegt, das sich in einigen Aspekten wohltuend von anderen Werken im Öko-Mainstream unterscheidet. Statt der hegemonialen Leier, zur Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung bräuchte es nur geänderter Rahmenbedingungen in der globalen wachstumsorientierten Marktwirtschaft, konfrontiert uns der Autor mit einer radikalen Ablehnung marktwirtschaftlicher Prinzipien und der Industriegesellschaft überhaupt. Die Schlüsse, die er daraus zieht – die Notwendigkeit eines Öko-Sozialismus als wissenschaftlichen Sozialismus des 21. Jahrhunderts – sind allerdings weniger überzeugend.
Er setzt sich ausgiebig mit den Möglichkeiten auseinander, den Kapitalismus nachhaltig zu gestalten. Seine These hierzu ist, dass Ansätze wie ökologische Modernisierung, Postindustrialismus und Öko-Keynesianismus samt ihrer Instrumente – etwa ökologische Kostenwahrheit, Förderung ökologischer Energieträger, Dematerialisierung – im Industrialismus, egal ob kapitalistisch oder sozialistisch, an inneren Widersprüchen scheitern müssen.
Als Ausweg schlägt Sarkar eine globale Schrumpfung der Industriegesellschaft vor. Um Vollbeschäftigung zu sichern, sollten arbeitsintensive, aber ressourcensparende Technologien zum Einsatz kommen. Eine materielle Verringerung des Lebensstandards müsste akzeptiert werden. Dieser Rückbau der Industriegesellschaft sei aufgrund der Krisenanfälligkeit des Kapitalismus nur durch eine „wahrhaft sozialistische“ Gesellschaft zu erreichen. Spätestens hier wird das Werk etwas abstrus: Es ist gegen Ende in weiten Teilen anti-emanzipatorisch und von moralisierenden Ausführungen geprägt. Fazit: Als Analyse des Status quo ist es unbedingt lesenswert, beim Entwurf des Öko-Sozialismus dürfen die LeserInnen ja skeptisch bleiben. mka
Saral Sarkar: Die nachhaltige Gesellschaft. Eine kritische Analyse der Systemalternativen. Zürich: Rotpunkt Verlag 2004, 454 S. , e 20, –