Einlauf Streifzüge Nr. 88
Sich zu positionieren, ist ein durchaus berechtigtes Anliegen. Allerdings vergiftet der Zwang unmittelbar Stellung beziehen zu müssen, das Gesprächsklima doch beträchtlich. Insbesondere das Bekenntnis zur Wertegemeinschaft, also zur Gemeinschaft des Werts, schmeckt uns gar nicht: da die liberale Demokratie und dort die Autokraten und Terroristen, da die Wissenschaft, dort Verschwörungstheorien und Querdenkertum. Diese Sucht nach Identifikation ist unsere Sache nicht. Das (Des-)Informationsgemenge, dem wir ausgesetzt sind, ist erschreckend, aber wuchtig. Viele Debatten wirken daher beängstigend und beklemmend, haben kaum analytischen Gehalt und noch weniger befreienden Charakter.
Covid, Ukraine, Israel-Palästina, das sind aktuelle Themen, die allemal eher vorsichtige als überzeugte Statements nahelegen. Es geht nach wie vor um den Abbau der Fronten, nicht um die Besetzung der Schützengräben. Wichtiger als schnelle Antworten zu liefern, ist es die richtigen Fragen zu stellen. Trotz aller infrastrukturellen Defizite: Wir tasten uns voran. Sich nicht irre machen zu lassen in dieser immer mehr aus den Fugen geratenden Welt, ist wichtig, wollen wir nicht im molekularen Bürgerkrieg enden.
Wir bitten um Geduld und wie immer um Unterstützung. Apropos Defizite und alles andre als nebenbei: Während die Einnahmen stagnieren, steigen unsere Ausgaben (Druck und Versand) kontinuierlich. Das geht sich auf Dauer nicht aus. Sobald die Rücklagen aufgebraucht sind, wird es für die Streifzüge eng, sehr eng. Wir bitten dem abzuhelfen.