›Corona‹ und das verängstigte Subjekt
von Richard Aabromeit
Das Auftauchen der neuesten Zoonose, also des SARS-CoV-2 (Severe Acute Respiratory Syndrom Corona Virus 2) und die von ihm hervorgerufene Krankheit CoViD-19 (Corona Virus Desease 2019) haben, einmal abgesehen von den Leiden der Betroffenen, durchaus auch etwas Gutes an sich: Der mentale Zustand der heute lebenden Subjekte ist wegen ihres, weniger als sonst durch Maskerade verfälschten, sozialen und politischen Verhaltens sowie aufgrund ihrer Äußerungen zum Thema ein wenig besser zu erkennen als noch vor dem Beginn der ›Corona‹-Problematik Anfang 2020.
Der sich dem allgemeinen Fetischcharakter der kapitalistischen Gesellschaftsformation mit Inbrunst hingebende Narzissmus der vereinzelten Einzelnen wird mitsamt seiner, jegliche Kritikfähigkeit aufgebenden, Charakterschwäche nunmehr bis zum Exzess zelebriert – und dadurch besser sichtbar. Waren die Handlungen und die Kommunikationsmuster der Allgemeinheit bzw. der Durchschnittsbevölkerung schon immer weit weg von jeglicher radikalen oder fundamentalen Gesellschaftskritik gewesen, so hielt sich doch die ›Linke‹, oder wer sich auch immer für fortschrittlich, subversiv, gesellschaftskritisch – also: links – selbst apostrophierte, stets für aufklärerisch bis transformatorisch. Aber das war einmal.
In unseren Tagen haben sich die durchschnittlichen Charaktermasken in ihrer Mehrheit sowie die ›Linken‹ in ihrer Gänze einander weitgehend angeglichen, was schon a priori nichts Erfreuliches bedeuten kann. Mit etwa neun Monaten ›Corona‹-Erfahrung ist es vielleicht an der Zeit, das postmoderne Subjekt des Jahres 2020 in seiner verängstigten Suche nach einem irgendwie gearteten Halt, sowie die immer verzweifelter werdenden Sehnsüchte der Linken nach einem ›Ausstieg‹ aus dem oder wenigstens einer Desavouierung des ›Kapitalismus‹ sich wenigstens einmal kurz anzusehen.
Subjekt und Charaktermaske
Seit Beginn der kapitalistischen Produktionsweise, also seitdem das ›automatische Subjekt‹ auf ›seinen eigenen Grundlagen prozessiert‹, sind die menschlichen Subjekte auf sich selbst zurückgeworfen und treten nun als vereinzelte Einzelne den Kampf ums Überleben, um die eigene Subsistenz, als privat Produzierende an. Diese Subjekte sind allesamt untereinander juridisch (in den meisten Ländern) gleichgestellt, der allgemeinen Konkurrenz auf den Märkten ausgesetzt, vergesellschaftet nicht mehr als menschliche Personen zu menschlichen Personen, sondern ausschließlich vermittelt über Waren, also über Dinge. Über diese Verhältnisse und allüberall wirkt das Prinzip der Kapitalverwertung um ihrer selbst willen, der heute, also zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts, auf dieser Welt niemand mehr entrinnen kann. Für die Einzelnen, und zwar für alle Einzelnen, seien sie Proletarier/innen, Bourgeois/es, Grundrentner/innen, Banker/innen, Prekäre oder andere, gilt: sie sind Charaktermasken dieses Gesellschaftsprinzips der gegen Unendlich tendierenden Kapitalverwertung.
Zwar besitzen diese Charaktermasken allesamt einen eigenen Willen, der ihre Maskerade in bunteste Differenzierungen auffächern kann; dem Grundprinzip entgeht aber niemand. Somit sind alle Subjekte Charaktermasken und die Charaktermasken bedürfen jeweils des Subjektes. In dieser allgemeinen Situation marschieren nun alle Menschen durch die Welt der Kapitalverwertung und der Marktkonkurrenz, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen sind an zahllosen Stellen beschrieben und beklagt worden, das muss hier nicht wiederholt werden. Vielmehr interessiert hier auf der Basis der kurz skizzierten Bewusstseins- und Subsistenz-Lage, wie sich diese in Zeiten der Corona-Hysterie beschreiben und/oder erklären lassen.
Die Bedrohungen des Subjekts
Die Situation, in der sich das kapitalistische, das postmoderne Subjekt befindet, ist eine doppelte und eine widersprüchliche: zum einen kann es eine nie dagewesene Freiheit von allen personal bedingten Restriktionen genießen und auch an der Produktion und an der Distribution des abstrakten Reichtums teilhaben; zum anderen sieht es sich allerdings einer Unzahl von Bedrohungen ausgesetzt. Diese Bedrohungen werden zudem noch durch keinerlei urwüchsig entstandene Gemeinschaft abgefangen oder abgefedert, auch der Schutz durch Grundherren oder durch spirituelle Erlösungen ist mittlerweile fast vollständig verschwunden. Lediglich partiellen Halt für das Subjekt im Kampf mit den Bedrohungen bieten Vereinigungen wie Gewerkschaften, kulturelle, freizeitorientierte und anderweitig Identität spendende Vereine oder soziale und kulturelle Konstrukte, wie beispielsweise Ethnien Nationen, Sprach- und/oder Religionsgemeinschaften oder letztlich auch Klassenzugehörigkeit, obgleich letztere sich gerade in Auflösung befindet. Die Bedrohungen selber sind ausgesprochen mannigfaltig:
- Verlust der Basis für die Reproduktion bzw. die Subsistenz, sprich: Arbeitslosigkeit;
- Verlust der Arbeitsfähigkeit, sprich: Krankheit oder Behinderung;
- Ausschluss aus dem sozialen Zusammenhang, sprich: Freiheitsentzug;
- Verlust der adäquaten Leistungsfähigkeit, sprich: Alter (oder wiederum Krankheit);
- Verlust von (oder gar nicht erst Erwerb von) kultureller Teilhabe, sprich: mangelnde Bildung;
- Erfahrung von sexueller, rassistischer, antisemitischer und anderer Diskriminierung, sprich: Exklusion;
- usw.
Für alle diese Bedrohungen haben die Menschen im Laufe der Zeit mehr oder weniger wirksame Gegenmaßnahmen ersonnen und realisiert:
- Bildung von Gewerkschaften und Syndikaten sowie Einführung einer Arbeitslosenversicherung, um die Schrecken der Bedrohung mit Arbeitsplatzverlust zu moderieren;
- Einführung von Kranken- und Pflegeversicherung sowie von Krankenhäusern und Pflegeheimen, um die Schrecken von Krankheit und Behinderung zu moderieren;
- Resozialisierungsstrategien, um die Schrecken des Gefängnisaufenthaltes und der Zeit nach der Entlassung zu moderieren;
- Errichtung von Altenheimen und von Generationenhäusern, um die Schrecken der Alterseinsamkeit und der Altersschwäche zu moderieren;
- Einführung des Zweiten Bildungsweges, von berufsbegleitender Weiterbildung, um die Schrecken des kulturellen Ausschlusses zu moderieren;
- Verschiedene Initiativen und Gesetze zur Zurückdrängung von Diskriminierungen aller Art;
- usw.
In dieser Aufzählung sind die Themen Armut, Gewalt und Krieg, Genozid usw. noch gar nicht benannt, was nur im Sinne der Kürze dieses Textes ist. Das alles kann die existierenden Bedrohungen keineswegs stoppen oder gar eskamotieren; aber sie alle helfen dabei, in den entsprechenden Notlagen einen gewissen Halt zu vermitteln und die Leiden, die diese Bedrohungen hervorrufen, ein wenig zu mildern. In dieser Lage ist es bereits sehr schwierig, sich angstfrei zurechtzufinden, und so manchem/r gelingt das nur teilweise oder gar nicht. In den Ländern und Gegenden der kapitalistischen Peripherie wird die Situation weiter verschlechtert, indem einerseits die traditionellen menschlichen Bindungen, die einen gewissen Schutz vor Bedrohungen aller Art boten, durch die der Globalisierung geschuldeten Überführung in die private Warenproduktion unter Kapitalverwertungsbedingungen Schritt für Schritt aufgelöst werden; andererseits sind in diesen Ländern und Regionen die in den kapitalistischen Zentren aufgebauten Schutzmechanismen der neuen Art noch meist weit weg von einer Realisierung bzw. noch überhaupt nicht vorgesehen oder möglich.
Man kann also zusammenfassend sagen, dass die Mehrheit der Weltbevölkerung alle Mühe hat, Bedrohungen, die diese Gesellschaftsformation tagtäglich und überall auf der Welt erzeugt, soweit in den Griff zu bekommen, dass katastrophale Entwicklungen sich möglichst selten einstellen. Davon ausgehend bleiben für das Subjekt der Postmoderne stets Gefahren bestehen, die meistens – aber keineswegs immer – in Schach gehalten werden können, dennoch durch ihre Omnipräsenz eine gehörige Portion Angst erzeugen, die das Leben der übergroßen Mehrheit ohne Unterbrechung begleitet.
Das Neue in den ›Corona‹-Zeiten
Das heutige Subjekt als kommunizierendes und handelndes (und privat arbeitendes) zeichnet sich zunächst einmal durch überhaupt nichts grundsätzlich Neues aus. Die Freiheiten sind geblieben – wenn auch aktuell, angeblich nur temporär, ein wenig und nicht für alle in gleicher Weise, vermindert –, ebenso die Bedrohungen. Allerdings ist eine gänzlich neue Bedrohung hinzugekommen, eine Bedrohung wie es sie in den letzten hundert Jahren nicht gegeben hat, ja in der Ausführung, wie wir sie heute erleben, ist sie wohl in der Tat einmalig und vollständig neu: das sich global recht rasant ausbreitende SARS-CoV-2, mithin der Teufel persönlich! Zur Erinnerung: Wohl gegen Ende 2019, vielleicht im November oder Dezember, sprang dieses Virus vermutlich in der Nähe von Wuhan von einem auf einem dortigen Markt verkauften Wildtier auf einen (oder mehrere) Menschen über. Die heutige Globalisierung mitsamt ihrer immer leistungsfähigeren Verkehrsinfrastruktur brachte es dann mit sich, dass innerhalb weniger Monate so gut wie alle Gegenden dieser Erde mit ›Corona‹-Fällen überzogen waren, und die bürgerliche Wissenschaft sprach eilends von einer (gerade neu definierten) ›Pandemie‹.
Die Tatsache, dass alle Virolog/inn/en, Epidemiolog/inn/en sowie andere Mediziner/innen (beinahe) keinerlei Ahnung von den Eigenschaften, dem Ausbreitungsverhalten und der Gefährlichkeit dieses Virus hatten und haben, verbunden mit dem Unglück, dass die Exekutiven und Legislativen dieser Welt im Umgang mit derartigen Bedrohungen keinerlei Erfahrung aufweisen konnten, hat nun dramatische und unübersehbare Folgen für den Zustand und für die Befindlichkeiten des aktuellen Subjektes. Konfrontiert ohnehin schon mit den oben knapp beschriebenen, allgegenwärtigen Gefahren und Bedrohungen, die aber wenigstens noch gut bekannt, wenn auch unabwendbar waren und sind, kommt jetzt etwas Ungeheuerliches, etwas Unheimliches hinzu: ein Virus, das man nicht sehen kann (selbst unter einem SEM ist das nicht einfach), nicht riechen kann, nicht schmecken kann, nicht direkt fühlen kann (außer man ist erkrankt und erleidet die Symptome, die dann ein indirektes Fühlen ermöglichen), und das niemand wirklich kennt und niemand weiß, wie es in den Griff zu bekommen, zu moderieren sei – kurz: ein Virus, das unbekannte Gefahren androht (ob unerheblich oder existenziell bedrohlich, das wird sich wohl erst später herausfinden lassen) und wogegen es keine einzige bekannte Methode der Moderierung, geschweige denn der finalen Abwehr zu geben scheint. Dieser Umstand macht alle hilflos, und das in einer Lage, die (seit Herbst 2019) ohnehin bereits auf eine weitere, schwere Überakkumulations- oder auch Unterkonsumptionskrise hindeutete, und die zeitlich weit weniger als eine Generation von der letzten, der sogenannten Finanzkrise, entfernt ist, also die Schrecken von 2008/10 noch nicht abgeschüttelt waren. Die Angst wächst daher ins Unermessliche, Hilfe ist nicht in Sicht, das Subjekt ist aber dennoch auf sich selbst als Individuum zurückgeworfen und weiß keinen Rat, selbst teuren nicht. Alleine, so ist allen klar, kann man nichts Effektives ausrichten, die sozialen Gemeinschaften (Familien, Unternehmen, Klassenorganisationen, die krisis-Gruppe, die Streifzüge, andere Vereine usw., vgl. oben) versprechen ebenfalls keinerlei Abhilfe, keinen Halt.
Was also tun? Die einzige Organisation, Institution oder Instanz, an die sich das elende Subjekt noch wenden kann, ist – wie immer – der Staat! Und zwar nicht einfach ›der Staat‹ schlechthin, sondern durchaus ein solcher, der stark zu sein hat, der zu wissen hat, was er tut und solches auch rigoros durchzusetzen in der Lage sein soll, ja muss – und nicht zuletzt: ein Staat, der auf die Schwatzbude Parlament gefälligst verzichten sollte, und der sich gefälligst auch gegen das eine oder andere Einzelkapitalinteresse behaupten soll.
Und jetzt der Staat
Dieser Staat nun war jedoch seinerseits vollständig überrascht von dem, was da auf ihn zurollte. Sogar ein Sucharit Bhakdi, der von den allwissenden ›Corona‹-Besserwisser/inne/n als ›Covidiot‹ verunglimpft wird, äußerte zunächst Verständnis für die aufgrund der im Februar und März heftig steigenden CoViD-19 Erkrankungen und den darauf folgenden Todesfällen ergriffenen hysterischen Maßnahmen seitens der Politik in den meisten Ländern. Ob diese Maßnahmen nun halbwegs sinnvoll (Kontakteinschränkungen) oder kontraproduktiv (Intubation von Schwersterkrankten) oder auch idiotisch (Verbot, sich auf Parkbänke zu setzen) waren, sie wurden immerhin ergriffen. Und siehe da: der Halt, den das (post-) moderne Subjekt so verängstigt und sehnsüchtig gesucht und erwartet hatte, erschien am Ende doch noch, hallelujah – zumindest in der von Angst stark getrübten Einbildung der großen Mehrheit der meisten Bevölkerungen. Dieser Halt, also die vom Staat in Notstands- und Ermächtigungs-Manier (Carl Schmitt würde zufrieden und selbstgefällig von »Ausnahmezustand« sprechen) verordneten Maßnahmen, die in hysterischer und völlig unreflektierter Art und Weise aus dem Hut gezaubert wurden, versprachen, medial heftigst sekundiert, ihre Wirkung schon zu tun. Damit wurde der allseits verbreiteten Ängste in der Bevölkerung Genüge getan, die Menschen hatten einen Griff in der bei hoher Geschwindigkeit entgleisenden U-Bahn gefunden, und es wurde von allen Seiten: von den hilflos-unsicheren Wissenschaften, von den sensationslüsternen Medien, von der entdemokratisierten Politik, und nicht zuletzt von den allgegenwärtigen Influencern in den sozialen Medien, ein Seufzer der Erleichterung vernehmbar verbunden mit dem Appell, sich ja nicht nonkonformistisch zu verhalten.
Damit dieser scheinbare Halt, der ja lediglich eine Schimäre ist, nicht allzu rasch wieder verschwinde, wurden allseits sogleich kommunikative Strategien entwickelt, um alle noch so seriösen Stimmen, die warnend den Finger zu heben begannen, auf der Stelle mundtot zu machen, als Verschwörungstheoretiker/innen abzutun, als den Rechtsradikalen Nahestehende zu verhetzen, oder platterdings als Covidioten zu apostrophieren. Zahlreiche, in harten und entbehrungsreichen Schlachten erkämpfte Grundrechte wurden leichtfertig, ja mit verhaltener Verve, auf den Müll geworfen; selbstverständlich nur befristet und begründet. Und die sogenannten Progressiven oder auch Linken glotzten in Trance zustimmend irgendwohin oder forderten gar noch härtere Maßnahmen…
Und die Linken?
Auch die ›Progressiven‹ und die ›Linken‹ wurden selbstredend von dieser ›Corona‹-Thematik auf dem falschen Fuß erwischt. War dieses progressiv-linke Lager schon lange vorher den realen Verhältnissen vollkommen verständnis- und hilflos gegenübergestanden, so hat sich dieses nunmehr weiter verschlimmert. Völlig gedanken- und reflektionsfrei wurden die staatlichen Maßnahmen begrüßt und befürwortet, ja es wurden stellenweise noch deutlich härtere Maßnahmen gefordert, vorgeblich um die Schwachen vor den aggressiven und egoistischen anderen zu retten, und – so musste es kommen – um ›dem Kapital‹ mal so richtig zu zeigen, wo der (staatliche und der vermeintlich antikapitalistische) Hammer hängt. Oder auch: Endlich konnten naive Eiferer einmal anschaulich vorzeigen, wie rücksichtslos und Schaden bringend ›das Kapital‹, doch stets vorgehe, wenn der Staat nicht oder nicht zureichend eingriffe. Jetzt böte sich die Gelegenheit, einmal ernsthaft zuzupacken und ›das Kapital‹ in seine Schranken zu weisen, nach dem Motto: durch das harte Durchgreifen des Staates gegen die Profitinteressen würden Menschenleben gerettet. Die meisten hielten und halten das auch noch für klug und für neu. Einige (oder gar viele?) erlagen sogar der Phantasmagorie, anhand der ›Corona‹-Thematik ›den Kapitalismus‹ in seiner Brutalität final desavouieren zu können, ohne zu bemerken, dass gerade das Verhalten des Staates in dieser eher unübersichtlichen und irgendwie durchaus neuen Situation nichts anderes darstellt, als den mehr oder weniger hilflosen und nicht durchdachten Versuch, mittel- und langfristig die rissig gewordenen Kapitalverwertungsbedingungen wieder zu stabilisieren, indem mithilfe von Lockdown, Kontaktbeschränkungen, Reiserestriktionen usw. nicht etwa prioritär die Leben von alten und/oder vorgeschädigten, vulnerablen Personen zu retten, sondern um das Areal der Kapitalverwertung, wenn schon nicht sofort, so doch auf längere Sicht, wieder zu bereinigen, sozusagen zu desinfizieren. Der lange Prozess des Suizids der Linken erhält in der ›Corona‹-Zeit einen neuen, recht wirksamen Kick. Sämtliche Positionen, die früher einmal irgendwie als links oder progressiv galten, werden der Reihe nach aufgegeben und durch konformistisches Blabla ersetzt, Beispiele:
- In einem sich als progressiv verstehenden Diskussionszusammenhang kann es angeblich zu ›Corona‹ keine zwei Meinungen geben.
- Auf infantil-ironische Weise werden vom Mainstream abweichende Meinungen mit Spott bedacht: Donald Trump habe doch schließlich alles Notwendige über die ›Corona‹-Hysterie schon gesagt.
- Niemand hat bemerkt oder darauf reagiert, dass ein Grundrecht nach dem anderen per Dekret ausgehebelt worden ist: Versammlungsfreiheit, Unverletzlichkeit der Wohnung, Gewerbefreiheit, freie Meinungsäußerung, Vorrang der Legislative vor der Exekutive, Reisefreiheit, Bewegungsfreiheit, Freiheit der Kultur und der Kunst, usw.
- Einige Vertreter/innen der LINKE und der Grünen fordern allen Ernstes nachdrücklich schärfere Maßnahmen angesichts der kolportierten Zahlen.
Am Ende brauchen sicherlich Vertreter/innen der Neoliberalen und der Konservativen dem Lager der Progressiven und der Linken gar keinen Todesstoß mehr versetzen, da es diese wegen Suizids gar nicht mehr gibt.
Was wohl nach ›Corona‹ kommt?
Jetzt erhebt sich die Frage – die im Übrigen schon seit etwa April/Mai 2020 gestellt, aber rein vorsichtshalber von niemandem beantwortet wird –, wie man aus diesem Schlamassel eines Ausnahmezustandes wieder herauskommen wird, oder auch: wie geht’s weiter, sollte die sogenannte Pandemie doch einmal zu Ende gehen? Die gerade vom Bundestag (und Bundesrat) verabschiedete ›Reform‹ des Infektionsschutzgesetzes ermächtigt die Exekutive dauerhaft und einigermaßen detailliert Maßnahmen per Dekret zu erlassen – Begründung und Befristung vorausgesetzt; das war nie anders, oder etwa doch? Einmal angenommen, das SARS-CoV-2 tut uns, entgegen jeglicher bisherigen epidemiologischen Erfahrung (vgl. SARS, MERS, AIDS, Ebola, usw.), den Gefallen und verschwindet einfach. Dann gäbe es ja noch alle anderen Viren (nur zum Beispiel das Seoul- oder das Influenza-Virus), die mit unterschiedlicher Gefährlichkeit uns Jahr für Jahr heimzusuchen pflegen. Werden wir die aktuellen ›Corona‹-Maßnahmen dann deshalb beibehalten, weil sich damit auch andere Viren in ihrer Ausbreitung begrenzen lassen? Immerhin sind an Influenza 2018 mehr Menschen gestorben als bislang (angeblich) an/mit/von CoViD-19. Und was ist mit pathogenen Bakterien? Ob sich Progressive/Linke in eine solche Debatte sinnvoll einklinken (können) oder nicht, bleibt abzuwarten.