Wer spielt wen nieder?
von Franz Schandl
Es war ein ungleicher Kampf. Wenngleich mit schlechtem Ausgang für mich und nicht für ihn. Für gewöhnlich spielten die Youngsters in den Siebzigerjahren ihre Eltern nieder. Man drehte die Steroanlange auf und ärgerte die Alten. Bei mir hat das leider nicht funktioniert. Bei dem seltsamen Machtspiel: „Wer hat die meisten Watt?“, ward ich heillos unterlegen. Der Lärmaustausch endete mitunter in einer schmählichen Niederlage. Meine Pubertät konnte das zwar nicht aufhalten, aber durcheinandergebracht hat es mich schon.
Nicht
dass ich meine Gerätschaft (bei mir war der Plattenspieler nicht
Stereo, sondern Mono, detto der Kassettenrecorder) nicht aufdrehte,
was das Zeug hergab – aber das Zeug gab nicht viel her. Mein Vater
hingegen schaltete seine Apparate ein und spielte mich einfach an die
Wand. Er war nämlich jahrzehntelang Mitglied diverser ländlicher
Musikkapellen gewesen und so schwer bewaffnet. Souverän erledigte er
mit seinen kräftigen Verstärkern und riesigen Boxen mein
Aufbegehren.
„Smoke
on the water“ ging unter im Schmalz von „Rehbraune Augen hat mein
Schatz“. Viele dieser Schlager konnte ich durch die beharrliche
väterliche Zwangsbeschallung sogar auswendig. Noch heute lärmen sie
in meinen Ohren.