Reicht‘s der Mitte?
Dem schuldenfinanzierten Wachstum der chinesischen Wirtschaft geht die Puste aus
von Tomasz Konicz
Rund 6,6 Gigatonnen Beton! Damit ließe sich ganz Hawaii zubetonieren und in einen einzigen riesigen Parkplatz verwandeln, schwärmte Ende März die „Washington Post“ (WP). Diese schwindelerregende Menge des Baustoffs hat China laut den offiziellen Statistiken zwischen 2011 und 2013 verbraucht, womit die zum Dauerboom verdammte Volksrepublik binnen dreier Jahre mehr Beton produzierte als die USA im gesamten 20. Jahrhundert. Die Vereinigten Staaten hätten im vergangenen Jahrhundert 4,5 Gigatonnen Beton verbraucht, so die WP, wobei die offiziellen Zahlen aus Peking auch einer näheren Betrachtung durchaus standhalten würden – was ja längst nicht selbstverständlich ist. Die Angaben seinen „überraschend logisch“, da ein Großteil der chinesischen Infrastruktur erst im 21. Jahrhundert errichtet wurde und die Urbanisierung dieses bevölkerungsreichsten Landes der Welt rasant voranschreite. 1978 lebte nur ein knappes Fünftel aller Chinesen in Städten, 2020 werden es 60 Prozent sein.
Und dennoch scheint in dem Bericht vom 24. März („How China used more cement in 3 years than the U.S. did in the entire 20th Century“) die Ahnung auf, dass die kausalen Zusammenhänge dieses halsbrecherischen Wachstums anders, nämlich irrational gelagert sein müssen. Der chinesische Imfrastruktur- und Bauboom, der die Betonproduktion in astronomische Höhe katapultierte, wird von den sich zuspitzenden inneren Widersprüchen des Kapitalverhältnisses angetrieben, das ja bekanntlich aus uferloser, blinder und eigendynamischer Selbstverwertung besteht – alles andere ist nur Nebenprodukt. Auch dies illustrieren die in drei Jahren chinaweit verbauten 6,6 Gigatonnen Beton.
Dem entsprechen die Resultate dieses Booms, der keine alternative Urbanität, sondern unter Smogglocken erstickende Kopien westlicher Metropolen hervorbrachte. Es sind buchstäblich (bald) einstürzende Neubauten, die da zur Substituierung der stotternden Verwertungsdynamik aus dem Boden gestampft wurden. Rund ein Drittel des in der Volksrepublik verbauten Betons weise gravierende Qualitätsmängel auf, so dass die betroffenen Gebäude mittelfristig wieder eingerissen werden müssten, berichtete die WP. Zudem leide die Branche, die inzwischen für die Hälfte der weltweiten Betonproduktion und 2,5 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich ist – ähnlich anderen chinesischen Industriesektoren – unter gewaltigen Überkapazitäten, die in einer Phase „explosiven Wachstums“ aufgebaut wurden.
Dieses „explosive Wachstum“ des Immobiliensektors und der Infrastruktur, wie auch der hierfür produzierenden Industriesektoren, bildete den wichtigsten Motor der chinesischen Konjunktur – und es wurde in zunehmenden Ausmaß auf Pump realisiert. Chinas Aufschwung war schuldengetrieben. Letztendlich setzte eine ausufernde Kreditvergabe den Großteil der besagten 6,6 Gigatonnen Beton in die Verwertungsbewegung. Die „Werkstatt der Welt“, deren rasantes Wirtschaftswachstum jahrzehntelang durch den Exportsektor befeuert wurde, bildete eine halsbrecherische Verschuldungsdynamik aus, die zunehmend instabil wird. Die Zahlen sind eindeutig: Die Gesamtverschuldung der Volksrepublik (Staat, Finanz-, Industrie- und Privatsektor) lag 2008 bei 153 Prozent des BIP, aktuell sind es 282 Prozent. Selbstverständlich ist der Privatsektor für einen Großteil dieses Schuldenbergs verantwortlich, während der Staat kaum verschuldet ist. Doch dies war auch in Spanien oder Irland vor dem Krisenausbruch der Fall. Das Wachstum der Schulden übertraf dasjenige des BIP durchschnittlich um acht Prozent; dies liege „weit jenseits des Punktes, der für eine jede Ökonomie effizient wäre“, bemerkte die „Financial Times“. Zum Vergleich sei hier angemerkt, dass die Schuldenblase in den USA bei einer Gesamtverschuldung von 360 Prozent des BIP zusammenbrach, als die US-Immobilienblase ab 2007 platzte.
Die Anfänge dieser gigantischen chinesischen Defizitkonjunktur können relativ genau datiert werden: Mit dem Ausbruch der Finanz- und Weltwirtschaftskrise ab 2008, die durch eben jenes Platzen der US-Immobilienblase ausgelöst wurde, geriet auch das bisherige chinesische Wirtschaftsmodell in die Krise. Bis zu jenem Zeitpunkt beruhte das stürmische Wachstum der Volksrepublik auf der Exportindustrie, die mit einem Millionenheer billiger und gut ausgebildeter Arbeiter versorgt wurde. Die enormen Handels- und Leistungsbilanzüberschüsse Chinas, die bis zu zehn Prozent des BIP kurz vor Krisenausbruch erreichten, bildeten somit bis zum Ausbruch der Weltwirtschaftskrise die mit Abstand wichtigste Konjunkturstütze und die Quelle der gigantischen chinesischen Devisenreserven. Doch nach den massiven Wirtschafts- und Nachfrageeinbrüchen in den chinesischen Exportmärkten in den USA und insbesondere in Europa musste Peking reagieren: China legte ab 2008 das in Relation zur Wirtschaftsleistung weltweit größte Investitionsprogramm auf (es umfasste rund 12 Prozent des damaligen BIP!), das zum Ausgangspunkt der derzeitigen Schuldenblase wurde.
Seit 2008 ist die chinesische Konjunktur nicht mehr export-, sondern kredit- und investitionsgetrieben, während der Binnenkonsum weiterhin keine relevante Rolle spielt. Das Land wurde mit Infrastrukturprojekten überzogen und mit ganzen Geisterstädten zugepflastert, deren Wohneinheiten auch Jahre nach Fertigstellung leerstehen – weil sie als Spekulationsobjekte dienen oder schlicht keine Käufer finden. Ein Großteil des chineischen Kreditwachstums ist überdies auf den Schattenbanksektor zurückzuführen, in dem diverse Finanzakteure völlig unreguliert Kredite an Kreditnehmer zu erhöhten Zinssätzen vergeben, die im regulären Bankensektor keinen Kredit erhalten würden. Diese Schattenbanken spielten vor 2008 kaum eine Rolle. Dabei weiß eigentlich niemand so genau, welche Ausmaße der Schattenbanksektor – der mit dem offiziellen Bankensektor aufs Engste verflochten ist – bereits angenommen hat. Die unterschiedlichen Schätzungen schwanken hier zwischen einem Marktvolumen von umgerechnet 2,5 Billionen Euro (rund 40 Prozent des chinesischen BIP!) bis zu 4,4 Billionen.
Auch der Devisenschatz der Volksrepublik stellt gewissermaßen nur ein gigantisches finanzpolitisches Potemkinsches Dorf dar. Die chinesischen Devisenreserven (rund vier Billionen US-Dollar) können nicht im großen Ausmaß zur Krisenbewältigung eingesetzt werden, da dies automatisch zu deren Abwertung führen würde. Chinas durch Exportüberschüsse akkumulierte Devisenreserven sehen somit nur dann beeindruckend aus, solange sie nicht „angefasst“ und veräußert werden.
Die sich zuspitzende Spekulationsdynamik bringt eine zentrale Fehlentwicklung der stürmischen Modernisierung Chinas erneut zum Vorschein, die eigentlich schon seit Beginn der nachholenden kapitalistischen Modernisierung besteht und letztendlich nur die innere Schranke des Kapitals zum Vorschein bringt: Das chinesische Wachstum ist nicht selbsttragend. Bis zum heutigen Tag ist es der Führung in Peking nicht gelungen, die Binnennachfrage im ausreichenden Ausmaß zu beleben, um den Binnenkonsum zum wichtigsten Träger des Wirtschaftswachstums zu machen. Trotz aller graduellen Fortschritte in dieser Richtung – 2013 wuchs der Binnenhandel um 13,1 Prozent – sind die Folgen der Exportausrichtung noch nicht mal ansatzweise behoben. Der Anteil des Konsums am chinesischen BIP sank von gut 50 Prozent in den frühen 90er Jahren auf nur noch 35 Prozent 2011. Dies bedeutet – trotz der Herausbildung der chinesischen Mittelschicht – letztendlich, dass chinesische Lohnabhängige immer noch nicht im ausreichenden Ausmaß die Waren, die sie selbst produzieren, auch erwerben können.
Damit wird aber auch klar, dass Chinas Wachstum schon seit dem Beginn der kapitalstischen Modernisierung letztendlich auf Verschuldungsprozesse angewiesen war – nur wurden diese bis 2008 exportiert. Irgendwer musste ja die Waren kaufen, die Chinas Arbeiterschaft produzierte, ohne selber konsumieren zu können. Diese Exportüberschüsse Chinas resultierten in einem gigantischen Leistungsbilanzüberschuss, der 2007 den Spitzenwert von 10 Prozent des chinesischen BIP überschritt. Die chinesischen Exportüberschüsse waren somit nur möglich, weil sich die Zielländer dieser Exporte verschuldeten. (Das verhält sich übrigens im Fall des Exportüberschussweltmeisters Deutschland heutzutage genauso.) Dies geschah in Form der uns sattsam bekannten und mit Blasenbildung einhergehenden Defizitkonjunkturen in den USA und Europa, die China die Ausbildung von enormen Handelsüberschüssen und zur Anhäufung der riesigen Devisenreserven ermöglichten. Nach dem Platzen der Blasen in den USA und Teilen Europas – und dem Einbruch der chinesischen Handelsüberschüsse, die inzwischen niedriger sind als diejenigen Deutschlands – verlagerte China im Gefolge der gigantischen Konjunkturprogramme die Verschuldungsdynamik ins Binnenland. In Reaktion auf das Platzen der Blasen in den Absatzmärkten der chinesischen Exportindustrie initiierte Peking somit seine eigene Verschuldungsdynamik, die zum Wachstumsmotor wurde.
Wieso scheint aber eine rasche Belebung der Binnennachfrage im Reich der Mitte kaum machbar? Trotz aller Sonntagsreden chinesischer Parteifunktionäre, die immer wieder eine rasche Anhebung des Konsumniveaus propagieren, findet der immer wieder angemahnte rasche Anstieg des Anteils des Binnenkonsums am BIP nicht statt. Das ist nur unter Berücksichtigung der inneren Schranke des Kapitals zu verstehen, die durch die permanent fortschreitenden konkurrenzvermittelten Produktivitätssteigerungen errichtet wird.
Für die Beantwortung dieser Frage lohnt ein Blick ins südostasiatische Kambodscha, wo zum Jahreswechsel Streiks und Proteste von Textilarbeitern vom Militär zusammengeschossen wurden. Viele der gegen die landesüblichen Hungerlöhne von 80 US-Dollar demonstrierenden Arbeiter waren für chinesische Textilunternehmer tätig, die ihre Produktionsstätten nach Kambodscha verlagerten, da die kambodschanischen Arbeiter nur rund ein Drittel der Löhne ihrer chinesischen Kollegen erhalten. Das steigende Lohnniveau in China führt – ermöglicht durch die Globalisierung der Produktionsketten und das global erreichte Produktivitätsniveau – tendenziell zur Betriebsverlagerung oder Automatisierung. Somit kann das Millionenheer chinesischer Industriearbeiter nur bei Hunger- oder Niedriglöhnen auch weiterhin international konkurrenzfähig produzieren.
Die Grundannahme des Fordismus, wonach die Arbeiter zu den Konsumenten ihrer eigenen Waren würden, ist angesichts des global erreichten Produktivitätsniveaus längst hinfällig. Bereits jetzt sind viele der in China tätigen Exportunternehmen – wie etwa der wegen seiner brutalen Arbeitsbedingungen berüchtigte IT-Auftragsfertiger Foxconn – dabei, ihre Standorte aufgrund steigender Löhne in die unterentwickelten chinesischen Ostprovinzen oder gleich ins billigere Ausland zu verlagern. Foxconn-Chef Terry Gou kündigte bereits Anfang 2014 an, eine große Smartphone-Fabrik in Indonesien errichten zu wollen – und hauptsächlich mit Industrierobotern auszustatten. Dies soll nach dem Willen des Konzernchefs nur ein erster Schritt in Richtung einer umfassenden Automatisierungsoffensive sein. „Wir haben eine Million Arbeiter“, tönte Gou auf einer Investorenkonferenz Ende 2013, „in der Zukunft werden wir eine Million Roboter haben.“ Inzwischen ist eine Kooperation zwischen dem Internetgiganten Google – der vor kurzem die Roboterfirma Boston Dynamics übernommen hat – und Foxconn bekannt geworden, die gerade die schnelle Durchsetzung dieser Automatisierungswelle ermöglichen soll. Im Januar 2015 kündigte das taiwanesische Unternehmen folgerichtig an, erste „Einschnitte bei der Belegschaft“ vorzunehmen, wie Reuters meldete.
Nur bei absoluten Hungerlöhnen können somit die Arbeiter Chinas noch gegen die immer besser und billiger werdenden Roboter „konkurrieren“. Eine nachfrageorientierte Ausrichtung der chinesischen Volkswirtschaft nach dem Vorbild der westlichen Konsumgesellschaften der 50er oder 60er Jahre – bei der Chinas Arbeiter genügend verdienen würden, um die selbst produzierten Waren auch zu konsumieren – scheitert somit letztendlich absurderweise an dem hohen Produktivitätsniveau, das die globalisierte Weltwirtschaft inzwischen erreicht hat – mithin an der besagten inneren Schranke des Kapitals.
Das kreditbefeuerte Wachstum in China konnte dieser Werkstatt der Welt somit über einen Zeitraum von rund sieben Jahren weiterhin sehr hohe Wachstumsraten ermöglichen, obwohl die Bedeutung der Exportüberschüsse immer weiter zurückging und das hohe globale Produktivitätsniveau eine massive Anhebung der Binnennachfrage unmöglich machte. Bis jetzt lief es also noch ganz gut für die Volksrepublik. Doch entscheidend ist nicht diese kreditbefeuerte Aufstiegsphase, sondern der unweigerliche Fall, der jeder Blasenbildung folgt. Die Entwicklung in China ist Teil der globalen schuldenbefeuerten Blasenökonomie, in der das spätkapitalistische System verfangen ist.
Und der chinesischen Schuldenblase geht langsam die Luft aus, da die Relation zwischen Kreditaufnahme und Wirtschaftswachstum sich zusehends verschlechtert. Ein fallender Einkaufsmanagerindex, der als konjunktureller Frühindikator dient, deute auf ein Unterschreiten der Wachstumsziele der Regierung in Peking von sieben Prozent, meldeten chinesische Medien Ende März. Die Chinesische Akademie der Sozialwissenschaften prognostizierte für das erste Quartal ein Wachstum von lediglich 6,85 Prozent, hieß es in dem auf regierungsnahen Nachrichtenportalen veröffentlichten Bericht, in dem Vize-Ministerpräsident Zhang Gaoli von einem „erhöhten Abwärtsdruck“ sprach, dem die Wirtschaft ausgesetzt sei.
Dabei ist das mittels dieser Schuldenexzesse und Spekulationsblasen angefachte Wirtschaftswachstum tatsächlich für das staatskapitalistische China überlebenswichtig. Nur durch eine gefährlich hohe Wachstumsdynamik können die enormen sozialen Verwerfungen in China überbrückt werden: Es geht um die Aufrechterhaltung einer Koexistenz von Hunderten von Millionen verelendeter Landbewohner und Wanderarbeiter, einer um ihren neu errungenen Lebensstandard besorgten Mittelklasse und einer herrschenden Staatsoligarchie mit politisch gut vernetzten Milliardären. Der halsbrecherische kapitalistische Modernisierungskurs der chinesischen Führung gleicht dem berühmten Ritt auf dem Rücken des Tigers. Erlahmt die entfesselte Dynamik der kapitalistischen Modernisierung, so droht diese nicht nur an ihren inneren systemischen, sondern auch an ihren sozialen Widersprüchen zu scheitern.
Die Verlangsamung des Wachstums geht mit einer Phase sinkender Immobilienpreise einher, die auf ein Ende der Blasenbildung auf dem überhitzten, durch die Entstehung besagter Geisterstädte gekennzeichneten Wohnungsmarkt hindeuten könnte: Im Januar sanken die Preise in den Großstädten um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, im Februar waren es 5,7 Prozent. Beachtlich ist dieser Fall vor allem deswegen, weil Peking ihn diesmal nicht bewusst betreibt, wie mehrfach in der Vergangenheit, sondern gerade eine Belebung des Immobilienmarktes anstrebte. Im vergangenen September berichtete das „Wall Street Journal“ über massive Erleichterungen bei der Kreditvergabe seitens der chinesischen Regierung, um damit dem „leidenden Immobilienmarkt“ zu stützen und unter anderem den Käufern von „Zweithäusern“ die Kreditaufnahme zu erleichtern. In der Volksrepublik setzte übrigens bereits eine Art Blasentransfer ein, da der schwächelnde Häusermarkt zu einer Verlagerung der Investitions- und Spekulationstätigkeit auf die Aktienmärkte führte, die – trotz konjunktureller Verlangsamung – einen enormen Boom erleben. So hat etwa der Shanghai Index seit vergangenem November um mehr als 50 Prozent zugelegt. Solche Blasentransfers sind auch aus der Aufstiegsphase der US-Defizitkonjunktur bekannt, als die geplatzte Dot-Com-Blase nahtlos in die Immobilienspekulation überging.
Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass die Blase in China sofort platzen muss, da Peking dank eines größtenteils unter Staatskontrolle gehaltenen (offiziellen) Bankensektors sehr schnell intervenieren und bei Bedarf aufbrechende Krisenerscheinungen mit Milliardeninfusionen überbrücken kann. Als Mitte März die chinesische Immobiliengruppe Evergrande Real Estate Group unter einem Schuldenberg von umgerechnet 20 Milliarden US-Dollar zusammenzubrechen drohte, erhielt er umgehend Notkredite in Höhe von 16 Milliarden US-Dollar, die einen unkontrollierten Zusammenbruch, der sich zu einer Marktpanik hätte ausweiten können, erfolgreich verhinderte. Peking reagierte bislang in allen ähnlich gelagerte Fällen auf eben diese Weise: mit Geldspritzen für alle, die es sich leisten können – also mit einem immer weiteren Aufpumpen der Blase. Die Folgen dieser Zwangslogik äußern sich auch in satten Kurssprüngen der Aktien der betreffenden Unternehmen bei der Ankündigung der jeweiligen Bailouts. Dieser Zusammenhang illustriert die Ausweglosigkeit der chinesischen Wirtschafts- und Geldpolitik, die zu einer Geisel der Verschuldungsdynamik in China geworden ist. Der Staat kann nur noch versuchen, die mit dem Platzen der Blase einhergehende Panik hinauszuzögern – um den Preis von deren weiterer Aufblähung. Chinas Führung ist letztendlich zur Geisel der von ihr mit den 6,6 Gigatonnen Beton in Bewegung gesetzten Defizitkonjunktur geworden, deren Aufrechterhaltung sich immer schwieriger gestaltet.
Erstveröffentlichung in konkret 05/15