Einlauf Streifzüge 62
von Franz Schandl
Normal ist, dass das, was heute normal ist, in oft gar nicht so ferner Zukunft als völlig verrückt erscheint. Die Demokratie wird einstmals dechiffriert sein als die Formation, in der die Nötigung sich als Freiheit aufspielte. Und in historischen Seminaren wird man beraten, warum sich das die Leute gefallen lassen haben. So zumindest die Prognose.
Ob wir uns mit unserer harschen Attacke auf die Demokratie nicht ins Abseits schießen? Kann sein, aber was soll’s. Erstens sind wir sowieso dort und zweitens werden auch die gesellschaftlichen Verhältnisse immer abseitiger. Wir sitzen im Out und sehen den Gespensterschlachten der Politik zu. Den Mund halten wir allerdings nicht.
Nicht nur democrazy erscheint die Demokratie, sondern zusehends auch als Dämokratie, eine Geisterherrschaft, die ganz bleiern über der Gesellschaft liegt und Perspektiven verstellt, weil sie stets falsche Fährten legt. Uns geht es darum, gerade auch in diesem verminten Feld Tabus zu brechen. Wir wollen also in Frage stellen, was in Frage zu stellen ist, aber nicht in Frage gestellt werden darf. Außerdem kann so wieder einmal sehr kenntlich gemacht werden, dass wir dezidiert keine Vertreter eines „lebendigen Linksliberalismus“ (Robert Misik) sind. Nie und nimmer. Hier nicht verwechselt zu werden, ist uns ein inhaltliches, aber auch ein emotionales Anliegen.
Kann man wirklich gegen Demokratie und Diktatur sein? Man kann, denn wir sind. Eben deswegen, weil. Darüber mehr in dieser Ausgabe, die nicht die letzte sein wird. Die Herausgabe der Streifzüge für 2015 ist gesichert. Dank an alle, die dies ermöglich(t)en. Was aber niemanden von diversen Schöpfungen und Schenkungen abhalten sollte, im Gegenteil…