Ortsregister. Ein Glossar der Gegenwart REZENS
von Lorenz Glatz
Nadine Marquardt, Verena Schreiber (Hg.): Ortsregister. Ein Glossar der Gegenwart. transcript-Verlag 2012, 320 Seiten, ca. 26,80 Euro |
Eine Sammlung grundlegender Texte zur Raumtheorie liegt seit geraumer Zeit bei suhrkamp (taschenbuch wissenschaft 1800) vor. Der „spatial turn“, die Untersuchung der Phänomene nach ihrem räumlichen Zusammenhang, hat in den letzten Jahrzehnten auch die sogenannten Geistes- und Kulturwissenschaften erfasst.
Im „Ortsregister“ sind 46 Aufsätze von „Asyl“ bis „Zeit“ versammelt, ein Verzeichnis von Orten, deren Begehung auch eine Annäherung an die vielfältigen räumlichen Muster und Verflechtungen der Gegenwart verspricht. Es geht nicht um eine Intervention in wissenschaftliche Debatten, sondern um einen „Blick auf eine Vielzahl alltäglicher und unbekannter, umstrittener und umkämpfter, verheißungsvoller und exklusiver Räume und Orte“. Ein forschender Blick wird auf diverseste Orte geworfen, von Gated Community oder Finanzparkett bis Lager und Land Grabbing, von Offshore und Spekulationsblase bis Maquiladora und Reservat. Aus kühler Distanz oder aus eigenem Erleben, mit Interesse an Zusammenhängen und Funktionsweisen bzw. Dysfunktionalitäten, oft mit dem Motiv der Abschaffung oder Änderung.
Die verschiedensten „Lesewege“ machen Sinn. Ob in willkürlich-alphabetischer Anordnung oder entlang der Entfaltung der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise oder auch „durch das Dickicht der Natur- und Kulturverhältnisse“ oder auf anderen Zusammenhängen, die sich beim Lesen erschließen mögen. Ob hier oder dort entlang, fruchtbar und oft überraschend ist die Lektüre allemal.
Lorenz Glatz