Schaukeln

von Lukas Hengl

Eine Schaukel schwingt zwischen Himmel und Hölle, zwischen Tier und Gott. Sie schwingt von der Ewigkeit unseres Bewusstseins zur Endlichkeit unseres Körpers. Sie schwingt von Libido zu Agape, vom Singen zum Furzen – und wieder zurück. Nennen wir sie die Lustschaukel.

Warum wir Menschen schon seit Jahrtausenden versuchen von ihr hinunter zu springen und so womöglich das Schönste versäumen, ist mir ein Rätsel. Es scheint, wir wollten nicht akzeptieren, dass Leben so ein wackeliger, dualer Zustand ist, in welchem sich entfernt, wonach wir streben und umgekehrt. Sehen wir uns selbst doch an: Indem wir Menschen alles daran setzen, anders zu sein als das Tier, und danach streben, unsterblich zu werden, den Göttern gleich, fallen wir selbst noch unter das Ansehen jenes.

Das Schaukeln in Bejahung des wackeligen Hinundher von Angst zu Liebe, von Großmut zu Engstirnigkeit und wieder zurück – wäre es nicht das eigentlich Lustvolle? Lust und Leid blieben zwar weiterhin entgegengesetzt, würden sich aber viel eher in Frohsinn und Akzeptanz auflösen. In diesem Zustand dann bräuchte man nicht mehr das Tier vor sich und den anderen und die anderen nicht vor einem selbst verstecken.

Warum uns die Lust ein Dorn im Auge ist? Weil sie uns an unsere tierische, endliche Natur erinnert. Ihr gegenüber fühlen wir uns so erhaben. Dabei ist der Unterschied zum Tier gering. Man könnte sagen, er wäre nichts weiter als T-Shirt und Jeans. Und doch, etwas ist anders, wir belügen uns selbst.
Mut zum Schaukeln! Mut zur Wirklichkeit! Denn, sehen wir nur, was ist: Wir sind ein Haufen Fleisch auf einem Haufen Steine, und doch ist alles voll Wunder und Geheimnis. Wir sind nackt und verloren, voller Bedürfnisse und Ängste, und doch auch voll Liebe und Eintracht.  Ich las: Wer Liebe kennt, sucht nicht nach Gott. Klingt uns hier nicht schon das Unendliche an? Warum also diese ganze Maskerade? Warum das Versteckspiel vor sich und den Anderen?
Sehen wir, was ist: Das Schaukeln ist des Lebens Lust!