Selbstversorgung mit Biomasse? Unmöglich?
von Andreas Exner
„Selbstversorgung mit Biomasse? Unmöglich!“ – so betitelt die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ (30.11.2011) ihren mehrseitigen Bericht zum Buch „Kämpfe um Land. Gutes Leben im post-fossilen Zeitalter„, das auf dem KLIEN-Projekt „Save our Surface“ beruht.
Das Rufzeichen indes ist durch ein Fragezeichen zu ersetzen. Denn wie es richtig im Artikel heißt: eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien und Rohstoffen sowie mit Lebensmitteln ist etwa in Österreich – als Beispiel für eine mitteleuropäische Region – möglich.
Allerdings nur bei drastisch verringertem Energie-, Stoff- und Fleischkonsum.
Der Biomasse kommt dabei nicht die alleinige, aber eine wesentliche Rolle in der Energieversorgung – und für die Bereitstellung von Rohstoffen – zu.
Das muss keineswegs einen Verzicht bedeuten. Ganz im Gegenteil: es kann zu einem Zugewinn an Lebensqualität führen und unnötige Arbeit verringern. Dafür freilich sind soziale Basisinnovationen nötig, die das herrschende Wirtschaftssystem überwinden, das auf Markt und Lohnarbeit (und damit auf Wachstum) beruht.
Um aus dem Biomasse-Kapitel in „Kämpfe um Land. Gutes Leben im post-fossilen Zeitalter“ zu zitieren:
Rolf Peter Sieferle sah die energetische Revolution der fossilen Stoffe als Aufschluss eines „unterirdischen Waldes“, der die Holzkrise der frühen Neuzeit bewältigen half. Am Ende des fossilen Zeitalters kann man nicht mehr im gleichen Maß auf den oberirdischen Wald ausweichen. Der Energiekonsum ist gegenüber der frühen Neuzeit gewaltig angestiegen. Anders als eine einfache Rückkehr zu den organischen Wurzeln des menschlichen Energiesystems muss die neue biobasierte Energie- und Rohstoffbereitstellung daher in einem System der sozialen Kooperation stattfinden. Sonst wird die globale Gesellschaft, die zwar nicht politisch, jedoch ökonomisch und damit ökologisch längst besteht, in einer katastrophischen Ausweitung von Landkonflikten zerreißen.