Lerne, soviel du kannst! Helfen wird es trotzdem nicht

von Daniela Holzer

Lerne lebenslang! In dieser Proklamation ist die Rede von Nützlichkeiten und Notwendigkeiten, von Programmen und Planungen, von Instrumentarien und deren Wirksamkeiten. Emotionslos und mit ernstem Unterton wird proklamiert, dass lebenslanges Lernen unumgänglich sei: zur beruflichen Weiterentwicklung, zur Senkung von Beschäftigungslosigkeit, zur Sicherstellung von Wohlstand und Fortschritt etc. Mit passend interpretierten Datenmaterialien wird dies unterfüttert und so regelmäßig in Äußerungen von politischen EntscheidungsträgerInnen, Interessensvertretungen und Unternehmensführungen propagiert, dass kaum noch Zweifel an der Realität aufkommen. Genauere Betrachtungen zeigen jedoch damit verbundene Illusionen, Täuschungen und Fiktionen.

Ich erlaube mir, von einem vereinfachten Begriff der „Fiktion“ auszugehen, der in vielen Aspekten mit illusionären und täuschenden Aussagen synonym stehen kann. Als fiktiv bezeichne ich die Erzählung des lebenslangen Lernens insofern, als einiges an Kreationen mit einfließt, die nicht eines realen Kerns entbehren, sich aber dennoch der Realität entheben, indem (auch) Annahmen und Vorstellungen verbreitet werden, die einer kritischen, realistischen Überprüfung nicht standhalten, selbst unter der Voraussetzung, dass Realität als brüchig und uneindeutig verstanden wird. Im Unterschied zu künstlerischen Fiktionen, die als solche erkennbar sein sollen, sehe ich bei Fiktionen im gesellschaftlichen Kontext fließende Übergänge zu Illusionen und Täuschungen: Der fiktive Charakter kann mit entsprechenden Kenntnissen und kritischer Reflexion offensichtlich werden, bleibt aber dennoch für viele verborgen. Die Fiktionen werden selbst von den verbreitenden ProtagonistInnen teilweise als Realität verstanden. Gleichzeitig lassen sich aber auch viele handelnde Personen und Institutionen ausmachen, die diese Realität mit ihren fiktiven Erzählungen vom lebenslangen Lernen gezielt verschleiern und nach ihren Interessen formen wollen. Fakten werden verdreht, missinterpretiert, ignoriert. Realitäten werden ausgeblendet, wegdiskutiert und verschwiegen.

Fiktion 1: Lerne und Du wirst erfolgreich sein!

In verschiedenen Ausformulierungen findet sich die Grundaussage: Lerne und Du wirst erfolgreich sein! Ob nun Weiterbildungskurse damit verkauft werden – der marktförmige Charakter des Weiterbildungsgeschehens klingt bereits durch – oder in diversen Karriereseiten diese Aufforderung platziert wird, die Stoßrichtung bleibt die gleiche: Bemühe Dich um Weiterbildung, sei ständig lernbereit und -willig, und wenn Du das Richtige zur richtigen Zeit gelernt hast, wird dem beruflichen Erfolg nichts im Wege stehen. Damit wird eines deutlich: Wenn von lebenslangem Lernen die Rede ist, ist damit selten alles Lernen über die gesamte Lebensspanne gemeint, sondern in erster Linie berufliche Weiterbildung. Entstehungskontext dieser Konnotation sind zum einen bildungspolitische Programme, unter anderem der EU, in denen lebenslanges Lernen weitgehend mit Weiterbildung gleichgesetzt und von einem wirtschaftlichen Interesse ausgehend berufliche Aspekte in den Vordergrund gerückt werden.

Auch wenn in jüngeren Programmen eine Erweiterung des Begriffs stattgefunden hat, bleibt die beschäftigungsbezogene Konnotation dennoch aufrecht, z.B. sei aktive Teilhabe an der Gesellschaft nur über Beschäftigungsbeteiligung erreichbar (vgl. Europäische Kommission 2006). Zum anderen zeigt die Entwicklung im Weiterbildungsgeschehen auch abseits politischer Programme eine eindeutige Tendenz zur Vorherrschaft beschäftigungsbezogener Lernaktivitäten. Ich verwende die Begriffe des lebenslangen Lernens und der Weiterbildung daher auch gezielt in diesem berufsorientierten Verständnis. Von der historischen Entstehung der Erwachsenenbildung als eines emanzipatorischen und politischen Projekts ist nicht mehr viel übrig. Zudem ist in letzter Zeit wahrnehmbar, dass der Begriff des „Lernens“ wieder verstärkt Anwendung findet. Ich wage die These, dass ein Grund darin liegt, dass „Lernen“ leichter instrumentalisierbar ist und scheinbar frei von Interessen verstanden und eingesetzt werden kann.

Wenn es also heißt, Lerne und Du wirst erfolgreich sein, werden fiktive Annahmen mittransportiert. Zunächst wird vermittelt, dass beruflicher Aufstieg durch Weiterbildung und Lernen möglich sei. Bezug genommen wird dabei auf Beispielkarrieren, die allerdings eher selten sind. Hingegen verweisen inzwischen viele Studien darauf, dass beruflicher Aufstieg durch Weiterbildung kaum möglich ist, dass Gehaltserhöhungen oder andere Vorteile kaum erreicht werden. Vielmehr zeichnet sich ab, dass Weiterbildung manchmal gerade noch dazu dienen kann, den Verbleib am Arbeitsplatz zu sichern.

Zur Nährung der Fiktion werden Daten gezielt missinterpretiert: Aus der geringeren Beschäftigungslosigkeit von AkademikerInnen wird vom Arbeitsmarktservice, von der Bildungspolitik, aber auch von diversen Kammern inklusive jener, die sich für die Interessen der Beschäftigten einsetzen sollte, der Schluss gezogen: Höhere Qualifikation vermindert Beschäftigungslosigkeit, ergo verringert Höherqualifizierung die Beschäftigungslosenquote. Diesen Aussagen und dem damit verbundenen Versprechen an beschäftigungslose Menschen, durch Weiterbildung Zugang zur Beschäftigung zu erhalten, stehen gleich mehrere Realitäten entgegen: Selbst bei noch so hoher Lernaktivität entstehen keine neuen Arbeitsplätze und das Verhältnis offener Stellen zu beschäftigungssuchenden Menschen verschiebt sich dadurch nur in unerheblichem Ausmaß. Zudem zeigt sich, dass formale Qualifikationen bei Bewerbungen zwar vorausgesetzt werden, weitere angeblich notwendige soziale und persönliche Kompetenzen aber selten ausschlaggebend sind. Wirksamer sind hier vielmehr soziale, symbolische und kulturelle Kapitalien im Sinne von Bourdieu. Der Aufforderung zu lernen und dem Versprechen individuellen Erfolgs stehen also reale, vor allem strukturelle Bedingungen entgegen, die jene als Fiktion entlarven.

Fiktion 2: Lernen nützt Dir!

In der zweiten Fiktion, Lernen nützt Dir, klingen zwei Aspekte durch: Lernen ist nützlich und Lernen ist vor allem für das lernende Individuum von Vorteil. Abgesehen von der gerade beschriebenen meist nur geringen Nützlichkeit steht nun aber die individualisierende Argumentation im Vordergrund. In bildungspolitischen Programmen ebenso wie in Marketingstrategien für Weiterbildungsangebote und in der wissenschaftlichen Diskussion wird häufig der individuelle Vorteil in den Mittelpunkt gerückt. Lernen und Weiterbildung können zwar grundsätzlich als individueller Aneignungsprozess, nicht aber losgelöst vom sozialen Umfeld und gesellschaftlichen Bedingungen verstanden werden. Solidarisches Handeln oder die Bekämpfung von Ungleichheit sind sogar in manchen Bildungsverständnissen explizite Orientierungspunkte.

In der nun vorherrschenden beruflich und utilitaristisch orientierten Weiterbildung werden diese Gesichtspunkte aber ausgeklammert und zurückgedrängt, werden individuelle Perspektiven betont. Befragt nach realistischer oder fiktiver Substanz gilt es festzuhalten, dass – neben der schon erwähnten geringen nützlichen Auswirkung – der Individualisierung eine strategische und eine thematische Dimension innewohnt. Die strategische Dimension äußert sich darin, solidarisches und an strukturelle Bedingungen gekoppeltes Denken und Handeln zu verhindern und die individuelle Konkurrenz- und Leistungsdimension zu betonen. Die thematische Dimension aber ist ebenso tiefgreifend: Es wird suggeriert, dass jedes Lernen subjektiv sinnvoll sei. Betrachten wir aber die thematischen Ausrichtungen an beruflicher Verwertbarkeit und der Nutzung von „Humankapital“, so wird deutlich, dass in erster Linie jene Kräfte von dieser Weiterbildung profitieren, die sich Profite, Ressourcenoptimierung und Produktivitätssteigerung erwarten. Von ökonomischem Vorteil ist, auf eine große Masse gut qualifizierten und lernwilligen Personals zugreifen zu können, dieses dann allerdings dequalifizierend einzusetzen, gering zu bezahlen und auszuscheiden, wenn es „verbraucht“ ist. Die Fiktion individuellen Nutzens zeigt sich auch darin, dass vermutlich viele Erwachsene – hätten sie wirklich die Wahl – nur geringes persönliches Interesse aufbringen würde, ihre Kenntnisse in Prozessmanagement, CNC-Fräsen oder Marketing zu vertiefen.

Fiktion 3: Wenn Du Lernen willst, kannst Du auch!

Eine Fiktion, die ebenfalls in engem Zusammenhang zu den beiden bisher diskutierten steht, ist die Aussage: „Wenn du willst, kannst Du auch!“ Damit wird vermittelt, dass Motivationen und individueller Leistungswille ausschlaggebend für die Inanspruchnahme und erfolgreiche Absolvierung von Weiterbildungsmaßnahmen sind. Gleichzeitig wird die Verantwortung damit wieder individualisiert und ebenso ein eventuelles Scheitern. Genauere Analysen von Weiterbildungsteilnahme und -abstinenz zeigen hingegen, dass weiterhin Benachteiligungen, strukturelle Barrieren und strategische Hindernisse zu Exklusionen führen. Unterstützungen, Angebotsstrukturen, Möglichkeiten etc. sind ungleich verteilt. Insbesondere von Benachteiligungen betroffene Gruppen sind: Frauen, Personen mit Pflichtschulabschluss, MigrantInnen, Personen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen, Menschen in Beschäftigungen mit wenig Handlungsspielräumen etc. (vgl. Holzer 2004). Hier individuellen Willen als einziges Hindernis hervorzuheben, gleicht einer zynischen Ignoranz einer Systematik, die zwar Teilhabe verlangt, Ausschluss aber systematisch betreibt.

Fiktion 4: Lernen ist notwendig! Lernen an sich ist gut und sinnvoll!

In dieser Fiktion bewegen wir uns noch stärker von der individuellen Ebene weg hin zu einer strukturellen und inhaltlichen Dimension. Weiterbildung und lebenslanges Lernen wird als notwendig und per se gut und sinnvoll konstruiert, indem auf die Erfordernisse des Beschäftigungsmarktes, der Gesellschaft und – wieder – auf Sinnhaftigkeiten auf subjektiver Ebene rekurriert wird. In genauer analytischer Betrachtung handelt es sich eigentlich um zwei unabhängige Fiktionen. Ich fasse sie hier allerdings zusammen, weil sehr häufig die eine mit der anderen argumentiert wird. Eine Argumentationslinie lautet, dass gesellschaftliche Veränderungen, Fortschritt und ökonomische Entwicklungen ständiges Lernen erfordern, um nicht „hinterherzuhinken“, nicht „unter die Räder zu kommen“ und „mithalten zu können“. Die Rhetorik weist einen deutlich drohenden Unterton aus. Notwendig ist Lernen also nicht nur auf individueller Ebene, sondern wird strukturell und gesellschaftlich argumentiert. Lernen sei notwendig für Standortsicherung, für den Beschäftigungsmarkt, für wirtschaftlichen Fortschritt. Fatal und ebenfalls fiktiv ist die rhetorisch und strategisch hervorgerufene Konnotation dieser Notwendigkeit mit Lernen als hohem Gut an sich. Diese Verknüpfung rekurriert auf historische Entwicklungsprozesse von Bildungsverständnissen, die ihren Ausgangspunkt in humanistischen, aufklärerischen Idealen haben. Diese bürgerliche Bildungsvorstellung wirkt bis heute fort, ist aber nicht mit aktuell vorherrschenden nutzbarkeitsorientierten und berufsbezogenen Weiterbildungsforderungen in Einklang zu bringen. Diese Konnotation erschwert jedoch, der Argumentation von Notwendigkeiten zu widersprechen, da sich das Gegenüber darauf berufen kann, dass doch wohl zumindest die grundsätzliche Sinnhaftigkeit von Lernen und Weiterbildung nicht in Frage zu stellen sei.

Insbesondere handelnde Personen der Bildungswissenschaft und -praxis ziehen sich häufig auf diese Argumentation zurück, ohne weiter zu differenzieren, von welcher Weiterbildung und welchem Lernen im jeweiligen Zusammenhang die Rede ist. So wird gerade die Fiktion der grundsätzlichen Sinnhaftigkeit von jenen Personen hochgehalten, die als FachexpertInnen wesentlich an der Gestaltung von Lern- und Bildungsprozessen mitwirken. Die eigene Disziplin kritisch zu reflektieren und bei Bedarf radikal zu hinterfragen scheint besonders schwer zu fallen, wird damit doch gleichzeitig das eigene Handeln und sogar die eigene Person in Frage gestellt.

Lebenslanges Lernen und Weiterbildung sind aber nicht per se notwendig oder sinnvoll. Da die Notwendigkeit mit kapitalistischen Interessen argumentiert wird, würde sich diese erübrigen, sobald andere Produktionsbedingungen und -verhältnisse durchgesetzt werden könnten. Außerdem zeigt sich, dass Weiterbildung nicht die suggerierte Wirkung hat: z.B. werden Standortverlegungen nicht von Weiterbildungsanstrengungen beeinflusst, sondern von ganz anderen Kräften und Bedingungen. Ebenso ist Sinnhaftigkeit von Interessen bestimmt und in historische und gesellschaftliche Zusammenhänge eingebettet und entsprechend veränderlich und kontextgebunden. Dass selbst unter derzeitigen Bedingungen Weiterbildung für Erwachsene nicht sinnvoll sein muss, zeigen Studien zu Widerstand gegen Weiterbildung (vgl. Bolder/Hendrich 2000, Faulstich/Bayer 2006). Es ist also die Frage zu diskutieren, welches Lernen wofür und für wen notwendig und sinnvoll ist.

Fiktion 5: Lernen löst…!

Eine letzte Fiktion sei noch angesprochen: Lernen und Weiterbildung habe Lösungskapazität für beinahe jede gesellschaftliche Problemstellung. Vom erklärten Einfluss auf Beschäftigung habe ich bereits gesprochen, hier seien noch beispielhaft ein paar weitere Problemlagen angeführt, denen mit Lernen begegnet werden soll. Diese reichen von betrieblichen Abläufen über ökologische Probleme bis hin zu sozialen Problemlagen, z.B. in Bezug auf Minderheiten oder Randgruppen. Bei Beschwerden werden KundInnen besänftigt, indem betriebliche Schulungen versprochen werden. Müll-, Abgas- oder Energieprobleme führen zu Rufen nach dem Lernen von ökologisch nachhaltigem Handeln. Schwierigkeiten im sozialen Zusammenleben unterschiedlicher Lebensentwürfe erfordern angeblich vor allem Lernanstrengungen (zumeist auf Seiten der „Problem“gruppe).
Ich möchte nicht widersprechen, dass Bildung ein Mittel sein kann, gegenseitiges Verständnis und solidarisches Zusammenleben zu fördern oder für ökologisches Handeln zu sensibilisieren. Dies sind allerdings Bildungsprozesse, und Bildung verstehe ich als Ermöglichung von kritischen, reflexiven Auseinandersetzungen, von Erkenntnisprozessen, um Komplexitäten zu durchschauen und zu verstehen und von Handlungserweiterungen, die auch widerständige Praktiken miteinschließen. Aber auch hierin sind Fiktionen eingewoben, denn Bildung allein wird ohne soziale Aktion kaum emanzipatorischen Charakter entwickeln können. Dennoch: Von Bildung in kritisch-emanzipatorischem Sinn ist selten die Rede, sondern vielmehr von Lernprozessen im Sinne von Instrumentarien, die selektiv auf bestimmte Themen und Problemsituationen beschränkt bleiben und lediglich der Aufrechterhaltung der aktuellen gesellschaftlichen Verfasstheit dienen. Sowohl Lernen als auch Bildung sind aber in jedem Fall lediglich ein Teilaspekt gesellschaftlicher Einflussnahme.

Trotzdem wird an der Fiktion der Pädagogisierung gesellschaftlicher Problemlagen festgehalten. Obwohl wir prinzipiell immer lernen (das lässt sich kaum verhindern), ist das nicht dasselbe wie Lernen zum Prinzip zu erheben, mit dem alle Probleme gelöst werden können. Problemlösungen erfordern – meist sogar in hohem Ausmaß – strukturelle Eingriffe in Machtverhältnisse und Bedingungen. Was nützt die lernende Sensibilisierung für ökologisch sinnvollen Einkauf von ortsnahen Lebensmitteln, wenn lediglich die Wahl zwischen z.B. Knoblauch aus China oder Argentinien gegeben ist? Oder: Im Zuge einer Burnout-Prävention zu lernen, sensibel mit sich selbst umzugehen, ist nur Symptombekämpfung, solange Beschäftigungsbedingungen unverändert bleiben.

Die Moral von der Geschicht’: Hauptsache Lernen – oder nicht?

In den bisherigen Ausführungen sind die Hintergründe und Ziele der fiktiven Erzählung von lebenslangem Lernen bereits angeklungen. Sie sollen an dieser Stelle noch kurz auf den Punkt gebracht werden. Die Dimensionen reichen von dahinterliegenden kapitalistischen Verwertungsinteressen bis zu Techniken der Implementierung von Fiktionen im Alltag. Kreiert werden diese Fiktionen, um das Bild zu schaffen, dass dem Lernen nicht zu entrinnen sei. Dadurch entsteht eine normative Erwartung an die Einzelnen, sich ständig lernbereit und -willig zu halten. In den Erzählungen werden subjektive Vorteile versprochen, für Zuwiderhandeln wird subtil Strafe angedroht. Damit wird erreicht, ständig verwertbares „Humankapital“ zur Verfügung zu haben, und die Pflicht und das Risiko der Bereitstellung den Individuen überantwortet. Spätestens mit den Euphemisierungen subjektiver Vorteile und den gewollten Anklängen von Lernen und Weiterbildung als etwas Gutem und Sinnvollem werden gouvernementale Selbsttechniken implementiert, damit Erwachsene sich ihr Lernen sogar selbst auferlegen (vgl. Pongratz 2010). Anders Denken und Handeln kann so verhindert werden, denn es bleibt weder Zeit noch Energie noch Raum für Bildungsprozesse. Die Fiktionen werden aber hartnäckig weiter erzählt und als Realitäten akzeptiert und erhalten dadurch den Charakter gezielter Täuschungen. Diese gilt es kritisch aufzudecken und weiter die Frage zu verfolgen: Warum lernen und warum vielleicht auch nicht. Und vor allem auch: was? und wozu?

Literatur

Bolder, Axel / Hendrich, Wolfgang: Fremde Bildungswelten. Alternative Strategien lebenslangen Lernens, Opladen 2000.
Europäische Kommission: Erwachsenenbildung: Man lernt nie aus, Brüssel, 23.10.2006.
Faulstich, Peter / Bayer, Mechthild (Hrsg.): Lernwiderstände. Anlässe für Vermittlung und Beratung, Hamburg 2006.
Holzer, Daniela: Widerstand gegen Weiterbildung. Weiterbildungsabstinenz und die Forderung nach lebenslangem Lernen, Wien 2004.
Pongratz, Ludwig A.: Kritische Erwachsenenbildung: Analysen und Anstöße, Wiesbaden 2010.