Solidarische Ökonomie zwischen Markt und Staat.
Buchbesprechung
Streifzüge 48/2010
von Petra Ziegler
Ausgehend von Erfahrungen in Lateinamerika verdichtet sich seit einigen Jahren auch im deutschsprachigen Raum der Diskurs um neue Formen selbstbestimmter Produktion. Bedarfs- und Gemeinwesenorientierung, betriebliche Selbstverwaltung und die Ausrichtung an sozialen und ökologischen Kriterien sind bestimmende Merkmale „Solidarischer Ökonomie“. Das neue JEP bietet dazu fundierte Beiträge. Trotz spürbarer Sympathie für den Gegenstand ihrer Untersuchung weichen die AutorInnen widersprüchlichen Aspekten nicht aus.
Oftmals aus der Not geboren, zwischen Selbsthilfe und dem Anspruch auf gesellschaftliche Transformation, drohen die Initiativen einerseits von der marktwirtschaftlichen Konkurrenz zerrieben, anderseits von eben diesen Strukturen vereinnahmt zu werden. Bleiben die einzelnen Projekte für sich, geht die Selbstverwaltung nicht selten mit Selbstausbeutung einher.
Gelingt die Vernetzung, der Aufbau von „Produktionsketten“, kann sich ein Stück des Weges in Richtung einer demokratischen, egalitären und solidarischen Gesellschaft erschließen. An einer Reihe von Beispielen aus Brasilien werden Perspektiven und Herausforderungen „instandbesetzter Betriebe“ verdeutlicht, sehr differenziert auch die Darstellung der baskischen Industriekooperative Mondragón. Die Beiträge nehmen dabei ebenso die gesetzlichen Rahmenbedingungen wie die teils mangelnde Unterstützung seitens der Gewerkschaften in den Blick.
Mattersburger Kreis (Hg.):
Solidarische Ökonomie zwischen Markt und Staat
Mandelbaum Verlag, Wien 2009
124 Seiten, 9,80 EUR