Wir basteln eine Blase. Eine Geschäftsidee
Streifzüge 45/2009
von Peter Samol
Im Kern besteht eine Finanzblase darin, dass angelegtes Geld scheinbar in Vermögenswerten anwächst, während es faktisch in den Warenkonsum geht. Der wiederum führt zu Investitionen und Beschäftigung und hält so den maroden Kapitalismus einige Jahre am Halbleben. Dass dabei das angelegte Geld verbraucht wird, ist leider ein unvermeidlicher Nebeneffekt. Daher ist der Schein wachsender Vermögenswerte so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Am unvermeidlichen Ende sind dann alle entsetzt über den „großen Betrug“, dem sie vorher so willig aufgesessen sind, und fordern vehement strengere Regeln. Zugleich werden faktisch schon wieder Möglichkeiten für neue Blasen eröffnet.
So auch dieses Mal. Banken und Versicherungen stehen schlecht da, weil sie erworbene Wertpapiere zum derzeit schlechten Marktpreis verbuchen müssen. Der liegt weit unter dem Einkaufspreis. Um gigantische Milliardenabschreibungen zu verhindern, wurden im Oktober 2008 in den führenden Ländern die Bilanzregeln geändert. Nun dürfen Wertpapiere nach Einkaufspreis verbucht werden. Das schönt die Bilanzen und eröffnet zugleich die Möglichkeit einer neuen Finanzblase: Es könnte ein neuer Unternehmenstyp entstehen, nennen wir ihn „Bubble Saviour Enterprise“ (kurz BSE). Dieser gibt Papiere zu z.B. 100 € an Banken etc. aus, zahlt kurz darauf 90 € pro Papier unter einem Vorwand („Beratung“ kommt immer gut an) zurück und senkt ihren Wert entsprechend auf 10 € pro Stück. Alle gewinnen: Das BSE nimmt 10 € pro Papier ein, der Käufer hat für 10 € einen Buchungswert von 100 € eingekauft. Wenn nun diese Papiere verbrieft und Ansprüche darauf weiterverkauft werden, dehnt sich zumindest ein Bläschen. Die Anleger sind gewarnt? Ja, aber vergesslich sind sie auch.