EINlauf Wohnen
von Franz Schandl
Wohnen. – Ist das nicht ein fades Thema? Zwar tun wir es die ganze Zeit, doch denken wir darüber ernsthaft nach? Zum Wie? vielleicht, aber zum Was? und zum Warum?, da findet sich wenig. Wohnen scheint also tatsächlich eine „Hinterwirklichkeit“ (Kafka) zu sein – zwar von Bedeutung, aber ohne Herausforderung zu besonderer Betrachtung und gesonderter Begrifflichkeit. Spricht das nicht dafür, dass wir unseren unmittelbaren Lebenslagen doch etwas indifferent gegenüber stehen? Ja, die Kritik des Wohnens ist unterentwickelt, zweifellos.
Diese Ausgabe der Streifzüge will nun versuchen, dieser Indifferenz etwas entgegenzusetzen. Natürlich begeben wir uns damit auf ein Feld, das wir bisher fast gar nicht beackert haben. Doch das hat auch seine Reize. So ist es immer wieder notwendig, sich thematisch nicht zu beschränken und auch diverse Alltagsbereiche, die sich einem wahrscheinlich gerade aufgrund ihrer Unmittelbarkeit nicht und nicht aufdrängen, in Theorie und Praxis entsprechend zu berücksichtigen.
Selbstverständlich sind auch diese Streifzüge Streifzüge geworden. Sie können nicht alles abdecken, aber doch versuchen Akzente zu setzen. Manches war geplant, manches hat sich ganz zufällig ergeben. Andererseits gibt es zu wichtigen Fragen keine gesonderten Beiträge, etwa zur Wohnungspolitik oder zur Preisentwicklung am Wohnungsmarkt, zur Obdachlosigkeit oder zu den elendiglichen Wohn- und Lebensbedingungen in vielen Gegenden dieser Erde. Aber da kann ja noch etwas nachgereicht werden.
Wie dem auch sei, wir haben uns wie immer bemüht, eine ansprechende Nummer zu gestalten. In jeder Hinsicht wollen wir uns verbreitern und verbreiten. Punkto Wohnen kann das globale Ziel doch nur und bloß und lediglich darin bestehen, den „Fluch dieser nichtswürdigen Behausungsverhältnisse“ (Karl Marx) zu überwinden. Nichts weniger ist zu wollen als das gute Leben für alle.
P.S.: Mit dieser Ausgabe hat Françoise Guiguet unser Layout übernommen. Herzlichen Dank und willkommen!
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