Koalitionskarussell
von Franz Schandl
Das Ergebnis erinnert frappant an 1999. Auch damals wurden SPÖ und ÖVP kräftig zur Ader gelassen, die Haider-FPÖ hatte die ÖVP überholt und war Zweiter geworden. Nun ist es ganz ähnlich. Sozialdemokraten und Christlichsoziale sind noch ärmer als vor neun Jahren, haben gemeinsam gerade noch 55 Prozent. Die SPÖ kann sich zumindest des ersten Platzes freuen, daher feiern Werner Faymann und Genossen das schlechteste Resultat seit 1945 als Erfolg. Dank der Unterstützung des Boulevards ist man vorne geblieben. Die ÖVP hingegen hat gar nichts zu feiern, schon am Montag ist ihr Frontmann Wilhelm Molterer zurückgetreten. Sieger sind zweifellos die seit 2005 gespaltenen Freiheitlichen. FPÖ (Strache) und BZÖ (Haider) haben jeweils 7 Prozent zugewonnen und liegen zusammengerechnet bei 29 Prozent, ganz knapp hinter der SPÖ.
Wie gebannt werden nun alle auf das Koalitionskarussell starren. Die SPÖ möchte wieder mit der ÖVP, doch die ÖVP ziert sich, will vielleicht gar nicht oder wenn, dann mit FPÖ und BZÖ. FPÖ und BZÖ wiederum möchten lieber mit der SPÖ als mit der ÖVP. Für die auf den fünften Platz abgerutschten Grünen ist in diesem Szenario keine Rolle vorgesehen. Kontinuierlich zurück geht übrigens die Wahlbeteiligung. Erstmals sind die Nichtwähler zur größte „Wähler“gruppe geworden.
Freitag, 03.10.08