Umwege des Kommunismus
Wird die Steiermark nun kommunistisch oder noch nicht?
von Franz Schandl
Die drei bevorstehenden Landtagswahlen in der Steiermark, im Burgenland und in Wien werden zu einer empfindlichen Schwächung der schwarz-orangenen Koalition führen. Die christliche ÖVP wird aller Voraussicht nach in der Steiermark das erste Mal seit 1945 den Landeshauptmannsessel verlieren und auch in den anderen beiden Bundesländern nicht besonders gut abschneiden. Gleichzeitig wird Haiders BZÖ in keines dieser drei Länderparlamente einziehen können, und auch seiner einstigen Partei, der FPÖ, werden in Wien gerade Mal etwas über 5 Prozent prophezeit. Vor fünf Jahren waren das noch um die 20 gewesen.
Das beeindruckendste Wahlergebnis dieser Tage wird aber jenes der Kommunistischen Partei in der Steiermark sein. Der Einzug in den Landtag gilt als sicher. Nach Jahrzehnten wird der KPÖ ein veritabler Erfolg gelingen. Fragt sich nur, ob es bloß magere 5 oder satte 10 Prozent werden. Dazwischen wird sich wohl das Ergebnis einpendeln. Die Kommunisten könnten im Landtag und sogar in der Landesregierung zum Zünglein an der Waage werden. Denn auch in letztere werden sie, sind sie nur stark genug, aufgenommen werden müssen, setzen sich doch die meisten österreichischen Landesregierungen nach dem Proporz zusammen.
So etwas mag man partout nicht leiden. Daher leidet die Volkspartei auch stark darunter und lässt einmal mehr die rote Katze aus dem Sack. So erscheinen in den Tageszeitungen Anzeigen gegen KPÖ und Kommunismus, so werden in nächtlichen Aktionen KPÖ-Plakate überklebt. Die Not ist groß: der Wirtschaftsstandort ist bedroht, die Investoren werden ausbleiben, dem rechtliberalen VP-Wirtschaftsminister Bartenstein wird übel, wenn er nur daran denkt. Die Reputation der Steiermark in der Welt ist gefährdet, man muss sich international schämen. Es ist schon schlimm.
Derweil ist es doch umgekehrt. Nach den peinlichen Auftritten von Arnold Schwarzenegger oder Frank Stronach sind die Kommunisten angetreten, den Ruf der Steiermark zu retten, ihn nicht diesen Seilschaften zu überlassen. Dass den Kommunisten der Lebensstandort wichtiger ist als der Wirtschaftsstandort, liegt auf der Hand. Zu Fleiß denken sie immer zuerst an die Menschen und ihre Sorgen. Nutzen dürfte die antikommunistische Geiferei wenig, sie zeigt jedoch an, wie engstirnig aber energisch ein durchgeknallter Antikommunismus agiert, wenn er sich wirklich erschüttert fühlt. Wobei die Bedrohung selbstredend eine halluzinierte ist, im Gegensatz zu den anderen Parteien ist die KPÖ harmlos, aber hilfsbereit. „Fürchtet euch nicht! “ sagt sie und ihr Spitzenkandidat Ernest Kaltenegger schaut vertauenserweckend in die Runde. Natürlich gibt es Gründe, die KPÖ zu kritisieren, Perspektiven jenseits der sozialen Feuerwehr finden sich ja kaum. Aber gegen die unerträgliche Phalanx des auszuckenden Antikommunismus ist sie zu unterstützen.
Die Steiermark ist indes kommunistisch versippt, das ist es! Was war der Vater des austrocanadischen Multimilliardärs Frank Stronach? Nun, Kommunist ist der gewesen. Und was war der Vater des SPÖ-Spitzenkandidaten Franz Voves? Natürlich auch ein Kommunist. Und die obersteirische Nobelpreisträgerin? Natürlich eine Ex-KPÖlerin und noch immer Kommunistin. Und selbst die steirische Volkspartei ist laut Gerhard Hirschmann, ihrem einstigen Liebkind und jetzigen Gegenkandidaten eigentlich eine kommunistische Partei. Das sagte er zumindest nach dem fulminanten Erfolg der KPÖ (von 8 auf 21 Prozent) bei den letzten Grazer Gemeinderatswahlen. Man kann in keinen steirischen Wald gehen ohne einen kommunistischen Wurzelsepp zu treffen und in keine steirische Buschenschenke ohne von kommunistischen Trunkenbolden belästigt zu werden. Ehrlich. Da dachte man, mit 1989 sei alles vorbei und jetzt geht es wieder los. Noch dazu in der Steiermark. Tja, wie heißt es in einem bei den steirischen Genossen so beliebten Bibelzitat: Die Umwege des Kommunismus sind unergründlich.