Ob wir da mithalten können – mit Glücksgöttinnen und Heiterkeitshormonen?
Streifzüge 31/2004
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von Maria Wölflingseder
Eines der wesentlichsten Charakteristiken der Moderne: Der Tod wurde immer mehr verdrängt. Nun wird mittels Bio-Technologien – kostenintensiv – heftigst an der Unsterblichkeit des Menschen gebastelt. Könnte es sein, dass der Zwang zum Positiven Denken, der jegliche Reflexion, ja, jegliche Wahrnehmung der unweigerlichen leidvollen Begleiterscheinungen der herrschenden Verhältnisse fast völlig verhindert, damit in Zusammenhang steht? Traurig, melancholisch, depressiv zu sein, gilt als eines der größten Tabus – dies kritisiert sogar die etablierte Psychologie- Auch Gustav Mahler glaubte, sich von seiner Depression heilen lassen zu müssen. Sigmund Freud, den er aufsuchte, warnte ihn: er werde danach kaum mehr solch wunderbaren Symphonien komponieren können; worauf Mahler von seinem Vorhaben Abstand nahm.
Heute hat es fast den Anschein, je perverser die Verhältnisse werden, desto ungebrochener die Affirmation. Im letzten WeiberDiwan, der Rezensionszeitschrift der Wiener Buchhandlung Frauenzimmer, erfahren wir wie’s geht: „Das Buch , Die magische Kunst, das Glück zu locken‘ erzählt von Ritualen mit Glücksgöttinen und Heiterkeitshormone anregenden Kräutern, von Glückssymbolen, Träumen und Glücksorakelsprüchen, vom Glück in Märchen und Sagen und wie frau ihr eigenes Glücksnest bauen kann – damit das, was gerufen wird, auch kommt.“ Luisa Francia, seit 20 Jahren vorneweg in der Esoterik-Szene, Seminar-Anbieterin und Autorin unzähliger Bücher, weiß womit sie ihr Geldglück locken kann.
Was rät Frau Guru den Verhungernden in aller Welt? Millionen von Kindern wissen auch ohne ihre Ratschläge Klebstoff zu schnüffeln.
PS: Wer dennnoch glaubt, trauern zu müssen – am besten gegen Geld. Seit einigen Jahren, werden allerorts Trauerseminare angeboten. Alle (Trauer)Rituale wurden abgeschafft, um das Trauern nun gegen Geld anzubieten – schön separiert vom Alltag, abgeschottet von der Masse der normierten Happy-Peppy.